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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtzehnte Homilie. Kap. V, V.38-48.

6.

Nach all dem kommt er auch auf den herrlichen Glanzpunkt all seiner Gebote zu sprechen und sagt: „Betet für jene, die euch fluchen!“ Damit führt er uns direkt auf die höchste Höhe der Vollkommenheit. Sanftmütig sein ist leichter, als sich schlagen lassen; barmherzig sein leichter, als sein Kleid mitsamt dem Mantel hingeben; gerecht sein leichter, als Unrecht dulden; friedfertig sein leichter, als Misshandlungen tragen und gezwungen einem anderen folgen; ebenso ist es leichter, Verfolgungen zu erdulden, als den Verfolger auch noch zu segnen. Siehst du, wie er uns langsam bis in die Hallen des Himmels hineinführt? Welche Strafe möchten wir also wohl verdienen, wenn wir Gott nachahmen sollten und vielleicht nicht einmal den Zöllnern gleichkommen? Denn wenn sogar Zöllner, Sünder und Heiden es fertig bringen, diejenigen zu lieben, von denen sie geliebt werden, wir hingegen nicht einmal das tun1, welche Strafe wird uns da nicht treffen, wenn wir, anstatt die Schriftgelehrten zu übertreffen, selbst hinter den Heiden zurückbleiben? Sag mir, wie sollen wir da ins Himmelreich eingehen? Wie sollen wir jene heiligen Hallen betreten, wenn wir nicht besser geworden sind als Zöllner? Das hat Christus angedeutet mit den Worten: „Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?“

S. 337 Darum müssen wir auch seine Lehrweisheit am meisten bewundern, weil er überall für unser Tugendstreben gar reichlichen Lohn verheißt, so z.B. dass wir Gott schauen sollen, dass uns das Himmelreich zuteil werden soll, dass wir Kinder Gottes und Gott ähnlich werden, dass wir Barmherzigkeit finden werden und Trost und reiche Belohnung. Wo er aber auch die Bösen erwähnen muss, tut er dies in schonender Weise; denn in all diesen langen Reden erwähnt er die Hölle nur einmal. Auch an anderen Stellen belehrt er den Zuhörer mit milden, demütigen Worten, mehr mahnend als drohend, indem er sagt: „Tun nicht auch die Zöllner das gleiche?“, und:„Wenn das Salz schal geworden ist“2 , oder: „Er wird der geringste genannt werden im Himmelreich“3. Zuweilen will er auch da, wo er die Sünden an Stelle der Sündenstrafe erwähnt, dem Zuhörer die Schwere der Strafe zu verstehen geben. So, wenn er sagt: „Er hat mit ihr im Herzen einen Ehebruch begangen“, und: „Wer sie entlässt, ist schuld daran, wenn jemand mit ihr Ehebruch treibt“; ebenso: „Was darüber ist, ist vom Bösen.“ Für die Einsichtigen genügt es eben zur Besserung, wenn man ihnen statt der Strafe die Größe der Sünde vor Augen hält. Deshalb erwähnt Christus auch hier die Heiden und die Zöllner und beschämt seine Jünger durch die persönlichen Eigenschaften dieser Leute. Dasselbe tat auch Paulus, wenn er sagt: „Trauert nicht wie die anderen, die keine Hoffnung haben“4, und: „wie die Heiden, die Gott nicht kennen“5. Auch will der Herr zeigen, dass er nichts Übermäßiges verlangt, sondern kaum mehr als das, was alle tun; darum sagt er: „Tun nicht auch die Heiden dasselbe?“

Doch bleibt er hierbei mit seiner Rede nicht stehen, sondern beendet sie mit dem Hinweis auf den Lohn und auf die gute Hoffnung und sagt:

V.48: „Werdet also vollkommen, wie euer Vater, der im Himmel ist.“

Den Himmel erwähnt der Herr bei jeder Gelegenheit, S. 338 um durch ihn die Gemüter der Jünger anzuregen. Bis dahin waren sie eben noch zu schwach und zu irdisch gesinnt gewesen. So wollen denn auch wir all das Gesagte in Erwägung ziehen und auch gegen unsere Feinde große Liebe an den Tag legen! Wir wollen von jener lächerlichen Gewohnheit lassen, an der noch viele unverständige Leute festhalten, nämlich zu warten, bis diejenigen, die uns begegnen, zuerst grüßen, und nicht nach dem zu streben, was uns zufrieden und glücklich macht, dagegen das zu suchen, was lächerlich ist. Warum willst denn nicht du den anderen zuerst grüßen? Weil er darauf wartet, sagst du. Nun, dann solltest du dich gerade deshalb am meisten beeilen, um den Siegeskranz zu erringen. Nein, sagst du, denn gerade das wollte er ja. Aber gibt es wohl etwas Törichteres, als ein solches Benehmen? Gerade weil er die Absicht hatte, sagst du, mir einen Gewinn zu vermitteln, will ich die Gelegenheit nicht benützen! Wenn also der andere dich zuerst grüßt, so hast du kein weiteres Verdienst, wenn du ihn auch wieder grüßest; beeilst du dich aber, zuerst zu grüßen, so hast du aus dem Stolz des anderen Kapital geschlagen, und ob seines Unverstandes großen Gewinn erzielt. Wie wäre es also nicht überaus töricht, wo wir aus bloßen Worten so großen Nutzen ziehen können, den Gewinn preiszugeben und in den gleichen Fehler zu fallen, den wir an anderen tadeln? Denn wenn du ihm deshalb einen Vorwurf machst, weil er erwartet, dass die anderen ihn zuerst grüßen, warum tust du dann eben das, was du selber tadelst, und trachtest, als ob es etwas Gutes wäre, das nachzuahmen. Wovon du selber sagtest, es sei böse? Siehst du, wie es nichts Törichteres gibt als einen Menschen, der dem Bösen Herberge leiht? Darum bitte ich euch, fliehen wir dieser schlechten und unvernünftigen Gewohnheit! Dieses Übel hat schon unzählige Freundschaften zerstört und viele Feindschaften verursacht. Suchen wir gerade deshalb den anderen zuvorzukommen. Nachdem der Herr uns befohlen, von unseren Feinden Schläge, Zwang und Entblößung geduldig zu ertragen, welche Nachsicht verdienen wir da wohl, wenn S. 339 wir bei einem bloßen Gruße solchen Ehrgeiz zeigen? Du sagst, wir werden verachtet und verhöhnt, wenn wir ihm hierin zu Gefallen sind. Also, um nicht von einem Menschen verachtet zu werden, beleidigst du Gott? Damit ein unvernünftiger Mitknecht dich nicht verachte, missachtest du den Herrn, der dir soviel Gutes getan hat? Wenn es töricht ist für einen, der dir gleichgestellt ist, dich zu verachten, so ist es noch viel törichter, wenn du Gott missachtest, der dich erschaffen hat!

Außerdem bedenke aber auch dies: Wenn der andere dich verspottet, so verschafft er dir dadurch nur um so größeren Lohn. Es widerfährt dir ja dies um Gottes willen, weil du seinen Geboten gehorcht hast. Welche Ehre wird dir aber nicht dafür zuteil werden, welche Kronen! Ich möchte lieber um Gottes willen beschimpft und verachtet, als von allen Königen zusammen geehrt werden6. Diesem Ruhm kommt nichts, gar nichts gleich. Nach diesem Ruhme also wollen wir trachten, so wie Christus selbst es befohlen; wollen die Ehre der Menschen für nichts erachten, uns vielmehr in allem genau an seine Tugendvorschriften halten und darnach unser eigenes Leben einrichten. Dann werden wir die Freuden des Himmels und die überirdischen Ruhmeskränze schon hienieden erlangen, wenn wir wie Engel unter den Menschen leben,7 wie die engelischen Mächte auf Erden wandeln und uns frei halten von aller Begierlichkeit, frei von jeder Erregung des Gemütes. Und zu all dem werden wir auch noch die unaussprechlichen Güter empfangen, deren wir alle teilhaft werden mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, den Ehre, Macht und Anbetung gebührt zugleich mit dem ewigen Vater und dem Heiligen und guten Geist, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. denn wir tun es wirklich nicht, wenn wir den guten Ruf unserer Mitmenschen schädigen ↩

  2. Mt 6,13 ↩

  3. ebd 5,19 ↩

  4. 1 Thess 4,12 ↩

  5. 2 Thess 1,8 ↩

  6. Chrysostomus hat durch sein späteres Leben selbst gezeigt, dass dies bei ihm keine leeren Worte waren ↩

  7. wenn wir ↩

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