• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunzehnte Homilie. Kap. VI, V.1-15.

3.

Wie nun, fragst du, soll man also nicht in der Kirche beten? Ganz gewiss, aber gerade mit solcher Gesinnung. Gott sieht ja überall auf die Absicht unserer Handlungen. Du könntest ja auch in deine Kammer gehen und sie abschließen, und dies doch nur aus Eitelkeit tun, und so würden dir die geschlossenen Türen gar S. 347 nichts nützen. Beachte darum, wie genau der Herr auch hier unterscheidet, indem er sagt: „Damit sie von den Menschen gesehen werden.“ Wenn du also auch die Türen zuschließest, so will er doch, dass du zuvor auch die Türen deines Herzens verschließest. Von Eitelkeit frei zu sein, ist zwar immer gut, am meisten aber beim Gebet. Denn wenn wir ohnedies schon oft zerstreut sind und unsere Gedanken frei umherschweifen lassen, wie sollen wir da auf unser Gebet achten, wenn wir auch noch mit diesem Fehler in unsere Kammer hineingehen? Wenn aber wir selbst unser Bitten und Flehen nicht hören, wie können wir da von Gott verlangen, dass er es höre? Gleichwohl gibt es Leute, die trotz all dieser vielen und eindringlichen Ermahnungen sich beim Gebete so ungeziemend benehmen, dass sie, wenn man sie auch nicht sehen kann, sich doch durch ihre Stimme und ihr rohes Geschrei allen bemerkbar machen und sich selbst durch ihre Haltung und ihre Stimme der Lächerlichkeit preisgeben. Oder siehst du nicht, dass ein solcher Mensch, schon wenn er auf offener Straße unter lautem Geschrei um etwas bittet, denjenigen abstößt, von dem er etwas haben will? Benimmt er sich dagegen ruhig und anständig, so gewinnt er eher die Gunst dessen, der ihm ein Almosen geben kann. Verrichten wir also unsere Gebete nicht in ungeziemender Haltung, nicht mit schreiender Stimme, sondern mit Innigkeit des Herzens; nicht mit einem Schwall von Worten und Geschrei, und in der Absicht, die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, so dass wir auch die Nachbarn stören, sondern in aller Ruhe und Stille, mit zerknirschtem Herzen und mit innerlichen Reuetränen. Allein, du empfindest Schmerz in deiner Seele und kannst nicht umhin, nicht laut aufzuschreien? Ja, aber wer recht heftigen Schmerz empfindet, wird so beten und bitten, wie ich gesagt habe. So war ja auch Moses schmerzerfüllt; aber er betete in dieser Weise und ward erhört. Darum sagte auch Gott zu ihm: „Was rufst du nach mir?“1 . Auch Anna hat, ohne ihre Stimme hören zu lassen, alles erlangt, was sie wollte, da sie eben im S. 348Herzen zu Gott rief2 . Ja, Abel hat nicht bloß durch sein Schweigen, sondern selbst durch sein Sterben gebetet, und sein Blut rief lauter zum Himmel, als eine Trompete es vermöchte. Seufze also auch du so, wie jener Heilige; daran hindere ich dich nicht. Zerreiße nach des Propheten Geheiß, dein Herz und nicht deine Kleider3 . Aus der Tiefe deiner Seele rufe zu Gott; denn: „Aus der Tiefe habe ich zu Dir gerufen, Herr“4 . Von dem Grunde deines Herzens lass dein Flehen aufsteigen; ein Geheimnis mach aus deinem Gebete. Oder siehst du nicht, dass auch in Königspalästen aller Lärm verbannt ist und überall tiefes Schweigen herrscht? Auch du trittst ja gleichsam in einen Königspalast, nicht in einen irdischen, sondern in einen viel ehrfurchtgebietenderen, in den Palast des himmlischen Königs; benimm dich darum mit größter Bescheidenheit. Du stehst ja da mitten im Chore der Engel, bist der Genosse von Erzengeln und singst mit den Seraphim. Alle diese Engelchöre zeigen aber die größte Ehrfurcht in ihrer Haltung und singen mit heiligem Schauer vor Gott, dem König des Weltalls, ihr geheimnisvolles Lied und die heiligen Hymnen. Ihnen also geselle dich bei, wenn du betest, und suche ihr geheimnisvolles Leben nachzuahmen. Du betest ja auch nicht zu Menschen, sondern zu Gott, der überall zugegen ist, der dich hört, bevor du etwas sagst, der die Geheimnisse deines Herzens kennt. Wenn du so betest, wirst du großen Lohn dafür empfangen. „Denn“ heißt es, „dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vor aller Welt zurückerstatten.“ Der Herr sagte nicht: Er wird dir ein Geschenk machen, sondern: Er wird es dir zurückerstatten. Er hat sich ja selbst zu deinem Schuldner gemacht und dir auch damit hohe Ehre erwiesen. Und weil er selbst unsichtbar ist, so will er, dass auch dein Gebet verborgen sei. Daraufhin teilt er auch den Wortlaut des Gebetes mit:

S. 349

V.7: „Wenn ihr betet“, sagt er, „machet nicht viele Worte, wie die Heiden tun.“

Da der Herr vom Almosen sprach, wendet er sich nur gegen die Makel der Ruhmsucht, ohne etwas anderes hinzuzufügen. Auch sagte er nicht, wovon man Almosen geben solle, dass man z.B. nur von dem, was man durch eigene Arbeit rechtmäßigerweise verdient, nicht aber von Raub und Wucher geben dürfe. Hierüber waren eben alle vollkommen einig. Diesen Punkt hatte er auch schon früher aufgeklärt, indem er diejenigen selig pries, die hungern nach der Gerechtigkeit. Beim Gebete fügte er aber außerdem noch hinzu, man solle nicht viele Worte machen. Und wie er dort die Heuchler brandmarkte, so hier die Heiden, da er jedesmal den Zuhörer durch die Niedrigkeit solcher Leute beschämen will. Meistens schmerzt ja das am meisten und macht am ehesten Eindruck, wenn man mit verworfenen Menschen auf eine Stufe gestellt zu werden scheint. Darum schreckt er sie durch dieses Mittel ab, indem er hier das überflüssige Gerede Wortdrescherei nennt; so z.B.,wenn wir Gott um ungehörige Dinge bitten, um Macht und Ruhm, um Sieg über unsere Feinde, um Reichtum, mit einem Wort, um Dinge, die uns keinerlei Nutzen bringen. Gott „weiß ja“, sagt er, „wessen wir bedürfen“.


  1. Ex 14,15 ↩

  2. 1 Kön 13 ↩

  3. Joel 2,13 ↩

  4. Ps 129,1 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy