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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiundzwanzigste Homilie. Kap. VI, V.28-34.

5.

Es gibt eben absolut gar keine Sünde, die der Gewalt der Buße, oder vielmehr der Gnade Christi nicht weichen müsste. Wenn wir uns nur bekehren, so haben wir den Herrn alsbald auf unserer Seite. Und willst du gut und recht werden, so hindert dich niemand daran; oder besser gesagt, es ist einer, der dich hindern möchte, der Teufel. Doch vermag er nichts auszurichten, wenn nur du das Beste willst und so Gott veranlassest, dir im Kampfe beizustehen, Wenn aber du nicht willst, sondern zurückweichst, wie soll er dir da helfen? Er will ja nicht durch Zwang und Gewalt retten, S. d303 sondern nur den, der selber will. Hättest du einen Diener, der dich hasste und verabscheute, der dich oft im Stiche ließe und davonliefe, so würdest du ihn wohl nicht länger behalten wollen, selbst wenn du seine Dienste nötig hättest. Um so eher wird Gott, der nicht des eigenen Vorteils wegen, sondern zu deinem Heile alles tut, dich wohl schwerlich mit Gewalt bei sich behalten wollen. Zeigtest du aber andererseits nur guten Willen, so würde er dich wohl nie im Stiche lassen, was immer auch der Teufel dagegen tun möchte. Wir selber sind also Schuld an unserem Verderben. Wir nehmen eben nicht zu Gott unsere Zuflucht, wenden uns nicht an ihn und tragen ihm unsere Bitten nicht vor, wie wir sollten. Ja, wenn wir auch zu ihm gehen, so tun wir dies nicht wie Hilfsbedürftige, nicht mit dem nötigen Glauben, nicht als Bittsteller, sondern wir tun alles unter Gähnen und voll Nachlässigkeit. Und doch will Gott, dass wir ihn bitten, und ist uns sogar noch sehr dankbar dafür. Er ist eben der einzige Gläubiger, der dankbar ist, wenn man ihn um etwas bittet, und der uns zurückgibt, was wir ihm nicht geliehen haben. Denn wenn er sieht, dass jemand recht zudringlich bittet, so schenkt er auch das her, was er von uns nicht empfangen hat. Bittet man aber nachlässig, so lässt auch er auf sich warten, nicht etwa, weil er nicht gehen wollte, sondern weil es ihm Freude macht, wenn wir ihn bitten. Deshalb hat er auch das Gleichnis von jenem Freunde vorgebracht, der Nachts daherkam und um Brot bat1 , und das andere von dem Richter, der weder Gott fürchtete, noch um die Menschen sich kümmerte2 . Doch begnügte sich der Herr nicht mit den Gleichnissen allein, sondern bewährte seine Worte auch durch die Tat, als er der bekannten phönizischen Frau jene große Wohltat erwies und sie so entließ3 . An ihr hat er nämlich gezeigt, dass er den standhaften Bittstellern auch dann willfährt, wenn sie etwas wollen, das ihnen nicht eigentlich zukommt. „Denn“, sagt er, „es ist nicht recht, den S. d304 Kindern das Brot zu nehmen und es den jungen Hunden vorzuwerfen“4 . Aber gleichwohl hat er es ihr gegeben, da sie ihn so inständig darum bat. An den Juden hingegen hat er gezeigt, dass er den Lauen auch das nicht gibt, was ihnen gehört. Sie haben nicht nur nichts erhalten, sondern sogar noch das verloren, was sie hatten. Und da sie nicht bitten wollten, haben sie nicht einmal empfangen, was ihnen gehörte. Jene Frau dagegen, die so beharrlich war, vermochte selbst das zu erlangen, was anderen gehörte, und so erhielt das Hündlein das Brot der Kinder. Etwas so Vorzügliches ist eben die Beharrlichkeit. Denn wärest du selbst ein Hund, würdest du nur beharrlich sein, du würdest dem nachlässigen Kinde vorgezogen werden; was die Freundschaft nicht vermochte, das brachte die Beharrlichkeit zustande.

Sage also nicht: Gott mag mich nicht, er wird mich nicht erhören. Er wird dich schnell erhören, wenn du nur mit Beharrlichkeit und Ausdauer bittest; und wenn er dich schon nicht aus Freundschaft erhört, so doch ob deiner Zudringlichkeit; da bildet weder Feindschaft, noch die unrechte Zeit, noch sonst etwas ein Hindernis. Sage auch nicht: Ich bin nicht würdig; darum werde ich auch nicht beten. Auch die Syrophönizierin war ja nicht würdig. Ebenso wende nicht ein: Ich habe viele Sünden begangen, und ich kann den nicht anflehen, den ich erzürnt habe. Gott schaut nicht auf die Würdigkeit, sondern auf die gute Absicht. Wenn die Witwe jenen Richter erweichen konnte, der weder Gott fürchtete, noch um die Menschen sich kümmerte, so wird ein beharrliches Gebet um so eher Gott anziehen, der gut ist. Wenn also auch Gott dir nicht gewogen wäre, wenn du auch um Dinge bätest, die er dir nicht schuldet, wenn du selbst dein väterliches Erbe verschwendet hättest und lange Zeit hindurch dich nicht mehr hättest sehen lassen, wenn du auch mit Schimpf und Schande bedeckt wärest und schlechter als alle anderen, und kämest du auch zu einem erzürnten und unwilligen Gott; hab nur den Willen, zu beten und dich Gott zu nahen, S. d305 dann wirst du alles erlangen, und alsbald seinen Zorn besänftigen und sein Verwerfungsurteil rückgängig machen. Aber siehe, sagst du, ich bete und erreiche doch nichts. Ja, du betest eben nicht, wie jene anderen, wie z.B. die Syrophönizierin, wie der Freund, der zur Unzeit daherkam, und wie die Witwe, die den Richter unaufhörlich bestürmte, und nicht wie der Sohn, der sein väterliches Erbe verschwendet hatte. Wenn du so beten wolltest, so würdest du schnell erhört werden. Ja, wenn Gott auch beleidigt wurde, er ist doch unser Vater; wenn er erzürnt wurde, er liebt doch seine Kinder; und nur nach einem verlangt er, dich nicht für deine Missetaten zu strafen, sondern zu sehen, wie du bereust und ihn um Hilfe anrufst.


  1. Lk 11,58 ↩

  2. ebd 18,18 ↩

  3. Mt 15,22-28 ↩

  4. Mt 15,26 ↩

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