• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundzwanzigste Homilie. Kap. VII, V.1-21.

4.

S. d317 Damit also die Juden nicht auch jetzt solche Reden führten, so hat Christus besonders durch das Vorausgehende gezeigt, dass seine Gebote leicht zu beobachten sind, und hat oft und zu wiederholten Malen Gründe angeführt, die sie davon überzeugen könnten. Auch jetzt hat er nicht irgendeinen wohlfeilen Trost fürs Leiden ausgedacht, sondern bringt einen solchen vor, der die Sache mehr als alles andere erleichtert, nämlich die Hilfe des anhaltenden Gebetes. Man muss eben nicht bloß sich selber anstrengen, so will er sagen, sondern soll auch die Hilfe von oben anrufen. Dann wird Christus selbst uns beistehen und wird zugegen sein und an unserem Kampfe teilnehmen und uns alles leicht machen. Darum, befahl er uns auch zu beten und hat uns die Erhörung verheißen. Doch wollte er nicht, dass wir nur gerade einmal so beten, sondern dass wir es mit Ausdauer und Beharrlichkeit tun. Das ist der Sinn des Wortes: „Suchet“. Wer sucht, schlägt sich alles andere aus dem Sinn und trachtet nur nach dem, wonach er sucht, ohne auf einen der Umstehenden zu achten. Was ich da sage, verstehen diejenigen sehr wohl, die jemals Geld oder Sklaven verloren haben und sie jetzt suchen. Das meinte also der Herr mit dem Worte „suchen“. Durch den Ausdruck „anklopfen“ dagegen wollte er zeigen, dass man mit Ungestüm und heißem Verlangen hinzutreten soll. Lass also den Mut nicht sinken, o Mensch, und zeige keinen geringeren Eifer im Streben nach Tugend als im Verlangen nach Geld und Gut. Dieses Letztere hast du oft gesucht und nicht gefunden. Allein, obwohl du weißt dass du es nicht immer finden wirst, so suchst du doch auf jede erdenkliche Weise danach. Hier aber hast du sogar die Verheißung, dass du das Gesuchte ganz gewiss finden wirst, und doch zeigst du auch nicht den bescheidensten Grad von jenem Eifer. Wenn du aber das Gesuchte nicht gleich zu Anfang findest, so lass dich auch dadurch nicht abschrecken. Gerade deshalb hat ja Christus gesagt: „Klopfet laut an“, um zu zeigen, dass man auch dann ausharren müsse, wenn er die Türe nicht sogleich öffnet. S. d318 Wenn du aber den bloßen Worten nicht glaubst, so glaube wenigstens dem angeführten Vergleich:

V.9: „Wer ist unter euch“, sagt er, „den sein Sohn um Brot bittet, und der ihm statt dessen einen Stein gäbe?“

Ja, wenn du bei Menschen so anhaltend bittest, so findet man dich lästig und beschwerlich; bei Gott aber erregst du gerade dann am meisten Unwillen, wenn du es nicht so machst. Verharrst du hingegen bei deiner Bitte, so wirst du, wenn auch nicht gleich zu Anfang, so doch ganz sicher erhört werden. Gerade deshalb ward ja die Türe verschlossen, damit er dich veranlasse, anzuklopfen; deshalb erhört er dich nicht sogleich, damit du genötigt seiest, zu bitten. Sei also beharrlich im Bitten, und du wirst gewiss empfangen. Damit du nämlich nicht einwenden könntest: Was aber dann, wenn ich bitte und doch nicht empfange? so hat er dir dieses Gleichnis zur Beruhigung gegeben, hat wiederum Vernunftschlüsse angewendet und durch den Vergleich mit den menschlichen Verhältnissen dich zu bewegen gesucht, auch hierin Vertrauen zu hegen. Er wollte dadurch zeigen, dass man nicht nur überhaupt bitten müsse, sondern auch um das bitten soll, was man notwendig braucht. „Denn wo ist unter euch der Vater, den sein Sohn um Brot bittet, und der ihm einen Stein gäbe?“ Wenn du also nicht erhört wirst, so wirst du deshalb nicht erhört, weil du um einen Stein bittest. Denn wenn du auch der Sohn bist, so genügt das noch nicht, um erhört zu werden; gerade das ist ein Hindernis gegen die Erhörung, dass du als Sohn um etwas bittest, was dir nicht zuträglich ist. Bitte also du um nichts Weltliches, sondern nur um geistige Gaben; die wirst du gewiss erhalten. Siehe nur, wie schnell Salomon erhört wurde, als er um das bat, worum er bitten sollte1 .

Zwei Bedingungen sind es also, die man beim Beten erfüllen muss: erstens, dass man inbrünstig und beharrlich bete; zweitens, dass man um die rechte Sache bitte. Denn auch ihr, sagt der Herr, obgleich ihr Väter seid, lasst ja eure Kinder oft S. d319 lange bitten; und wenn sie euch um etwas bitten, das ihnen nicht zuträglich wäre, so gewährt ihr es ihnen überhaupt nicht. Bitten sie dagegen um etwas Rechtes, so stimmt ihr zu und gewährt es ihnen. Auch du sollst also, von solchen Erwägungen geleitet, nicht ablassen, bis du das Erbetene empfangen hast; höre nicht auf mit Suchen, bis du gefunden hast; lass deinen Eifer nicht ermatten, bis dir die Türe geöffnet worden ist. Wenn du mit diesem Entschlusse kommst und sagst: Solange ich nichts erhalte, gehe ich nicht fort, so wirst du ganz gewiss erhört werden, vorausgesetzt, dass du um Dinge bittest, die derjenige gewähren kann, den du bittest, und die zu deinem, des Bittenden, Besten gereichen. Wann trifft aber dies zu? Wenn man um irgendwelche geistige Gaben bittet; wenn man zuvor seinen Beleidigern verziehen hat und dann erst kommt, und für sich selbst um Verzeihung bittet; wenn man ohne Zorn und Streit unbefleckte Hände emporhält2 . Ja, wenn wir so bitten, dann werden wir empfangen. So wie wir es aber jetzt machen, ist unser Gebet mehr ein Hohn, mehr als von Betrunkenen als das von nüchternen Menschen. Was aber dann, fragst du, wenn ich auch um geistige Gaben bitte, und doch nicht erhört werde? Dann hast du eben nicht mit dem entsprechenden Eifer gebetet, oder hast dich selbst der Gabe unwürdig gemacht, oder hast alsbald vom Gebet wieder abgelassen. Aber warum hat dann Christus nicht gleich gesagt, um was man bitten soll? Er hat ja ohnehin im vorausgehenden alles angeführt und gezeigt, mit welchen Anliegen man sich an ihn wenden müsse. Sage also nicht: Ich habe mich an ihn gewendet und bin nicht erhört worden. Wenn du nichts erhältst, so ist niemals Gott daran schuld, der ja so große Liebe zu uns hegt, dass er selbst die3 Väter übertrifft, und zwar so sehr übertrifft, wie das Gute das Böse.

V.11: „Denn, wenn ihr, die ihr schlecht seid, euren Kindern gute Gaben zu spenden wißt, dann noch viel mehr euer Vater, der im Himmel ist.“

So redet der Herr nicht aus Verachtung gegen die S. d320 menschliche Natur, noch um unser Geschlecht herabzusetzen; er wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass gegenüber seiner Güte die Liebe eines Vaters Schlechtigkeit sei. So übergroß ist eben das Maß seiner Liebe zu den Menschen.


  1. 3 Kön 3,5-14 ↩

  2. 1 Tim 2,8 ↩

  3. leiblichen ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy