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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundzwanzigste Homilie. Kap. VII, V.21-27.

2.

Aus diesem Grunde hat auch Gott die Wundergabe in reichlichem Maße erteilt. Wir haben, sagen sie, viele Zeichen der Kraft getan. Ich werde ihnen aber dann erwidern: „Ich kenne euch nicht.“ Jetzt glauben sie meine Freunde zu sein; dann werden sie aber erfahren, dass ich ihnen die Gabe nicht deshalb verliehen habe, weil sie etwa meine Freunde gewesen wären. Und was wunderst du dich, wenn er Leuten, die zwar an ihn glaubten, dagegen nicht ihrem Glauben entsprechend lebten, die Charismen verlieh, da er doch sogar denen seine Wohltaten erweist, die keines von beiden besitzen? So war Balaam ohne Glauben und führte auch kein gutes Leben1 ; aber dennoch war in ihm die Wundergabe wirksam, um anderer willen. Pharao war ebenso, gleichwohl hat Gott auch ihm die Zukunft geoffenbart. Sogar dem großen Sünder Nabuchodonosor hat er vorausgesagt, was erst nach vielen Generationen eintreffen sollte. Ja, auch dessen Sohn, der seines Vaters Missetaten noch übertraf, hat er die Zukunft vorherverkündet, und hat auf diese Weise wunderbare und große Dinge vollbracht. Da also schon damals die Verkündigung2 begonnen hatte, und Gott seine Gewalt S. d339 recht deutlich zeigen musste, so erhielten auch viele Unwürdige seine Gaben. Gleichwohl nützten ihnen diese Wunderzeichen nichts, sie zogen sich damit nur größere Strafe zu. Deshalb sprach der Herr auch jenes schreckliche Wort zu ihnen: „Ich habe euch nie erkannt." Viele sind auch hienieden schon der Gegenstand seines Hasses und werden schon vor dem3 Gericht verworfen. Seien wir also in Furcht, Geliebte, und haben wir ja recht acht auf unser Leben, und glauben wir nicht, es gehe uns etwas ab, weil wir jetzt keine Wunderzeichen tun. Wir würden deshalb einst gar nichts voraushaben, so wie wir auch jetzt nichts verlieren, weil wir keine Zeichen tun. Die Hauptsache ist, dass wir auf jegliche Tugendübung sorgfältig bedacht sind. Wenn wir Wunderzeichen wirken, so sind wir Gottes Schuldner; leben wir aber recht und tun wir Gutes, so ist Gott unser Schuldner. So hat also der Herr alles zu Ende geführt, hat mit aller Ausführlichkeit über die Tugend gesprochen, und gezeigt, dass es verschiedene Arten von Leuten gibt, die dieselbe nur heuchlerischerweise zur Schau tragen, wie z.B. jene, die nur fasten und beten, um gesehen zu werden, die in Schaffellen einhergehen, aber die Tugend schänden. Sie sind es, die er Schweine und Hunde nannte. Damit hat er übrigens auch gezeigt, wie groß der Nutzen der Tugend schon hienieden ist, und wie groß dagegen der Schaden der Schlechtigkeit. Dann sagt er:

V.24: „Jeder also, der diese meine Worte hört und sie befolgt, wird einem weisen Manne gleich gehalten werden.“

Was also jenen geschehen wird, die seine Worte nicht befolgen, und wenn sie dabei auch Wunder wirkten, habt ihr gehört. Ihr müsst aber auch wissen, was denen, die alle seine Befehle gehorsam aufnahmen, zuteil werden wird, und zwar nicht bloß in der zukünftigen Welt, sondern auch in dieser zeitlichen. „Denn“, so sagt Christus, „jeder, der diese meine Worte hört S. d340 und sie befolgt, wird einem weisen Manne gleichgeachtet werden.“ Siehst du da, wie der Herr abwechselt in seiner Rede? Das eine Mal sagt er: „Nicht jeder, der zu mir sagt Herr, Herr“, und damit offenbart er sich selbst; das andere Mal sagt er: „Wer den Willen meines Vaters tut“; wieder ein anderes Mal zeigt er sich selbst als Richter: „Denn viele werden zu mir an jenem Tage sagen: Herr. Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Und ich werde antworten: Ich kenne euch nicht.“ Auch hier zeigt er wieder, dass er selbst die Macht über alles besitzt. Deshalb sagte er auch: „Wer immer diese meine Worte hört.“ Hier handelt es sich nämlich ausschließlich um das Jenseits. Er hatte das Himmelreich erwähnt und den unaussprechlichen Lohn, die Tröstung und alles andere, was damit zusammenhängt; deshalb will er, dass sie auch davon einigen Nutzen hätten und zeigt ihnen darum, wieviel die Macht der Tugend auch schon in diesem Leben vermag. Und was vermag sie denn? Dass man in Ruhe und Sicherheit lebt, dass man von keinem Unglück überwunden werden kann, dass man über alle Beleidiger erhaben ist. Was gäbe es doch, das dem gleich käme? Das könnte sich ja nicht einmal ein König selbst verschaffen, wohl aber der, welcher die Tugend übt. Nur er besitzt diese Macht in überreichem Maße, und erfreut sich der größten Ruhe mitten im Strudel der weltlichen Geschäfte. Das Wunderbare daran ist dies, dass er nicht etwa bei herrschender Windstille, sondern sogar im heftigsten Sturm, in großer Wirrsal, unter beständigen Anfechtungen auch nicht im geringsten erschüttert werden kann. Denn:

V.25: „Es stürzte der Regen nieder, es kamen die Flüsse, es stürmten die Winde und stießen an jenes Haus, allein es fiel nicht; es war eben auf Felsen gebaut.“

Unter dem Regen, den Flüssen und Winden bezeichnet der Herr bildlich die menschlichen Schicksale und Leiden, wie z.B. Verleumdungen, Nachstellungen, Trauer und Sterbefälle, Verlust des Eigentums, S. d341 Kränkungen durch andere, überhaupt alles, was man die Unbilden des Lebens nennen kann. Gleichwohl weicht eine solche Seele vor nichts zurück, und zwar deshalb nicht, weil sie auf Felsen gebaut ist. Unter „Felsen“ versteht aber Christus die unfehlbare Gewissheit seiner Lehre. Seine Satzungen sind ja fester als Gestein und machen, dass man über alle menschlichen Schicksalsschläge erhaben wird. Wer nämlich diese Gebote gewissenhaft beobachtet, wird nicht bloß über die Menschen erhaben sein, die ihn kränken, sondern sogar über die Dämonen, die ihm Nachstellungen bereiten.


  1. Num 24 ↩

  2. des Reiches Gottes ↩

  3. allgemeinen ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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