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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundzwanzigste Homilie. Kap. VIII, V.5-13.

8.

Ihr wißt aber recht wohl, wie hart es ist, wenn man seine Sünden überall ausposaunen hört und welche S. d380 mannhafte Gesinnung derjenige nötig hat, der nicht unterliegen will, wenn er fast von allen angeklagt wird und sieht, dass er so viele Mitwisser seiner eigenen Fehltritte hat. Gleichwohl hat dieser Held all diese giftigen Pfeile aus seiner Seele herausgezogen und erschien dann in solchem Glanze, hat den Flecken so sehr ausgemerzt und ward so rein, dass er selbst nach seinem Tode ein Schutzmantel ward für die Sünden seiner Nachkommen. Was von Abraham gesagt worden, das scheint Gott auch von ihm zu sagen, ja in viel höherem Maße von ihm. Von dem Patriarchen sagte er: „Ich habe mich erinnert des Bundes, den ich mit Abraham, geschlossen“1 . Hier gebraucht er hingegen nicht den Ausdruck „Bund“, sondern welchen? „Um Davids, meines Knechtes willen, will ich diese Stadt beschützen“2 . Auch den Salomon ließ er aus Liebe zu David seines Königtums nicht verlustig gehen, obgleich er eine so große Sünde begangen hatte. Ja, so groß war des Mannes Ruhm, dass noch Petrus, der so lange Zeit nachher vor den Juden predigte, also sprach: „Es sei mir erlaubt, freimütig zu euch über den Patriarchen David zu sprechen: Er ist gestorben und ward begraben“3 . Auch Christus zeigte im Gespräche mit den Juden, dass David nach seiner Sünde wieder in so hohem Maße mit der Gnade des Heiligen Geistes ausgezeichnet ward, dass er sogar gewürdigt wurde, über seine Gottheit zu prophezeien. Gerade mit dieser Prophetie bringt er ja die Juden zum Schweigen, indem er sagt: „Wie kommt es denn, dass David ihn im Geiste seinen Herrn nennt und sagt: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten?“4 . Und das Gleiche, was mit Moses geschehen, geschah auch mit David. Dort hat Gott die Maria, die ihren Bruder beschimpft hatte, gegen den Willen des Moses bestraft, weil er eben eine so große Liebe zu dem Heiligen hegte. Ebenso hat er auch David allsogleich an dem Sohn gerächt, der wider ihn gefrevelt hatte, obgleich David es nicht wollte.

S. d381 So ist also auch dies geeignet, ja in höherem Maße als alles andere geeignet, uns einen rechten Begriff von der Tugend dieses Mannes zu geben. Denn wenn Gott einmal seine Meinung kundtut, so braucht man nicht weiter darüber nachzugrübeln. Wenn ihr aber die Größe seiner Tugend genau kennenlernen wollt, so braucht ihr nur die Geschichte nach seinem Falle durchzugehen und ihr werdet sehen, wie vertraut er mit Gott umging, welches Wohlwollen Gott für ihn hegte, welche Fortschritte er in der Tugend machte, wie gewissenhaft er bis zum letzten Atemzug sich gezeigt hatte. Nachdem wir also so hohe Beispiele vor Augen haben, wollen wir uns bemühen, nüchtern zu sein und nicht zu Fall zu kommen; und wenn wir doch einmal fallen sollten, wenigstens nicht liegen zu bleiben. Denn nicht um euch sorglos zu machen, habe ich von den Sünden Davids gesprochen, sondern um euch mehr Furcht einzuflößen. Denn wenn jener Gerechte wegen einer augenblicklichen Unachtsamkeit also verwundet ward, was wird dann erst uns geschehen, die wir uns jeden Tag Nachlässigkeiten zuschulden kommen lassen? Also nicht nachlässig solle dich der Anblick seines Falles machen, sondern bedenken sollst du, wie viel er sich auch nachher noch Mühe gegeben, welche Trauer er an den Tag gelegt, welchen Reueschmerz er Tag und Nacht bekundet, indem er Ströme von Tränen vergoss, ja: mit seinen Tränen sein Lager wusch5 und wie er zu all dem noch das Bußgewand trug6 . Wenn aber für ihn eine solche Umkehr nötig war, wie sollen dann wir gerettet werden, die wir trotz unserer vielen Sünden keinerlei Reueschmerz empfinden? Wer viele Verdienste hat, der kann damit wohl leicht seine Sünden zudecken; wer aber ganz7 entblößt ist, der mag verwundet werden, wo immer er will, er wird immer eine tödliche Wunde empfangen. Um uns also davor zu bewahren, waffnen wir uns mit guten Werken, und wenn irgendeine Sünde auf uns kommt, waschen wir sie ab. Denn, wenn wir dieses S. d382 Leben zur Ehre Gottes zugebracht haben, dann werden wir auch des Genusses des zukünftigen Lebens gewürdigt werden, das uns allen zuteil werden möge durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesu Christi, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Ex 2,24 u. Ps 104.89 ↩

  2. Jes 37,35 ↩

  3. Apg 2,29 ↩

  4. Mt 22,43 ↩

  5. Ps 6,7 ↩

  6. Ps 34,13;68,12 ↩

  7. von Verdiensten ↩

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