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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundzwanzigste Homilie. Kap. VIII, V.23-34.

3.

Das ist also nichts als unvernünftiges Altweibergeschwätz und kindisches Gerede. Eine Seele, die einmal vom Leibe getrennt ist, kann nicht länger hienieden umherirren, Denn „die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes“1 . Wenn dieses von den Seelen der Gerechten gilt, dann auch von denen der Kinder. Denn diese sind noch unverdorben. Die Seele der Sünder dagegen wird sofort von dannen geführt. Das ergibt sich klar aus der Geschichte des Lazarus und des reichen Prassers. Auch an einer anderen Stelle sagt Christus:„Heute noch werden sie deine Seele von dir fordern“2 . S. d402 Es ist ja auch überhaupt nicht möglich, dass eine Seele, die aus dem Leibe geschieden ist, auf dieser Welt umherirre; und so ist es auch ganz recht. Wir wandern auf dieser gewohnten und uns bekannten Erde mitsamt unserem Leibe. Betrachten wir aber einmal einen fremden Pfad, so wissen wir nicht mehr, welche Richtung einschlagen, wenn nicht jemand da ist, der uns an der Hand führt. Wie sollte also die vom Leibe getrennte Seele, die sich in einer ganz ungewöhnlichen Lage befindet, wissen, wohin sie gehen soll, ohne jemand zu haben, der sie führt und leitet? Noch aus vielen anderen Gründen kann man ersehen, dass es einer abgeschiedenen Seele nicht möglich ist, auf dieser Erde zu bleiben. So sagt auch Stephanus: „Nimm auf meinen Geist“3 , und Paulus: „Viel besser ist es, aufgelöst und mit Christus zu sein“4 . Auch vom Patriarchen Abraham berichtet die Hl. Schrift: „Und er ward zu seinen Vätern versammelt, nachdem er ein hohes Alter erreicht hatte“5 . Dass auch die Seelen der Sünder nicht auf dieser Erde verweilen dürfen, können wir an dem reichen Prasser sehen, der gar sehr um diese Gunst gebeten hat, ohne sie zu erlangen. Wenn es also möglich gewesen wäre, so wäre er sicher gekommen und hätte6 gesagt, wie es ihm an jenem Ort ergehe7 . Es ist also klar, dass die Seele nach dem Hinscheiden von dieser Erde an einen besonderen Ort gebracht wird, wo es nicht mehr in ihrer Gewalt steht, zurückzukommen, und wo die jenen furchtbaren Tag8 abwarten muss.

Wenn aber jemand fragen sollte: Warum hat Christus die Bitte der Dämonen erfüllt und ihnen erlaubt, in die Schweineherde zu fahren? So möchte ich antworten: Er hat dies nicht aus Willfährigkeit gegen sie, sondern weil er gar manches damit bezweckte. Erstens wollte er denen, die von jenen entsetzlichen Tyrannen befreit worden waren, zeigen, welch unsaubere Gesellen ihre Peiniger S. d403 gewesen seien; zweitens sollten alle sehen, dass die Dämonen nicht einmal an Schweine sich heranwagen, wenn er es nicht erlaubt; drittens, dass sie ihnen noch Schlimmeres zugefügt hätten, als den Schweinen, hätte nicht auch im Unglück Gottes Vorsehung sich ihrer angenommen. Es ist ja ganz bekannt, dass die Dämonen uns viel mehr hassen, als die unvernünftigen Tiere. Wenn sie jedoch nicht einmal die Schweine verschonten, sondern in einem einzigen Augenblick alle zusammen9 stürzten, so hätten sie dies noch viel eher den Menschen getan, über die sie Gewalt hatten, und die sie in der Wüste hin und her jagten, wenn nicht auch über diese Gewalttätigkeit Gottes Fürsorge gewacht hätte, die den Dämonen Zügel anlegte und sie von ärgerer Misshandlung abhielt. Daraus ergibt sich klar, dass es gar niemand gibt, der nicht unter dem Schutze der Vorsehung Gottes stünde. Wenn dies nicht bei allen in gleichem Maße der Fall ist, und nicht in der gleichen Weise sich zeigt, so ist gerade das die beste Art der Vorsehung. Denn außerdem, dass sie jedem Nutzen bringt, gibt sich auch die Tatsache der Vorsehung dabei zu erkennen.

Überdies lernen wir auch noch etwas anderes daraus kennen, dass nämlich Gott nicht nur für alle zusammen vorsorgt, sondern auch für jeden einzelnen insbesonders. Das hat der Herr auch seinen Jüngern kundgetan mit den Worten: „Bei euch sind sogar die Haare des Hauptes gezählt“10 . Das kann man auch ganz klar an den Besessenen sehen, die längst umgebracht worden wären, hätten sie nicht in hohem Maße den Schutz von oben genossen. Deshalb hat er denn auch den Dämonen erlaubt, in die Herde der Schweine zu fahren, damit auch die Bewohner jener Gegend seine Macht erkannten. Wo sein Name schon ganz bekannt war, da wirkte er keine auffallenden Wunder; wo aber noch niemand ihn kannte, wo die Leute ohne wahre Erkenntnis dahinlebten, da ließ er seine Wunderzeichen glänzen, um auch sie zur Erkenntnis seiner Gottheit zu führen. Dass es unter den Bewohnern jener Stadt einige gab, die noch keine Einsicht besaßen, ergibt sich aus dem Schluss der S. d404 Erzählung. Anstatt dass sie vor dem Herrn niederfielen und seine Macht bewunderten, schickten sie Leute zu ihm,

V.34: „und ließen ihn bitten, aus ihrer Gegend fortzugehen.“

Weshalb aber wurden die Schweine von den Dämonen getötet? Weil sie auf jede Weise dem Menschen Leid zufügen wollen und sie immer freuen, wenn sie ein Unheil angerichtet haben. So machte es ja der Teufel auch bei Job; auch dort hat es ihm eben der Herr erlaubt. Doch ließ Gott auch da den Teufel seine Absicht nicht erreichen, vielmehr wollte er nur seinen Diener verherrlichen. Deshalb gab er dem Teufel freies Spiel für seine Bosheit, ließ aber all das Unheil, das er dem Gerechten zufügte, auf sein eigenes Haupt zurückfallen. Auch hier im vorliegenden Falle ist das Gegenteil von dem eingetreten, was die Dämonen beabsichtigt hatten. Christi Macht ward überall gelobt und gerühmt, während die Bosheit der Dämonen, von denen er die Besessenen befreit, nur um so deutlicher wurde und es sich zeigte, dass sie nicht einmal imstande sind, von Schweinen Besitz zu ergreifen, wenn es ihnen nicht Gott der Herr aller Dinge, erlaubt.


  1. Wh 3,1 ↩

  2. Lk 12,20 ↩

  3. Apg 7,59 ↩

  4. Phil 1,23 ↩

  5. Gen 25,8 ↩

  6. seinen Brüdern ↩

  7. Lk 16,27 ↩

  8. des Jüngsten Gerichtes ↩

  9. ins Meer ↩

  10. Mt 10,30 ↩

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