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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundzwanzigste Homilie. Kap. IX, V.1-8.

2.

Auch hier gibt er uns neue und nicht unbedeutende Beweise seiner Gottheit und seiner Ebenbürtigkeit mit seinem Vater. Die Juden hatten gesagt, nur Gott könne Sünden nachlassen; er aber lässt nicht bloß die Sünden nach, sondern tut noch zuvor etwas, was nur Gott tun konnte, er liest die geheimen Gedanken ihres Herzens. Sie hatten ja nicht laut gesagt, was sie dachten. „Denn siehe“, heißt es, „einige Schriftgelehrten sagten bei sich selbst: Der lästert Gott!“

V.4: „Und Christus sah ihre Gedanken und sprach: Was denkt ihr Böses in eurem Herzen?“

Dass aber nur Gott allein die geheimen Gedanken erkennt, das kannst du von dem Propheten hören, der da S. d414 sagt: „Du allein kennst die Herzen“1 , und an einer anderen Stelle: „Gott erforscht Herz und Nieren“2 . Und Jeremias sagt: „Das Menschenherz ist tiefer als irgend etwas, und er ist ein Mensch, und wer wird ihn kennen?“3 ; endlich: „Der Mensch schaut ins Gesicht, Gott aber in das Herz“4 . Auch auf andere vielfache Weise kann man sehen, dass Gott allein die Gedanken wissen kann. Nachdem also Christus gezeigt hatte, dass er Gott ist und seinem Vater gleich stehe, so enthüllt und offenbart er ihre verborgenen Gedanken. Sie fürchteten eben das Volk und wagten deshalb ihre Meinung nicht zu äußern. Doch auch hierbei verfuhr er sehr schonend. „Was denkt ihr Schlechtes in eurem Herzen?“ fragt er. Wenn jemand das Recht hatte unwillig zu werden, so war es der Kranke, der gewissermaßen enttäuscht worden war. Er konnte sagen: Für eines wollt ihr Genesung suchen, und Du heilst etwas anderes? Wie sollte ich wissen können, dass mir meine Sünden nachgelassen sind? In der Tat aber sagt der Gichtbrüchige nichts dergleichen, sondern überlässt sich ganz der Macht dessen, von dem er Heilung erwartet. Die Juden dagegen waren anmaßend und eifersüchtig, und wollten den guten Werken anderer Hindernisse in den Weg legen. Darum weist er sie zurecht, aber mit großer Milde: Wenn ihr meinen früheren Worten nicht glaubt, sagt er, und sie für eitle Prahlerei haltet, so will ich noch etwas anderes tun, nämlich eure geheimen Gedanken offenbaren; und außerdem noch ein drittes. Was ist dies? Dass ich den Gichtbrüchigen seine leibliche Krankheit zurückgebe.

Da er zum Gichtbrüchigen redete, so verrieten seine Worte seine Macht nicht mit voller Deutlichkeit; er sagte nämlich nicht: Ich lasse dir deine Sünden nach, sondern: „Deine Sünden sollen dir nachgelassen sein.“ Als aber die Juden ihn herausforderten, da zeigte S. d415 er seine Macht schon viel deutlicher und sprach: „Damit ihr aber erkennet, dass der Menschensohn die Macht hat, Sünden nachzulassen auf Erden.“ Siehst du, wie fern ihm die Absicht liegt, dem Vater nicht gleich gehalten zu werden? Er sagt nicht: Der Menschensohn braucht eines anderen Hilfe, oder: Der Vater hat ihm die Macht verliehen, sondern: Er hat die Macht. Auch das sagt er nicht aus Ruhmsucht, sondern: Um euch zu überzeugen, dass ich nicht lästere, wenn ich mich Gott gleichstelle. Überall will er deutliche und unwiderlegliche Beweise bieten; so, wenn er sagt: „Wohlan, zeige dich dem Priester“5 ; wenn er zeigt, wie die Schwiegermutter des Petrus sogleich imstande war, ihn zu bedienen, und wenn er den Dämonen erlaubt, die Schweine in das Meer zu stürzen. Ebenso macht er es auch hier. Um zu beweisen, dass er wirklich die Macht der Sündenvergebung besitzt, heilt er den Gichtbrüchigen, und um die Heilung zu beweisen, heißt er ihn sein Bett forttragen. So konnte keiner glauben, das Geschehene sei nur Sinnestäuschung. Doch tut der Heiland das nicht, bevor er sie nicht gefragt hat:

V.5: „Was gibt es Leichteres, als zu sagen, deine Sünden seien dir nachgelassen, oder zu sagen: Nimm dein Bett und gehe in dein Haus?“

Der Sinn dieser Worte ist der: Was haltet ihr für leichter, einen gichtbrüchigen Leib zu heilen, oder die Sünden der Seele nachzulassen? Offenbar, dem Leibe seine Kraft wiederzugeben. Denn um wieviel höher die Seele über dem Leibe steht, um wieviel mehr ist es auch, Sünden nachzulassen. Da aber das eine sichtbar, das andere unsichtbar ist, so lasse ich auch das nachfolgen, was zwar in sich geringer, dafür aber deutlicher bemerkbar ist. Dieses soll zum Beweise dienen für das Größere und Unsichtbare, indem ich durch die Wunderwerke zum voraus die Verheißung des Johannes erfülle, der da sagte: „Er nimmt hinweg die Sünden der Welt“6 .


  1. 2 Paralip.6,30 ↩

  2. Ps 7,10 ↩

  3. Jer 17,9 ↩

  4. 1 Kön 16,7 ↩

  5. Mt 8,4 ↩

  6. Joh 1,29 ↩

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