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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiunddreißigste Homilie. Kap IX, V.27 - Kap. X, V.15.

3.

Um jenen sodann zu zeigen, wie wertvoll das Geschenk sei, sagte er ihnen: „Bittet den Herrn der Ernte“, und gibt in direkter Weise zu verstehen, dass er selbst es ist, der diese Herrschaft besitzt. Denn kaum hatte er gesagt: „Bittet den Herrn der Ernte“, da gibt er ihnen auch schon sogleich selbst den Auftrag, noch bevor sie um irgend etwas gebeten oder gebetet haben, und ruft ihnen die Ausdrücke, die Johannes gebraucht hatte, ins Gedächtnis zurück, nämlich die Scheune, die Wurfschaufel, die Spreu und den Weizen. Daraus geht klar hervor, dass er selbst der Landmann ist, er, der Herr der Ernte, er, der Herr der Propheten. Denn wenn er Leute in die Ernte sendet, so schickt er sie natürlich nicht in ein Feld, das andere bebaut, sondern in das, auf dem er selbst durch die Propheten die Saat gepflanzt. Doch nicht nur dadurch ermutigt er sie, dass er ihre Dienste eine Erntearbeit nennt, sondern auch dadurch, dass er sie für ihren Dienst ausrüstet.

Kapitel X. V.1: „Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Macht über die unreinen Geister, so dass sie dieselben austreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen heilen konnten.“

Und doch war damals der Geist noch nicht gesendet worden. „Dennoch“ heißt es, „war der Geist nicht gekommen, da Jesus noch nicht verherrlicht worden war“1 . Wie haben sie also dann die Teufel ausgetrieben? Durch den Befehl und die Macht des Herrn. Beachte aber auch, zu welch günstiger Zeit der Herr die S. d457 Sendung gab. Er sandte sie nicht gleich von Anfang an, sondern erst, nachdem sie lange genug in seiner Nachfolge gestanden waren, nachdem sie gesehen hatten, wie er einen Toten auferweckt, wie er dem Meere geboten, Dämonen ausgetrieben, Gichtbrüchige geheilt, Sünden nachgelassen, einen Aussätzigen gereinigt. Erst als sie durch Taten und Worte hinlängliche Beweise seiner Macht erhalten, erst dann sendet er sie aus; und zwar nicht zu gefahrvollen Taten2 ; nur das sollten sie vorläufig lernen, Schmähreden standhaft zu ertragen. Indes sagte er ihnen auch das vorher, dass Gefahren ihrer harren, bereitet sie so schon vor der Zeit darauf vor, und macht sie dadurch kampfbereit, dass er ihnen fortwährend diese Dinge vorhersagt. Weil nun aber der Evangelist zwei Paare von Aposteln genannt, mit Petrus und Johannes an der Spitze und darnach von der Berufung des Matthäus gesprochen, während er über die Berufung und die Namen der anderen Apostel geschwiegen hatte, so musste er notwendigerweise hier die Liste und die Zahl derselben mitteilen, sowie ihre Namen bekannt geben. Deshalb fährt er fort:

V.2: „Die Namen der zwölf Apostel sind die: der erste ist Simon, der Petrus genannt wird.“

Es gab nämlich noch einen anderen Simon, der aus Kananäa stammte; und Judas der Iskariote, mit Judas dem Sohne des Jakobus; und Jakobus, der Sohn des Zebedäus. Markus zählt die Apostel ihrer Würde nach auf und nennt nach den beiden obersten den Andreas. Matthäus macht es nicht so. Er zählt sie auf ohne geordnete Reihenfolge, ja er stellt sogar den Thomas, der ihm doch weit nachstand, vor seinen eigenen Namen. Doch gehen wir dieselben von Anfang an durch. „Der erste ist Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder.“ Auch das ist kein geringes Lob. Den einen benannte er nach seinem Starkmut, den anderen nach seiner hervorragenden Tugend.

S. d458

V.3: „Sodann Jakobus, Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder.“

Siehst du, wie er sie nicht ihrer Würde nach aufzählt? Mir scheint nämlich Johannes nicht nur höher zu stehen als die anderen nachfolgenden, sondern auch höher als sein Bruder. Sodann fügt er zu den Namen: „Philippus und Bartholomäus“ hinzu: Thomas und Matthäus der Zöllner." Lukas dagegen schreibt nicht so; er hält eine andere Reihenfolge ein und stellt Matthäus vor Thomas3 . Dann folgen Jakob, der Sohn des Alphäus. Es gab nämlich, wie schon gesagt, auch einen Jakob, den Sohn des Zebedäus. Dann nennt er Lebbäus mit dem Zunamen Thaddäus, und den Simon Zelotes, den er auch den Kananiter nennt; erst jetzt kommt er zu dem Verräter. Er machte aber diese Aufzählung nicht als dessen Feind und Gegner, sondern als Geschichtsschreiber. Er sagt nicht: der elende, verworfene Mensch, sondern benennt ihn nach seiner Geburtsstadt: "Judas der Iskariote.“ Es gab nämlich noch einen zweiten Judas, den Labbäus, von dem Lukas sagt, er sei der Sohn des Jakob gewesen: „Judas, Sohn des Jakob“4 . Um ihn aber von diesem zu unterscheiden, sagt er:

V.4: „Judas, der Iskariote, der ihn auch verraten hat.“

Er scheut sich nicht, zu sagen: „der ihn auch verraten hat“. So haben die Evangelisten niemals irgend etwas ausgelassen, auch wenn es sehr beschämend zu sein schien. Schon der erste von allen, deren Haupt, ist einer, der nicht lesen und schreiben kann und keine Bildung besitzt. Sehen wir aber zu, wohin und zu wem er die Apostel aussandte?

V.5: „Diese Zwölf“, heißt es, „sandte Christus aus.“

Was für „diese“? Die Fischer und Zöllner. Vier von ihnen waren Fischer, zwei waren Zöllner: Matthäus und Jakobus; einer sogar der Verräter. Und welchen Auftrag gibt er ihnen? Er kündet es ihnen also an mit S. d459 den Worten: „Gehet nicht den Heiden nach, und betretet keine Stadt, die von Samaritern bewohnt ist.

V.6: Gehet vielmehr zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“

Er will damit sagen: Glaubet nicht, dass ich sie hasse und verabscheue, wenn die Juden mich beschimpfen und sagen, ich hätte einen Dämon. Sie waren ja die ersten, die ich zu retten suchte. Von allen anderen halte ich euch ferne, und schicke euch nur zu diesen als Lehrer und Ärzte. Ja, ich verbiete euch nicht bloß, die frohe Botschaft anderen früher als ihnen zu bringen, ich befehle euch sogar, nicht einmal die Wege zu betreten, die dorthin führen und in keine solche Stadt hineinzugehen.


  1. Joh 7,39 ↩

  2. denn vorläufig bestand in Palästina keine Gefahr für sie ↩

  3. Lk 6,15 ↩

  4. Lk 6,16 ↩

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