• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfunddreißigste Homilie. Kap. X, V.34-42.

5.

S. d520 Indes, wendest du ein, es gibt auch nichts Unverschämteres als einen Armen. Warum? frage ich. Weil er auf dich zueilt und mit lauter Stimme um ein Almosen bittet? Willst du also, dass ich dir zeige, wie wir noch viel unverschämter sind als sie, und ganz ohne Scham? Denke nur einmal daran, wie du es an Fasttagen machst, wenn die Mahlzeit erst am Abend bereitsteht; wie oft es da vorkommt, dass du den auftragenden Diener rufst und, wenn er etwas zu langsam kommt, alles umwirfst, auf den Boden stampfst und ihm alle Schimpfnamen gibst, bloß wegen einer geringen Verzögerung! Und doch weißt du ganz gut, dass du deine Mahlzeit, wenn nicht sofort, so doch nach wenigen Augenblicken schon genießen kannst. Da nennst du dich dann auch nicht unverschämt, obwohl du wegen eines Nichts dich wie ein wildes Tier benommen hast; einen Armen dagegen, der aus viel dringenderer Ursache in Furcht und Zittern lebt1 , den nennst du einen frechen, schamlosen, unverschämten Menschen, und gibst ihm die allergröbsten Schimpfnamen! Ist so etwas nicht der höchste Grad von Unverschämtheit? Doch daran denken wir nicht; und deshalb finden wir die anderen so lästig. Würden wir dagegen unsere eigenen Handlungen prüfen, und sie mit denen anderer vergleichen, so würden wir ihnen wohl nicht mehr Zudringlichkeit vorwerfen. Sei also kein harter Richter. Denn wenn du auch frei wärest von aller Sünde, so hätte dir trotzdem Gottes Gesetz nicht aufgetragen, die Handlungen anderer so scharf zu beurteilen. Wenn der Pharisäer deshalb verloren ging, welche Entschuldigung werden dann wir haben? Wenn der Herr schon den Rechtschaffenen nicht erlaubt, andere hart zu beurteilen, dann um so weniger den Sündern. Seien wir also nicht hartherzig und unerbittlich, nicht lieblos und unversöhnlich, seien wir nicht schlimmer als die wilden Tiere! Ich weiß allerdings, dass viele so erbarmungslos geworden sind, dass sie um einer kleinen Bequemlichkeit willen die Hungernden vernachlässigen, und Äußerungen tun wie zum Beispiel: Jetzt ist mein Diener nicht da; wir sind S. d521 jetzt weit fort von zu Hause; es ist kein Geldwechsler in der Nähe, der mir bekannt wäre. O wie hartherzig! Das Größere hast du versprochen, und das Geringere unterlässt du! Welch ein Hohn, welch ein Stolz! Wenn du auch zehn Stadien weiter gehen müsstest, dürftest du deshalb zögern? Und denkst du nicht daran, dass dir auf diese Weise noch ein größerer Lohn gesichert ist? Denn wenn du bloß etwas gibst, so erhältst du einfach den Lohn für die Gabe; wenn du aber selbst noch einen weiten Weg zurücklegst, so wird dir auch das noch entgolten. Eben deshalb bewundern wir ja auch den Patriarchen2 , weil er selbst zur Rinderherde eilte und das Kalb herausholte, obwohl er dreihundertachtzehn Diener besaß3 . Jetzt sind aber manche so vom Stolz aufgeblasen, dass sie das alles durch Diener besorgen lassen, ohne sich darüber zu schämen. Allein, fragst du, willst du, dass ich dies selber tue? Wie werde ich dann dem Scheine der Prahlerei entgehen? Nun, du handelst auch so nur aus einer anderen Art von Ruhmsucht; du fürchtest eben, man könnte dich sehen, wie du mit einem Armen sprichst. Doch hierauf will ich nicht einmal Gewicht legen. Wenn du nur etwas gibst, ob du es nun in eigener Person oder durch einen anderen geben willst; und dann tadle nicht, verletze nicht, beschimpfe nicht! Der Bettler braucht Heilmittel und keine Wunden, Mitleid und nicht Schwerthiebe.

Sage mir doch, wenn jemand durch einen Steinwurf am Kopfe verwundet würde, und er würde an allen anderen vorbeigehen und gerade dir sich zu Füßen werfen, von Blut überströmt, würdest du ihm wohl mit einem zweiten Steinwurf eine neue Wunde beibringen? Ich glaube kaum! Du würdest vielmehr diese eine zu heilen versuchen. Warum machst du es also mit den Armen gerade umgekehrt? Weißt du nicht, wie sehr ein Wort sowohl aufrichten wie niederschmettern kann? „Denn“, heißt es, „besser ist ein4 Wort als eine Gabe“5 . Bedenkst du nicht, dass du das Schwert wider dich S. d522 selber richtest, und dich selbst noch viel schwerer verwundet hast, wenn der andere, den du geschmäht hast, schweigend von dir fortgeht, unter Seufzen und reichlichen Tränen? Es ist ja Gott, der ihn zu dir sendet. Bedenke also, auf wen deine Schmähungen zurückfallen, wenn Gott den Bettler zu dir sendet und dir befiehlt, ihm etwas zu geben, und du nicht nur nichts gibst, sondern ihn auch noch beschimpfst? Wenn du aber die Größe dieser Torheit nicht einsiehst, so schau nur, wie man unter Menschen zu tun pflegt; dann wirst du die Größe der Sünde gewiss erkennen. Wenn du deinen Diener zu einem anderen Diener sendest, damit er von ihm dein Geld in Empfang nehme, und der Betreffende käme nicht nur mit leeren Händen zurück, sondern wäre auch überdies noch beschimpft worden, was würdest du dem Frevler nicht alles antun? Welche Strafe würdest du ihm nicht auferlegen, da ja eigentlich du der Beleidigte wärest? Gerade so, musst du glauben, ist es auch bei Gott der Fall. Auch er sendet ja zu uns die Armen, und wir geben nur, was ihm gehört, wenn wir überhaupt etwas geben. Wenn wir dagegen nicht bloß nichts geben, sondern sie auch mit Schimpf und Schande fortschicken, so erwäge doch, ob nicht eine solche Handlungsweise mit hundert Blitzen und Ungewittern bestraft zu werden verdient? Das alles wollen wir also erwägen, wollen unsere Zunge bezähmen, alle Unmenschlichkeit von uns fernhalten, die Hand zur Mildtätigkeit ausstrecken, und nicht bloß mit Gaben, sondern auch mit guten Worten die Bedürftigen trösten, damit wir nicht allein der Strafe für solche Frevel entfliehen, sondern auch das Himmelreich erlangen, das uns für gute Reden und für Almosen verheißen worden ist, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!


  1. denn nicht eine etwaige Verzögerung, sondern der Hunger flößt ihm alle seine Furcht ein ↩

  2. Abraham ↩

  3. Gen 14,14 u.18,7 ↩

  4. gutes ↩

  5. Eccli 18,16 ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Comparer
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité