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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsunddreißigste Homilie. Kap. XI, V.1-6

4.

Kommen wir also nicht mit solch albernen Dingen und Judenfabeln daher. Höre nur, was Paulus hierüber sagt: „Alle, die ohne das Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne das Gesetz zugrunde gehen“; er meint damit jene, die in der Zeit vor dem Gesetz gelebt haben. „Und alle, die in dem Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden“1 ; das sagte er von all denen, die nach Moses lebten. Ferner: „Geoffenbart wird der Zorn Gottes vom Himmel über jegliche Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen“2 , und: „Unwille, Zorn, Trübsal und Wehe über die Seele eines jeden Menschen, der Böses tut, zuerst des Juden, dann des Heiden“3 . Und doch haben die S. d533 Heiden unendlich viel Ungemach erduldet hienieden. Das beweisen auch die Geschichtsbücher der Heiden, sowie auf unserer Seite die Hl. Schrift. Denn wer könnte wohl die tragischen Schicksale der Babylonier erzählen, oder diejenigen der Ägypter? Gleichwohl werden diejenigen, die Christus vor seiner Erscheinung im Fleische nicht kannten, dagegen sich vom Götzendienst enthielten, und nur Gott allein anbeteten und ein tadelloses Leben führten, ebenfalls aller Güter teilhaft werden. Denn höre nur, was Paulus sagt: „Ruhm und Ehre und Friede jedem, der das Gute tut, zuerst dem Juden, dann dem Heiden“4 . Siehst du, wie auch diesen großer Lohn für ihre guten Werke vorbehalten ist, dagegen Strafe und Buße jenen, die das Gegenteil tun?

Wo bleiben da jene, die nicht an die Hölle glauben? Wenn doch schon diejenigen, die vor dem Erscheinen Christi lebten, und weder von Hölle noch von Auferstehung auch nur den Namen hörten, nicht bloß hienieden gestraft wurden, sondern auch in der anderen Welt noch Strafe finden werden, um wieviel mehr wird es dann uns so gehen, die mit so erhabenen religiösen Lehren genährt wurden? Wie ist es aber denkbar, fragst du, dass diejenigen, die nie etwas von der Hölle gehört haben, in die Hölle stürzen? Die können ja sagen: Wenn du uns mit der Hölle gedroht hättest, so hätten wir uns eher gefürchtet und hätten mehr Maß gehalten. Jawohl; nicht wahr, so wie wir jeden Tag von der Hölle reden hören, ohne uns in unserem praktischen Leben auch nur im geringsten darum zu kümmern! Außerdem ist aber auch das noch zu erwähnen, dass derjenige, der sich durch die Strafe nicht einschüchtern lässt, da er bereits hienieden zu leiden hat, noch viel weniger durch jene wird im Zaum gehalten werden. Die weniger Einsichtigen und religiös Gestimmten pflegen ja durch die Dinge, die vor ihnen liegen und alsbald in Erfüllung gehen, noch eher zur Vernunft gebracht zu werden, als durch diejenigen, die erst lange Zeit nachher eintreffen sollen. Allein, sagst du, uns ward ein stärkeres Motiv der Furcht gegeben und insofern ist S. d534 jenen Unrecht geschehen. Ganz und gar nicht. Fürs erste wurde ja an jene nicht die gleiche Anforderung gestellt wie an uns, von denen viel mehr verlangt wird. Wer aber die schwerere Aufgabe zu erfüllen hat, bedurfte auch einer größeren Hilfe. Es ist aber keine geringe Hilfe, dass das Motiv der Furcht verstärkt wurde. Wenn wir aber vor den anderen etwas voraus haben, weil wir die zukünftigen Dinge kennen, so haben die anderen vor uns voraus, dass über sie sogleich schwere Strafen verhängt wurden.

Indes machen die meisten dagegen einen anderen Einwand. Wo bleibt da die Gerechtigkeit Gottes, sagen sie, wenn einer, der hienieden gesündigt, hier u n d in der anderen Welt gestraft wird? Darf ich euch vielleicht daran erinnern, wie ihr selbst zu reden pflegt, damit ihr uns keine weiteren Einwände mehr macht, sondern aus euch selbst die Lösung gebt? Ich habe schon oft von Menschen gehört, sie hätten, wenn sie gerade erfuhren, ein Mörder sei im Gefängnis hingerichtet worden, voll Unwillen geäußert: Dieser elende, verworfene Mensch hat dreißig Mordtaten begangen, ja vielleicht noch viel mehr, und er selbst hat den Tod nur einmal leiden müssen; wo bleibt da die Gerechtigkeit? Ihr gesteht also von selbst ein, dass ein einmaliger Tod hierfür keine genügende Strafe ist. Warum habt ihr aber dann hier die entgegengesetzte Ansicht? Weil ihr hier nicht über andere, sondern über euch selbst urteilt. So sehr trübt die Eigenliebe den Blick für die Gerechtigkeit. Wenn wir über andere zu richten haben, dann beurteilen wir alle mit großer Strenge; haben wir über uns selbst zu richten, so sind wir geblendet. Würden wir dagegen mit uns selbst ebenso strenge ins Gericht gehen wie mit den anderen, so würden wir ein unparteiisches Urteil fällen. Auch wir haben ja Sünden auf dem Gewissen, für die wir nicht nur zwei oder dreimal, sondern tausendmal den Tod verdient hätten. Um von allem anderen zu schweigen, erinnern wir uns nur daran, wie viele Christen unwürdig an den hl. Geheimnissen teilnehmen! Dafür sind sie aber „schuldig des Leibes und des Blutes S. d535

Christi“5 . Redest du also von einem Mord, so denke an dich selbst. Jener hat ja nur einen Menschen umgebracht, du aber bist schuldig am Tode des Herrn; der eine6 , ohne dass er an den hl. Geheimnissen teilgenommen hätte; wir7 ,obwohl wir uns dem hl. Tische nahen dürfen. Und was soll ich von denen sagen, die ihre eigenen Brüder gleichsam beißen und verzehren8 und fortwährend Gift wider sie speien, und was von denen, die den Armen noch den Bissen Brot vom Munde nehmen? Wenn schon derjenige ein Mörder ist, der kein Almosen gibt, dann um so mehr, wer den anderen das Ihrige nimmt. Und sind nicht die Habsüchtigen schlimmer als viele Diebe, und die Räuber schlimmer als viele Mörder und Grabschänder? Und wie viele rauben nicht bloß, sondern verlangen auch noch gierig nach Blut?

Nein, sagst du, Gott bewahre! Jetzt sagst du Gott bewahre! Ja, wenn du einen Feind hast, dann sage: Gott bewahre; dann erinnere dich an das, was ich gesagt habe und führe ein recht gewissenhaftes Leben, damit nicht auch uns einst das Schicksal Sodomas erwarte, nicht auch wir das Los Gomorrhas teilen und die Strafen von Tyrus und Sidon gewärtigen müssen; oder vielmehr, damit wir Christus nicht beleidigen, was von allen Dingen das Schlimmste und Schrecklichste wäre. Ja, wenn auch manchen die Hölle als etwas Furchtbares erscheint, ich werde doch nicht aufhören, immer wieder zu rufen, dass Christum beleidigen schlimmer und schrecklicher ist als jede Hölle. Und euch bitte ich, von dieser Gesinnung durchdrungen zu sein; denn auf diese Weise werden wir sowohl der Hölle entgehen, als auch an der Herrlichkeit Christi teilnehmen, die wir alle erlangen mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!


  1. Röm 2,12 ↩

  2. Röm 1,18 ↩

  3. Röm 2,89 ↩

  4. Röm 2,10 ↩

  5. 1 Kor 11,27 ↩

  6. hat sein Verbrechen verübt ↩

  7. haben dasselbe getan ↩

  8. Gal 5,15 ↩

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