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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenunddreißigste Homilie. Kap. XI, V.7-24.

7.

Sag mir doch, weshalb gibt es denn Gaukler? Nicht etwa deshalb, weil diese Leute die Leidenschaft des müßigen Volkes in Spannung versetzen wollen, und weil sie den Schauspielern aus den vielen Unruhen Vorteil verschaffen möchten, und die Huren den keuschen Frauen entgegensetzen? Darum betreiben sie ihre Betrügereien soweit, dass sie sich nicht einmal scheuen, die Gebeine der Toten zu stören. Ja, treibt sie nicht auch der Umstand dazu, dass sie für jenes unheilvolle Teufelstheater unendliche Auslagen zu machen gezwungen sind? Und woher kommt die Wollust mit all ihren unzähligen Übeln? Siehst du, dass du die Grundlage des Lebens umstürzest, wenn du für solche Dinge eintrittst, während ich auf deren Beseitigung dringe? Ja, wenn es nur möglich wäre, es zu zerstören! Oder besser gesagt, wenn ihr nur wollt, so ist es, wenigstens soweit ihr in Betracht kommt, bereits beseitigt und zerstört. Doch will ich nichts Derartiges von euch verlangen. Macht nur, dass das Theater, das dasteht, ohne Besucher bleibe; das ist ein größeres Lob für euch, als wenn ihr es zerstörtet. Wenn ihr doch schon auf niemand anderen hören wollt, so ahmt wenigstens die Barbaren nach: Ihnen sind alle derartigen Schauspiele vollständig fremd. Womit sollen wir uns also noch entschuldigen, wenn wir, die Himmelsbürger, die Reigengenossen der Cherubim, die Teilhaber der Engel, in diesem Punkte schlechter sind als die Barbaren, und dies, obwohl wir unendlich viele andere, bessere Freuden als diese finden könnten? Wenn du dich wirklich ergötzen willst, so gehe hinaus in die Haine, zum rauschenden Strome, zu den Seen. Betrachte die Gärten, höre auf das Zirpen der S. d554 Grillen, besuche die Gräber der Märtyrer, wo du Gesundheit für den Leib und Nutzen für die Seele findest, wo nichts dir schadet, wo auf Lust keine Gewissensbisse folgen, wie hier1 . Du hast eine Frau, du hast Kinder? Welch größere Lust gäbe es als diese! Du hast ein Haus, hast Freunde? Das ist das wahre Vergnügen, das dir außer der Keuschheit auch sonst noch großen Nutzen bietet. Oder sag mir, was gibt es Süßeres, als Kinder zu besitzen? Und was Angenehmeres, als eine Frau für den, der ehrenhaft leben will? Man sagt, die Barbaren hätten einmal einen überaus weisen Ausspruch getan. Als sie von diesen ausgelassenen Theatern hörten und diesem unpassenden Vergnügen, da hätten sie gesagt: Die Römer haben solche Vergnügungen erfunden, die nur für Leute passen, die keine Kinder und Frauen zu Hause haben. Sie zeigen damit, dass es nichts Süßeres und Angenehmeres gibt als Kinder und eine Frau, wenn du nur ehrbar leben willst.

Wie aber, wendest du ein, wenn ich dir beweise, dass es Leute gibt, die an solchen Belustigungen gar keinen Schaden gelitten haben? O, auch das ist schon ein Schaden, dass man vollständig nutzlos seine Zeit vergeudet, und dazu noch anderen Ärgernis gibt. Denn wenn auch du selbst keinen Schaden leidest, du machst doch, dass ein anderer um so lieber dahin geht. Und wie solltest du selber keinen Schaden leiden, wenn du solche Aufführungen noch selbst unterstützest? Jawohl, der Gaukler, der unkeusche Jüngling, die Hure, alle jene Chöre des Teufels werden die Schuld für das Geschehene auf dein Haupt wälzen. Denn gäbe es keine Zuschauer, so gäbe es auch keine Schauspieler; weil es aber nun Zuschauer gibt, so werden auch sie die Höllenstrafen für diese Spiele teilen müssen. Wenn du also auch an deiner eigenen Keuschheit keinen Schaden leiden solltest, was übrigens ganz unmöglich ist, so wirst du wenigstens für das Verderben der anderen die schwersten Strafen zu leiden haben, sowohl weil du selber zusiehst, als auch weil du noch andere mit hinein führst. Und für deine Reinheit hättest du wohl mehr gewonnen, wenn du nicht dorthin gegangen wärest. Denn wenn du auch jetzt keusch bist, du wärest noch S. d555 keuscher geworden, wenn du solche Schauspiele gemieden hättest. Streiten wir also nicht unnütz, und sinnen wir nicht auf nutzlose Ausreden. Nur eines kann uns entschuldigen: wenn wir den Glutofen Babylons fliehen, wenn wir uns fernhalten von der ägyptischen Hure und müssten wir selbst nackt ihren Händen entfliehen. Dann werden wir wirklich große Lust und Freude empfinden, wenn unser Gewissen uns keine Vorwürfe zu machen braucht; dann werden wir sowohl das irdische Leben keusch verbringen wie auch der zukünftigen Güter teilhaftig werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. im Theater ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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