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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neununddreißigste Homilie. Kap. XII, V.1-8.

1.

V.1: „In jener Zeit ging Jesus am Sabbate über die Saatfelder; seine Jünger hungerten aber und begannen Ähren abzureißen und zu essen.“

Lukas schreibt: Am zweitersten Sabbate. Was bedeutet das, am zweitersten Sabbate? Wenn ein doppelter Ruhetag eintraf, nämlich der Sabbat als Tag des Herrn und noch ein anderes Fest, das ihm folgte. Sabbat nennen ja die Juden jeden Feiertag. Aber wozu hat sie der Herr, der doch alles voraussah, dahin geführt, wenn er nicht wollte, dass der Sabbat verletzt werde? Er wollte es, aber nicht ohne guten Grund. Deshalb verletzt er ihn ohne Ursache, sondern gibt immer vorher entsprechende Gründe an, damit er das Gesetz S. d567 außer Geltung brächte, ohne den Juden Ärgernis zu geben. Es gibt aber Fälle, wo er es auch von vornherein ohne besondere Umstände übertrat; so zum Beispiel, wo er die Augen des Blinden mit Kot bestreicht oder wo er sagt: „Mein Vater wirkt jetzt und auch ich wirke“1 . Das tut er, um dadurch einerseits seinen Vater zu verherrlichen und andererseits der Schwachheit der Juden Rechnung zu tragen. Die gleiche Absicht leitete ihn auch hier und deshalb gebraucht er das natürliche Bedürfnis zum Anlass; denn für sichtlich klare und offenbare Sünden gäbe es ja doch nie eine Entschuldigung. Ein Mörder kann kaum seinen Zorn als Entschuldigung vorbringen, ebensowenig wie ein Ehebrecher seine Begierlichkeit, ja sie können überhaupt keine Entschuldigungsgründe angeben. Hier aber hat der Herr seine Jünger auf Grund ihres Hungers von aller Schuld freigesprochen. Du aber bewundere die Jünger, die so bescheiden und anspruchslos für die Bedürfnisse des Leibes waren. Für die der Tisch so schnell und leicht gedeckt wart, die fortwährend mit Hunger zu kämpfen hatten und doch den Herrn nicht verließen; denn wäre ihr Hunger nicht sehr stark gewesen, so hätten sie auch jetzt keine Ähren gegessen. Was tun also die Pharisäer?

V.2: „Sie sahen es und sagten zu ihm: Siehe, Deine Jünger tun etwas, was man am Sabbat nicht tun darf.“

Hier treten sie nicht so ungestüm auf, obwohl man es hätte erwarten können; aber sie zeigen sich nun einmal nicht übermäßig erregt, sondern bringen einfach ihre Klagen vor. Als dagegen der Herr die verdorrte Hand ausstreckte und heilte, da gerieten sie in solche Wut, dass sie sogar über seinen gewaltsamen Tod beratschlagten. Wo eben nichts Großes und Aufsehenerregendes geschieh, da bleiben sie ruhig; wenn sie aber sehen, dass einige geheilt werden, da geraten sie außer sich und kommen in Aufregung und sind unerträglicher als alle anderen; so sehr sind sie Feinde des menschlichen Heiles. Wie verteidigte also der Herr seine Jünger?

S. d568

V.3: „Habt ihr nicht gelesen“, sagte er, „was David im Heiligtume tat, als ihn hungerte, ihn und alle, die mit ihm waren?

V.4: Wie er ins Haus Gottes hineinging und die Schaubrote aß, die zu essen weder ihm erlaubt war noch seinem Gefolge, sondern nur den Priestern allein?“2

Da der Herr seine Jünger in Schutz nimmt, führt er David als Beispiel an; wo er sich aber selbst verteidigt, den Vater. Beachte auch, mit welchem Tone des Vorwurfs er dies tut: „Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat?“ Groß war ja das Ansehen des Propheten; darum sprach auch Petrus später, um sich vor dem Juden zu rechtfertigen, also zu ihnen: „Ich darf freimütig zu euch über den Patriarchen reden und sagen, dass er gestorben ist und begraben wurde“3 . Weshalb erwähnte ihn aber der Herr, ohne seine Würde beizufügen, weder hier noch später? Vielleicht, weil er von ihm abstammte. Wären also die Pharisäer gut gesinnt gewesen, so hätte er den Hunger seiner Jünger als Grund angegeben; da sie böse und unmenschlich waren, verweist er sie auf die Geschichte. Wenn dagegen Markus schreibt: „Zur Zeit des Abiatar, des Hohenpriesters“4 , so steht er damit nicht im Widerspruch mit der Geschichte, sondern zeigt nur, dass der Mann zwei Namen hatte; auch fügt er hinzu, jener habe ihm das Brot gegeben5 . Er zeigt damit, dass auch darin ein starker Entschuldigungsgrund liege, dass sogar der Hohepriester dies erlaubt habe; und nicht nur erlaubt, sondern sogar dabei mitgeholfen habe. Da sage mir nur nicht, David sei ja ein Prophet gewesen; denn auch so wäre es ihm nicht erlaubt gewesen; vielmehr war dies ein Vorrecht der Priester. Deshalb fügte der Herr auch hinzu: „Sondern nur den Priestern allein.“ Denn wenn auch David tausendmal Prophet war, Priester war er nicht. Und wenn auch er ein Prophet war, so doch nicht seine Begleiter, denen ja der Priester auch S. d569 davon gab. Nun denn, fragst du, stehen also David und die Apostel auf gleicher Stufe? Was kommst du da mit einer Gleichstellung, wo es sich um eine Gesetzesübertretung zu handeln schien, obgleich eine natürliche Zwangslage vorlag? Gerade so schützte der Herr sie am ehesten gegen Vorwürfe, wenn sogar einer, der noch größer war, dasselbe getan hatte.


  1. Joh 5,17 ↩

  2. 1 Kön 21 ↩

  3. Apg 2,29 ↩

  4. Mk 2,26 ↩

  5. vgl.1 Kor 21,6 ↩

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