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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neununddreißigste Homilie. Kap. XII, V.1-8.

3.

Sodann macht Jesus noch einen anderen Grund namhaft:

V.8: "Denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat"; er meint damit sich selbst. Markus berichtet dagegen, er habe dies von der Menschheit im allgemeinen gesagt; er schreibt nämlich: "Der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat"1 . Warum S. d572 wurde aber dann2 derjenige bestraft, der das Holz gesammelt hatte3 ? Nun, wenn man schon gleich zu Anfang sich nicht um das Gesetz gekümmert hätte, so wäre es wohl auch später nie beobachtet worden. Der Sabbat hat ja auch im Anfang vielen und großen Nutzen gebracht. So machte er, dass die Juden gegen ihre Angehörigen milde und liebevoll waren; er lehrte sie die Vorsehung und die Schöpfung Gottes, wie auch Ezechiel4 sagt; er lehrte sie, allmählich von Unzucht abzulassen, und unterwies sie so, auf die geistigen Dinge zu achten. Hätte Gott das Gesetz des Sabbats gegeben und gesagt: "Das Gute sollt ihr am Sabbat tun, das Böse aber nicht", so hätten sie das Gesetz nicht beobachtet; deshalb verbot er alles gleichmäßig: "Tut nichts", sagte er; und nicht einmal so gehorchten sie. Er selbst hingegen, der das Gesetz des Sabbats gegeben hatte, lässt auch auf diese Weise erkennen, dass er nur das eine wollte, dass sie sich vom Bösen enthielten. "Denn" sagt er, "tut nichts, außer was für die Seele getan wird"5 . So wurde im Heiligtum jede Verrichtung vorgenommen, und zwar mit noch größerem Eifer und mit erhöhter Emsigkeit. So ließ er sie durch den Schatten selbst die Wahrheit schauen.

Dann hat also Christus eine so nützliche Einrichtung aufgehoben? Ganz und gar nicht; er hat sie im Gegenteil noch fester begründet. Es war eben nunmehr an der Zeit, die Jünger durch die höheren, mehr geistigen Gesichtspunkte über alles zu unterrichten, und es ging nicht an, demjenigen die Hand zu binden, der nicht bloß vom Bösen befreit war, sondern auch zu allem Guten sich hingezogen fühlte. Auch sollten sie deswegen nicht glauben, dass Gott alles allein tue, damit nicht infolgedessen diejenigen lässig würden, die zur Nachahmung der Liebe Gottes selbst berufen waren. "Denn", heißt es, werdet barmherzig, wie euer Vater im Himmel"6 . Ebensowenig sollten diejenigen nur einen Tag als Fest feiern, die er geheißen hatte, das S. d573 ganze Leben zu einem Festtage zu gestalten. "Denn", schreibt Paulus, "lasst uns Feste feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, noch mit dem Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit, sondern mit dem ungesäuerten Brote der Reinheit und Wahrheit"7 . Auch brauchen diejenigen nicht neben der Arche und dem goldenen Altar zu stehen, die den Herrn des Weltalls selber in sich wohnen haben, die auf jede Weise mit ihm verkehren durch Gebet, durch Opfer, durch Lesung der Hl. Schrift, durch Almosen und dadurch, dass sie ihn selber in sich tragen. Was hat also derjenige den Sabbat nötig, der fortwährend Feiertag hat, dessen Leben sich im Himmel bewegt? Halten wir daher immerdar Feiertag und tun wir nichts Böses; denn darin besteht der wahre Feiertag. Richten wir vielmehr unser Augenmerk auf geistige Dinge; die irdischen Sorgen mögen verschwinden; geben wir uns der geistigen Muße hin; halten wir die Hände frei von Habsucht, den Leib frei von unnützen, törichten Mühsalen, wie sie damals das Hebräervolk in Ägypten zu ertragen hatte. Ja, wenn wir Gold zusammenscharren, so unterscheiden wir uns in nichts von denen, die die Lehmarbeiten verrichteten und die Ziegel herstellen mussten, die Spreu auflasen und dazu Geißelhiebe erhielten. Auch jetzt will uns ja noch der Teufel zwingen, Ziegel zu machen, wie damals Pharao. Oder was ist das Gold anderes als Lehm? Und das Silber, ist es etwas anderes als Spreu? Wie Spreu entflammt ja das Silber den Brand der Begierlichkeit und wie Lehm beschmutzt das Gold den, der es besitzt. Deshalb sandte uns Gott nicht den Moses aus der ägyptischen Wüste, sondern seinen eigenen Sohn aus dem Himmel. Wenn du also auch nach seiner Ankunft noch in Ägypten bleibst, so wird es dir gehen wie den Ägyptern; wenn du es aber verlässt und mit dem geistigen Israel gehst, so wirst du lauter Wunder schauen.


  1. Mk 2,27 ↩

  2. im Alten Bunde ↩

  3. Num l5,33 ff ↩

  4. Ez 20,12 u.20 ↩

  5. Ex 12,16 ↩

  6. Lk 6,36 ↩

  7. 1 Kor 5,8 ↩

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