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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierzigste Homilie. Kap. XII, V.9-24.

5.

Soll man also wegen so etwas Neid und Eifersucht hegen, sprich? Oder verdient es nicht eher Trauer und Tränen? Das sieht doch jeder ein. Wenn du hingegen jemand beneidest, der so die öffentliche Gunst besitzt, so tust du dasselbe, wie wenn einer einen Mann sieht, der gefesselt ist, mit Ruten gezüchtigt und von unzähligen wilden Tieren hin- und hergezerrt wird, und ihn um seine Wunden und seine Geißelhiebe beneidet. Denn so viele Menschen das Volk zählt, so viele Fesseln, so viele Tyrannen hat ein solcher. Ja, was noch schlimmer ist, ein jeder von diesen hat auch noch eine andere Meinung und jeder redet über diesen seinen Sklaven, was ihm gerade einfällt, ohne etwas zu prüfen; sondern was gerade dieser oder jener meint, dem stimmen auch sie selber bei. S. d588 Ist also das nicht schlimmer als Meeresbrandung und Sturmgewoge? Ein solcher Mensch wird ja leicht vom Glücke aufgeblasen, leicht auch wieder in die Tiefe geschleudert; sein ganzes Leben ist ein beständiger Wechsel und nie hat er Ruhe. Bevor er in der Öffentlichkeit zum Redekampf auftritt, ist er voll Angst und Zittern, nachher ist er entweder halb tot vor Niedergeschlagenheit, oder freut sich über die Maßen; und das ist noch schlimmer als Traurigkeit. Denn dass die Freude kein geringeres Übel ist als die Trauer, ergibt sich klar aus den Wirkungen, die sie auf die Seele ausübt; sie macht nämlich die Seele leicht, hochstrebend und hochfliegend. Das können wir auch an den Männern der Vorzeit beobachten. Wann war z.B. David besser? Als er in Freude lebte oder in Bedrängnis sich befand? Und wann das Judenvolk? Als es seufzte und Gott anrief, oder da es in der Wüste sich der Freude hingab und das goldene Kalb anbetete? Darum sagte auch Salomon, der doch am besten wusste, was Freude und Lust sei: „Besser ist es, in ein Haus der Trauer zu gehen als in ein Haus der ausgelassenen Freude“1 . Deshalb preist auch Christus die einen selig mit den Worten: „Selig die Trauernden“2 , während er über die anderen wehruft und sagt: „Wehe euch, die ihr lacht; denn ihr werdet weinen“3 . Und das ganz mit Recht. Denn zur Zeit der Lust und Freude ist die Seele schlaffer und weichlicher, in Zeiten der Trauer hingegen ist sie gesammelt und nüchtern, ist sie jeglicher Fessel der Leidenschaften frei und wird erhabener und stärker. Im Bewusstsein alles dessen wollen wir also den Menschenruhm und seine Lust fliehen, damit wir des wahren und ewig bleibenden Ruhmes teilhaftig werden. Den mögen wir alle erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Eccl 7,3 ↩

  2. Mt 5,5 ↩

  3. Lk 6,25 ↩

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