• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundvierzigste Homilie. Kap XII, V.25-32.

5.

S. d598 Geben wir uns also Mühe, dass wir auf die Seite dieser letzteren zu stehen kommen, und wenn schon nicht auf Seite dieser, so doch wenigstens mit jenen, die schon hienieden ihre Sünden abgebüßt haben. Denn drüben ist das Gericht furchtbar, die Strafe unerbittlich, der Schmerz unerträglich. Willst du aber, dass du auch hier keine Buße zu tun brauchst, so sei dein eigener Richter, verlange von dir selber Rechenschaft. Höre, was der hl. Paulus sagt: „Wenn wir uns selber richteten, so würden wir wohl nicht gerichtet werden“1 . Handelst du so, dann schreite nur auf diesem Wege voran und du wirst die Krone erlangen. Wie sollen wir aber uns selber Buße auferlegen, fragst du? Trauere über dich, seufze bitterlich, demütige dich selbst, füge dir Schmerz zu und denke an jene einzelne deiner Sünden. Das ist keine geringe Prüfung der Seele. Wer jemals wahrhaft zerknirscht war, weiß, dass gerade dadurch die Seele am meisten gepeinigt wird. Wer einmal so recht aller seiner Sünden gedenkt, der kennt den Schmerz, der daraus entsteht. Darum hat der Herr zum Lohn für solche Reue die Rechtfertigung verheißen und gesagt: „Bekenne du zuerst deine Sünden, damit du gerechtfertigt werdest“2 . Und wahrlich, es trägt nicht wenig zu unserer Besserung bei, wenn wir uns alle unsere Sünden vor Augen führen, sie anhaltend und einzeln überlegen und erwägen. Wer dies tut, der wird so zerknirscht werden, dass er sich nicht einmal mehr des Lebens für würdig erachtet. Wer aber diese Gesinnung hegt, der wird weicher als das weichste Wachs. Da nenne mir nicht bloß Sünden der Unzucht, nicht bloß Ehebrüche, nicht bloß jene, die bei allen offen und einmütig als schwere Sünden betrachtet werden, nein, auch die geheimen Absichten, die Verleumdungen, die Ehrabschneidungen, die Regungen des Ehrgeizes, den Neid und alle anderen Sünden zähle auf. Denn auch für diese erwartet dich keine geringe Strafe. So wird ja der Schmähsüchtige in die Hölle gestoßen werden3 , der Trunksüchtige S. d599 wird keinen Teil am Himmelreich haben4 , und wer den Nächsten nicht liebt, beleidigt Gott dermaßen, dass ihm selbst das Martyrium nichts nützen könnte5 . Ebenso hat derjenige, der für die Seinigen nicht sorgt, den Glauben verleugnet6 , und wer auf die Armen nicht achtet, wird ins Feuer geworfen7 . Halte darum diese Sünden nicht für gering, sondern stelle sie alle zusammen und schreibe sie gleichsam auf in einem Buche. Denn wenn du sie aufschreibst, wird Gott sie auswischen; und wenn du sie nicht aufschreibst, wird Gott sie hineinschreiben und Rechenschaft von dir verlangen. Es ist also doch viel besser, dass unsere Sünden von uns selbst aufgeschrieben und von oben ausgetilgt werden, als dass es umgekehrt gehe; denn wenn wir sie vergessen, wird Gott dieseleben an jenem Tag vor unseren Augen daherbringen.

Damit also das nicht geschehe, wollen wir alles sorgfältig erwägen; dann werden wir finden, dass wir vieler Sünden schuldig sind. Oder wer ist z.B. frei von Habsucht? Da sage mir nicht, du seiest es nur in geringem Maße; denke vielmehr daran, dass wir auch für kleine Fehltritte die gleiche Strafe erhalten werden und bereue sie darum. Wer hat nie einen anderen beleidigt? Dafür wirst du aber in die Hölle geworfen. Wer hat nicht heimlich Böses geredet von seinem Nächsten? Dafür verliest du das Himmelreich. Wer ist nicht hochmütig gewesen? Der Hochmütige ist aber der Unreinste von allen. Wer hat nicht unzüchtige Blicke geworfen? Der ist aber ganz wie ein Ehebrecher8 . Wer hat nicht grundlos seinem Bruder gezürnt? Ein solcher ist des Hohen Rates schuldig9 . Wer hat nicht geschworen? Das ist vom Bösen10 . Und wer hat nicht falsch geschworen? Das ist noch mehr als vom Bösen. Wer hat nicht dem Mammon gedient? Dann S. d600 hat er den aufrichtigen und wahren Dienst Christi verleugnet11 . Ich könnte noch andere, größere Sünden als diese erwähnen. Es genügen aber auch diese. Auch sie wären schon imstande, jeden zur Zerknirschung zu bringen, der nicht versteinert und unempfindlich geworden ist. Denn wenn schon eine jede von diesen Sünden die Höllenstrafe im Gefolge hat, welche Wirkung werden sie nicht erst haben, wenn sie alle beisammen sind? Wie kann man aber dann noch gerettet werden, fragst du? Indem du für jede Sünde die entgegengesetzte Medizin anwendest, das Almosen, das Gebet, den Reueschmerz, die Bußgesinnung, die Demut, ein zerknirschtes Herz, Verachtung der eitlen Dinge. Gott hat uns tausend Wege zum Heil bereitet, wenn wir nur auf sie achten wollen. Geben wir also darauf acht und suchen wir auf jede Weise unsere Wunden zu heilen, durch Almosengeben, indem wir den Beleidigern verzeihen, Gott für alles danken, nach Kräften fasten, mit Reuegesinnung beten, uns mit dem ungerechten Mammon Freunde machen. Auf diese Weise können wir für unsere Sünden Verzeihung erlangen und der verheißenen Güter teilhaft werden. Möchten wir alle derselben gewürdigt werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesu Christi, der Ruhm und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. 1 Kor 11,31 ↩

  2. Jes 43,26 ↩

  3. Mt 5,22 ↩

  4. 1 Kor 6,10 ↩

  5. ebd 13,3 ↩

  6. 1 Tim 5,8 ↩

  7. Lk 16,22 ↩

  8. Mt 5,28 ↩

  9. ebd 5,22 ↩

  10. ebd 5,37 ↩

  11. Mt 6,24 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy