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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.24-33.

2.

Aus diesen zwei Gründen also hält der Herr sie zurück: erstens, damit nicht auch der Weizen Schaden leide; zweitens, weil eine Bestrafung des Bösen durch seine Knechte diesen selbst unheilbaren Schaden brächte. Willst du also, dass die Bösen gestraft werden, ohne dass der Weizen Schaden leide, so warte die richtige Zeit ab. Was meint aber der Herr mit den Worten: „Damit ihr nicht zugleich auch den Weizen ausreißt.“ Entweder will er damit sagen: Wenn ihr die Waffen ergreifen und die Häretiker umbringen würdet, so müssten auch viele Rechtgläubige1 das Leben lassen; oder aber er meint, dass viele von denen, die jetzt noch Unkraut sind, sich bekehren und zu Weizen werden können. Würdet ihr sie also vorher ausrotten, so würdet ihr auch denen schaden, die in Zukunft Getreide werden sollten, würdet diejenigen ausrotten, die noch der Bekehrung und Besserung fähig wären. Also nicht das verbietet der Herr, den Häretikern zu widerstehen, sie zu widerlegen, S. d657 ihre Zusammenkünfte und Verbindungen aufzulösen, sondern nur, sie auszurotten und zu töten.

Du aber sieh, wie sanftmütig der Herr ist; wie er nicht bloß seine Meinung ausspricht und sein Verbot erlässt, sondern auch die Gründe dafür angibt. Was aber dann, wenn das Unkraut bis zum Ende so bleibt?

V.30: „Dann werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es zusammen in Büschel zum Verbrennen.“

Nochmals erinnert sie der Herr an die Worte des Johannes, durch die er selbst zum Richter erklärt ward, und sagt: Solange die Häretiker nahe beim Weizen stehen, soll man sie schonen; sie können ja vielleicht noch zu Weizen werden; wenn sie aber die Zeit nutzlos verstreichen ließen und von hinnen geschieden sind, dann werden sie notwendigerweise der unerbittlichen Strafe verfallen. „Denn ich werde den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut.“ Warum dieses zuerst? Damit sie nicht zu fürchten brauchen, man werde zugleich mit dem Unkraut auch den Weizen wegtragen. „Und bindet es zusammen in Büschel zum Verbrennen; den Weizen aber führet zusammen in die Scheune.“

V.31: „Noch ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn.“

Oben hatte der Herr gesagt, es gingen drei Viertel von dem Samen verloren und eines werde gerettet werden, und selbst unter dem einen geretteten Teil werde ein großer Schaden angerichtet werden. Damit es nun nicht heiße: Aber wer und wieviele gehören dann noch zu den Gläubigen? So benimmt er ihnen auch diese Furcht, weckt in ihnen durch das Gleichnis mit dem Senfkorn gläubiges Vertrauen, und zeigt ihnen, dass die Predigt vom Evangelium ganz sicher und überall werde verbreitet werde. Aus diesem Grunde hat er auch das Bild mit der Pflanze gebracht, das so gut für sein Thema passte.

V.32: „Dieses ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, dann ist es größer als alle S. d658 Pflanzen, und wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen.“

Der Herr wollte ein Beispiel von Größe anführen. So meint er also, wird es auch mit der Verkündigung des Evangeliums gehen. Auch die Jünger waren ja ganz schwache und unbedeutende Menschen; weil aber eine große Kraft in ihnen wohnte, so breitete sie sich über den ganzen Erdkreis aus. Diesem Bilde fügt Jesus dann noch das mit dem Sauerteig an, und fährt fort:

V.33: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nimmt, und in drei Maß Mehl verbirgt, bis das Ganze durchsäuert ist.“

Wie nämlich der Sauerteig dem vielen Mehl seine eigene Kraft mitteilt, so werdet auch ihr die ganze Welt umändern. Beachte, wie weise der Herr vorgeht. Er führt ein Beispiel aus der Natur an, um zu zeigen, wie jenes naturnotwendig erfolgen müsse, so auch dieses. Da wendet mir nicht ein2 : Was sollen wir zwölf Leute vermögen, wenn wir unter eine solche Menschenmasse kommen? Gerade das lässt ja eure Macht nur um so heller erglänzen, dass ihr unter eine solche Menschenmasse kommt und doch nicht unterliegt. Wie also hier der Sauerteig den anderen Teig durchsäuert, wenn er in Verbindung gebracht wird mit dem Mehle, und nicht bloß in Verbindung gebracht, sondern mit ihm vermengt wird, denn es heißt ja nicht bloß: sie legte ihn hin, sondern: sie verbarg ihn , so werdet auch ihr eure Feinde überwinden, wenn ihr mit ihnen in Berührung und Verbindung tretet. Und wie der Sauerteig von der Masse3 überschüttet wird, aber nicht verloren geht, sondern nach kurzer Zeit allem seine Eigenschaft mitteilt, gerade so wird es auch mit eurer Lehrverkündigung gehen. Seid also nicht in Furcht, weil ich euch viele Mühsale vorhergesagt habe; gerade dadurch werdet ihr in besonderem Glanze erstrahlen und alle überwinden. Mit den drei Maßen wollte hier der Herr die große Masse bezeichnen; er pflegte eben diese Zahl als Ausdruck für eine große Menge zu nehmen. Wundere dich aber nicht darüber, S. d659 dass er vom Himmel redet und dabei auf Senfkorn und Sauerteig zu sprechen kommt; er hatte es eben mit unerfahrenen und ungebildeten Leuten zu tun, die durch solche Vergleiche angeregt werden mussten. Sie waren eben so einfältig, dass sie auch dann noch vieler Unterweisung bedurften.

Wo sind da jetzt die Kinder der Heiden? Sie sollen die Macht Christi erkennen, wenn sie die Wahrheit der Dinge schauen. Anbeten sollen sie ihn aus dem zweifachen Grunde, weil er etwas so Großes vorhergesagt und weil er es dann auch vollbracht hat. Er ist ja derjenige, der dem Sauerteig seine Kraft verliehen. Darum hat er seine Gläubigen unter die große Menge4 gemischt, auf dass wir den anderen von unserer Erkenntnis mitteilen. Niemand soll sich also über die geringe Anzahl beschweren. Groß ist ja die Kraft des Evangeliums; und was einmal durchsäuert ist, wird auch seinerseits zum Sauerteig. Wenn ein Funke in Holz fällt, so entzündet er es und vergrößert dadurch die Flamme, die dann auch auf alles andere überspringt. Gerade so ist es mit der Verkündigung des Evangeliums. Aber, meinst du, der Herr sprach nicht von Feuer sondern von Sauerteig. Nun, was dann? Der Unterschied ist ja nur der, dass man dort nicht bloß Feuer braucht, sondern auch passendes Holz, während der Sauerteig alles allein macht. Wenn aber zwölf Männer den ganzen Erdkreis zu durchsäuern vermochten, so erwäge, wie schlecht wir sein müssen, wenn wir trotz unserer großen Anzahl diejenigen nicht zu bekehren vermögen, die noch übrig geblieben sind, während wir doch für tausend Welten genügen und als Sauerteig dienen sollten.


  1. griechisch hagioi ↩

  2. sagt gleichsam der Herr ↩

  3. des Teiges ↩

  4. der Menschen ↩

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