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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.34-52.

3.

Siehst du jetzt, wie Christus das Alte Testament nicht etwa ausschließt, sondern im Gegenteil lobt und preist, indem er es einen Schatz nennt? Wer also die hl. Schrift nicht kennt, der kann schwerlich ein solcher Hausvater sein, da er ja weder selbst etwas hat, noch von anderen etwas empfängt, sondern sich selbst vernachlässigt, obwohl er vor Hunger zugrunde geht. Aber nicht bloß diese, auch die Häretiker haben keinen Teil an dieser Seligpreisung. Sie bringen ja nicht Neues und Altes vor. Da sie nämlich das Alte nicht haben, so besitzen sie auch das Neue nicht; und wer umgekehrt das Neue nicht besitzt, hat auch das Alte nicht, sondern entbehrt beides; so sind eben beide Testamente miteinander verbunden und verknüpft.

Wir alle also, die in der Lesung der hl. Schrift nachlässig sind, mögen hören, welcher Schaden uns droht, welche1 Armut. Oder wie sollen wir imstande sein, ein gutes, werktätiges Leben zu führen, wenn wir nicht einmal die Gesetze kennen, nach denen wir leben sollen? Die Reichen, deren ganzes Sinnen und Trachten auf Geld gerichtet ist, schütteln oft ihre Gewänder aus, damit sie nicht von Motten zerfressen werden; und du, dessen Seele durch die Gleichgültigkeit noch schwerer als durch Motten geschädigt wird, du greift nicht zu den hl. Büchern, machst dich nicht los S. d672 von diesem Verderben, schmückst deine Seele nicht, betrachtest nicht ohne Unterlass das Bild der Tugend, und lernst nicht, welches deren Glieder und welches ihr Haupt ist? Auch die Tugend hat nämlich ein Haupt und Glieder, die viel schöner sind als der wohlgestaltetste und schönste Leib. Welches ist also, fragst du, das Haupt der Tugend? Die Demut. Darum macht auch Christus mit ihr den Anfang und sagt: „Selig sind die Armen2 “3 . Dieses Haupt hat zwar keine Haare und Locken, dafür aber eine Schönheit, die Gottes Wohlgefallen auf sich zieht. „Denn auf wen werde ich schauen“, sagt er, „wenn nicht auf den Sanftmütigen, den Demütigen und den, der vor meinen Worten zittert?“4 Und: „Meine Augen sind gerichtet auf die Sanftmütigen der Erde“5 . Und: „Der Herr ist nahe denen, die ein zerknirschtes Herz haben“6 . Dieses Tugendhaupt bringt statt der Locken und Haare Gott angenehme Opfer dar. Es ist ein goldener Altar und eine geistige Opferstätte; denn „ein Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist“7 . Diese Tugend ist die Mutter der Weisheit8.

Wer diese hat, besitzt auch die anderen. Siehst du also, wie dieses Haupt nicht seinesgleichen hat? Und willst du auch das Antlitz sehen, oder vielmehr kennen lernen? Beachte nur zunächst seine rote blühende Farbe, sein überaus anmutiges Aussehen, und höre, was dieses bewirkt? Was bewirkt es also? die errötende Schamhaftigkeit. Darum sagte auch jemand:„Vor der Schamhaftigkeit geht die Anmut einher“9 . Das verleiht auch den übrigen Gliedern große Schönheit. Da könntest du tausend Farben mischen, eine solche Schönheit S. d673 wirst du nicht erreichen. Willst du dann auch die Augen betrachten, so sieh nur, wie überaus schön sie mit Bescheidenheit und Sittsamkeit geschmückt sind. Darum werden sie auch so gut und scharf, dass sie sogar imstande sind, den Herrn selbst zu schauen. „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott anschauen.“10 Ihr Mund aber ist die Weisheit und Einsicht und das Verständnis geistiger Lieder. Das Herz ist die praktische Kenntnis der hl.Schrift, die genaue Einhaltung der Lehre, Nächstenliebe und Güte. Und wie es nicht möglich ist, ohne dieses11 zu leben, so kann man ohne jenes12 unmöglich sein Heil erlangen. Aus ihm entspringt ja alles Gute. Auch hat es Füße und Hände, das sind die guten Werke; und seine Seele ist die Gottesfurcht; seine Brust ist von Gold und dazu härter als Diamant, das ist der Starkmut, und eher kann man alles andere bewältigen, als diese Brust brechen. Der Geist aber, der im Gehirn und im Herzen wohnt, ist die Liebe.

) Leibes bezeichnet.


  1. geistige ↩

  2. im Geiste ↩

  3. Mt 5,3 ↩

  4. Is 66,2 ↩

  5. Ps 75,10 u. 100,6 ↩

  6. Ps 33,19 ↩

  7. Ps 50,19 ↩

  8. Chrysostomus scheint hier im Interesse seines Vergleiches für die Demut mehr eine äußere Priorität zu beanspruchen, da er sonst als Haupt und Königin aller Tugen den stets die Liebe hinstellt, deren Sitz das Herz ist, und die er hier als die Seele dieses (Tugend- ↩

  9. Eccles 32,14 ↩

  10. Mt 5,8 ↩

  11. leibliche Haupt ↩

  12. geistige ↩

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