• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.34-52.

4.

Willst du, dass ich dieses Bild auch an Tatsachen selbst erläutere? Schau nur auf eben unseren Evangelisten! Wenn wir auch nicht seine ganze Lebensbeschreibung besitzen, so können wir doch aus dem Wenigen schon sein Bild durchleuchtet sehen. Dass er demütig und zerknirscht war, beweist der Umstand, dass er sich selbst in seinem Evangelium einen Zöllner nennt; dass er barmherzig war, ersiehst du daraus, dass er alles verließ und Jesus nachfolgte; für seine Frömmigkeit sprechen seine Lehren. Seine Einsicht und seine Liebe kann man leicht aus dem Evangelium erkennen, das er schrieb; seine Fürsorge erstreckte sich ja über den ganzen Erdkreis; auf seine guten Werke kann man schließen aus dem Thron, den er einmal einnehmen sollte; seinen Starkmut beweist die Freude, mit der er vom Hohen Rate wegging.

Ahmen wir also solche Tugend nach, vor allem seine Demut und Barmherzigkeit, ohne die man nicht in den Himmel kommen kann. Das beweisen die fünf S. d674 (törichten) Jungfrauen1 und auch die Pharisäer. Ohne die Jungfräulichkeit kann man2 schauen, ohne Barmherzigkeit nicht; diese gehört eben zu den notwendigen Dingen, die alles andere in sich begreifen. Nicht mit Unrecht haben wir also sie das Herz der Tugend genannt. Doch erlöscht dieses Herz gar schnell, wenn es nicht allen Gliedern das Leben mitteilt. Wie das Quellwasser faul wird, wenn es nicht abfließt, so auch die Reichen, wenn sie ihren Reichtum immer bei sich behalten. Darum pflegen wir auch im gewöhnlichen Sprachgebrauch zu sagen: Bei dem und dem ist viel fauler Reichtum, und nicht etwa: viel Überfluss, oder: ein großer Schatz. Diese Fäulnis haftet aber nicht bloß denen an, die besitzen, sondern auch dem Reichtum, den sie besitzen. Gewänder, die lange liegen, verderben, das Gold rostet, das Getreide wird zernagt. Die Seele dessen aber, der all diese Dinge sein eigen nennt, wird noch mehr als dies durch die Sorgen wie von Rost und Fäulnis zerfressen. Könntest du die Seele eines Geizhalses offen zur Schau stellen, du würdest sie auf allen Seiten so von Sorgen durchlöchert, von der Fäulnis und dem Rost der Sünden zersetzt finden, wie ein Kleid, das von tausend Würmern zerfressen ist und keinen gesunden Fleck mehr an sich hat. Die Seele des Armen dagegen ist nicht so, wenigstens nicht die eines freiwilligen Armen. Sie leuchtet wie Gold, glänzt wie eine Perle und blüht wie eine Rose. Da gibt es keine Motte, keinen Dieb, keine weltliche Sorge. Sie leben wie die Engel. Willst du die Schönheit einer solchen Seele schauen? Willst du den Reichtum der Armut kennen lernen? Der Arme befiehlt nicht Menschen, sondern Dämonen, er steht nicht in der Nähe eines Königs, sondern am Throne Gottes, er ist nicht der Mitkämpfer von Menschen, sondern von Engeln; er besitzt nicht bloß zwei oder drei oder zwanzig Geldtruhen, sondern ist so reich, dass er die ganze Welt dagegen für nichts erachtet. Er besitzt zwar keinen Schatz, dafür aber den Himmel; er braucht keine Diener, denn seine Sklaven sind die Leidenschaften, seine Diener sind die Neigungen, von denen selbst S. d675 Könige bezwungen werden. Die Versuchung, die auch dem Purpurträger ihren Willen aufzwängt, die fürchtet sich vor ihm, und wagt nicht einmal wider ihn aufzuschauen. Königtum, Gold und alles andere dieser Art verlacht er als Kinderspielzeug; er hält alles für ebenso nichtig, wie Reifen, Würfel, Kugeln und Bälle. Er besitzt ja einen Schmuck, den die nicht einmal zu sehen vermögen, die mit solchen Spielereien sich abgeben. Was gäbe es also Besseres als solch einen Armen? Er hat den Himmel zum Estrich. Und wenn der Himmel sein Estrich ist, was wird erst sein Dach sein? Aber du sagst, er hat weder Pferde noch Wagen. Und wozu braucht er das, wenn er doch einst auf den Wolken fahren und bei Christus sein wird?3

Das wollen wir also alle erwägen, Männer und Frauen, und wollen nach jenem4 Reichtum streben und nach dem unveräußerlichen Besitz, damit wir dann auch das Himmelreich erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. vgl.Hom.78 ↩

  2. Gott ↩

  3. 1 Thess 4,17 ↩

  4. geistigen ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy