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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.53 - Kap. XIV,V.12.

1.

V.53: „Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, ging er von da weg.“

Warum sagt der Evangelist „diese“1 ? Weil der Herr später noch andere erzählte. Warum geht er aber weg? Weil er überall den Samen des Wortes ausstreuen wollte.

V.54: „Und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge.“

Welche Vaterstadt meint der Evangelist hier? Ich glaube Nazareth. „Denn“, heißt es, „er wirkte dort S. d676 nicht viele Wundertaten“2 . In Kapharnaum dagegen wirkte er Wunder. Darum sagte er auch; „Und du Kapharnaum, das du bis zum Himmel erhoben warst, du wirst bis zur Unterwelt hinabsteigen; denn wenn in Sodoma die Zeichen geschehen wären, die in dir geschahen, so würde es bis auf den heutigen Tag bestehen“3 . Nachdem er also dorthin gekommen, stand er von Wunderzeichen ab, damit sie nicht noch mehr von Neid und Hass entbrennten, und nicht noch eine schwerere Verdammnis sich zuzögen, wenn sie in ihrem Unglauben verhärtet würden. Dafür verweilte er um so mehr bei der Lehre, die ja nicht weniger wunderbar war, als die Wunderzeichen. Da hätten selbst die Törichtesten die Macht seiner Rede bewundern und anstaunen müssen; diese aber verachteten ihn im Gegenteil wegen seines vermeintlichen Vaters. Und doch hatten sie aus früheren Zeiten viele Beispiele dafür, dass auch von unansehnlichen Vätern hervorragende Kinder abstammen können. So stammte David von einem einfachen Bauern, dem Jesse, ab; Amos war der Sohn eines Ziegenhirten und selbst Ziegenhirt; auch Moses hatte einen Vater, der ihm selber weit nachstand. Gerade deshalb hätten sie also den göttlichen Heiland am meisten in Ehren halten und bewundern sollen, weil er trotz seiner unansehnlichen Eltern doch so herrliche Lehren verkündete. Es war ja ganz klar, dass diese nicht die Frucht menschlichen Studiums, sondern der göttlichen Gnade waren. Diese hingegen verachteten an ihm gerade das, was sie zur Bewunderung für ihn hätte bewegen sollen. Die Synagogen besuchte der Herr aber deshalb so oft, damit ihm die Juden nicht noch mehr Vorwürfe machten, wenn er sich immer in der Einsamkeit aufhielte, als ob er ein Sonderling und Feind der Gesellschaft sei.

Da sie also in Verwunderung und Staunen geraten waren, sagten sie: „Woher hat dieser seine Weisheit und seine Macht?“ sei es nun, dass sie seine Wundertaten als Macht bezeichneten, oder auch seine Weisheit.

V.55: „Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns?“

S. d677 Das macht also das Wunder und ihr Staunen noch größer. „Heißt nicht seine Mutter Maria? Und sind nicht seine Brüder Jakob und Joses und Simon und Judas?

V.56: Und leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher hat er also all dies?

V.57: Und sie nahmen Ärgernis an ihm.“

Siehst du also, dass Nazareth die Stadt war, in der der Herr4 sprach? Sie sagen ja: Sind nicht seine Brüder die und die? Indes, was verschlägt dies? Gerade das hätte euch am meisten zum Glauben bewegen sollen. Doch der Neid ist eben ein Übel, das gar oft mit sich selbst in Widerspruch gerät. Gerade das Außergewöhnliche und Wunderbare war geeignet, die Juden zum Herrn hinzuziehen; statt dessen nehmen sie gerade daran Ärgernis. Was antwortet ihnen also Christus? „Kein Prophet bleibt ungeehrt, außer in seiner Vaterstadt und in seinem eigenen Hause.“

V.58: „Und er tat nicht viele Wunderzeichen wegen ihres Unglaubens.“

Lukas schreibt dafür: „Und er wirkte dort nicht viele Zeichen“5 . Aber dennoch, meinst du, hätte er solche wirken sollen. Denn wenn er wenigstens das erreichte, dass sie ihn anstaunten6 , weshalb hat er dann keine Zeichen getan? Weil ihm nicht daran gelegen war, sich selber zu zeigen, sondern den anderen zu nützen. Nachdem aber dies nicht zutraf, so achtete er nicht auf sein eigenes Interesse, um nicht ihre Strafwürdigkeit noch zu erhöhen. Und doch, sieh nur, wie lange es gedauert hatte, bis er zu ihnen kam, und welche Zeichen er vorher schon gewirkt hatte! Aber dennoch wollten sie nichts von ihm wissen, sondern entbrannten wiederum von Neid.

Warum hat er aber doch wenigstens einige wenige Zeichen getan? Damit sie nicht sagen könnten: „Arzt, heile Dich selbst“7 ; damit sie nicht sagten: Er ist unser S. d678 Feind und Gegner, und verachtet seine eigenen Verwandten; damit es nicht dann heiße: Wären Zeichen geschehen, so hätten auch wir geglaubt. Aus diesem Grund hat er zwar Zeichen gewirkt, aber bald damit aufgehört; das erste, um wenigstens das zu tun, was an ihm lag, das zweite, um sie nicht noch einem schwereren Gerichte zu überliefern.

Bedenke aber, wie kraftvoll seine Worte gewesen sein müssen, dass sie ihn trotz ihrer neidischen Gehässigkeit bewunderten. Bei seinen Wundertaten haben sie auch nicht das Geschehnis an sich getadelt, dafür aber falsche Erklärungen vorgebracht und gesagt: „In Beelzebub treibt er die Dämonen aus“8 .Ebenso greifen sie auch hier nicht seine Lehre an, sondern nehmen ihre Zuflucht zu der Niedrigkeit seiner Abstammung. Du aber beachte die Sanftmut des Meisters, wie er sie deswegen nicht beschämt, sondern mit aller Sanftmut erwidert: „Kein Prophet ist ungeehrt, außer in seiner Vaterstadt.“ Ja, er begnügt sich nicht einmal damit, sondern fügt noch hinzu; „und in seinem Hause“. Ich bin der Ansicht, er habe mit diesem Zusatz seine Brüder gemeint.


  1. Gleichnisse ↩

  2. Mt 13,58 ↩

  3. ebd 11,23 ↩

  4. zu den Juden ↩

  5. findet sich bei Lukas nicht ausdrücklich ↩

  6. und er wurde auch damals wirklich angestaunt ↩

  7. Lk 4,23 ↩

  8. Lk 11,15 ↩

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