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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.53 - Kap. XIV,V.12.

6.

Du issest bis zum Übermaß; Christus aß nicht einmal das Notwendige. Du issest verschiedenartige Kuchen; er hatte nicht einmal trockenes Brot. Du S. d690 trinkst den Wein aus Thasos1 ; und ihm, der Durst hatte, gabst du nicht einmal einen Becher kalten Wassers. Du ruhst auf weichem, mit bunten Teppichen belegtem Lager; er geht vor Frost zugrunde. Wenn also auch deine Gelage nicht den Vorwurf verdienen, mit unrechtem Gelde veranstaltet zu sein, so sind sie doch deshalb zu tadeln, weil du in allem über das notwendige Maß hinausgehst, jenem aber nicht einmal das gibst, dessen er bedarf, sondern lieber mit seinem Eigentum schwelgst. Wärest du der Vormund eines Kindes und würdest dich an seinem Eigentum vergreifen und dich nicht um dasselbe kümmern, wenn es auch äußerste Not litte, da fänden sich da wohl Tausende von Anklägern und du würdest nach den Gesetzen bestraft. Jetzt aber, wo du Christi Eigentum wegnimmst und so zwecklos vergeudest, jetzt glaubst du straflos auszugehen.

Das sage ich nicht von denen, die unzüchtige Weiber zu ihren Tischgelagen beiziehen2 , auch nicht von den ungerechten Reichen, die fremde Baüche füllen, denn auch mit ihnen will ich nichts zu tun haben, so wenig wie mit Schweinen und Wölfen; vielmehr spreche ich zu denen, die ihr eigenes Besitztum genießen, aber anderen nichts davon mitteilen, sondern für sich allein ihr väterliches Erbe verzehren. Auch die sind nicht frei von Schuld. Oder sag mir doch, wie willst du Tadel und Anklagen entgehen, wenn dein Parasit gesättigt wird sowie dein Hund, der daneben steht, während du Christus nicht einmal dessen für wert erachtest? Wenn ein Possenreißer so gut bezahlt wird, während der Herr des Himmelreiches auch nicht den kleinsten Teil davon erhält? Der eine geht reich bedacht hinweg, weil er etwas Witziges sagte; Christus dagegen, der uns Dinge gelehrt hat, ohne deren Kenntnis wir uns in nichts von den Hunden unterscheiden, er erhält nicht einmal soviel, wie jener! Erschauderst du bei diesen Worten? Nun, so erschaudere auch über deine Taten. Wirf die Schmarotzer hinaus und mache Christus zu deinem S. d691 Tischgenossen. Wenn du ihn an deinem Tische teilnehmen lässest, so wird er dir ein gnädiger Richter sein; er weiß3 eines Gastmahls wohl zu schätzen. Wenn schon Räuber dies verstehen, dann um so mehr der Herr. Denke nur an jene öffentliche Dirne, wie der Herr sie bei einem Gastmahle verteidigte, während er den Simon tadelte und sagte: „Du hast mir keinen Friedenskuß gegeben“4 . Wenn er dich schon ernährt, solange du dies nicht tust, so wird er dich um so sicherer belohnen, wenn du es tust. Beachte es nicht, wenn der Arme schmutzig und unsauber daherkommt; bedenke vielmehr, dass in ihm Christus dein Haus betritt. Lass darum ab von deiner Unfreundlichkeit und den harten Worten, mit denen du stets die ankommenden Bettler schiltst, indem du sie Betrüger, Faulenzer und noch schlimmeres als das nennst. Bedenke doch, wenn du solche Ausdrücke gebrauchst, was denn die Schmarotzer arbeiten? Welchen Nutzen sie deinem Hause bringen? Sie machen dir das Mahl recht angenehm, sagst du? Aber was ist da Angenehmes dabei, wenn sie sich beohrfeigen lassen und unanständige Reden führen? Und was gäbe es Schimpflicheres, als wenn du den schlägst, der nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen wurde, und dein Vergnügen findest an einer solchen Entehrung desselben, wenn du dein Haus in ein Theater verwandelst, und deine Tafel mit Schauspielern besetzest, und wenn du, ein Edel und Freigeborener, Leute nachahmst, die auf der Bühne5 geschoren werden6 . Auch da gibt es ja Gelächter und Faustschläge. Und derlei Dinge nennst du ein Vergnügen, während sie doch Ströme von Tränen verdienten, große Trauer und viel Wehklagen? Du solltest deine Tischgenossen im Gegenteil zu einem eifrigen religiösen Leben anhalten und sie an ihre Pflichten mahnen. Anstatt dessen verleitest du sie zu Meineiden, zu unanständigen Reden, und nennst das ein Vergnügen, hältst das für einen Grund zur Freude, was der nächste Anlass zur Hölle ist? Denn wenn solche Leute nicht mehr wissen, welche Possen und Witze sie machen S. d692 sollen, so suchen sie sich durch Schwören und Fluchen aus der Verlegenheit zu ziehen. Verdient also so etwas, dass man darüber lacht, und nicht vielmehr, dass man darüber trauert und weint? Welcher vernünftige Mensch möchte wohl so etwas behaupten?


  1. griech.Insel in der Nähe der bulgarisch griech.Grenze ↩

  2. für solche rede ich ja nicht, so wenig wie für die Hunde ↩

  3. die Ehre ↩

  4. Lk 7,45 ↩

  5. zu Sklaven ↩

  6. das Scheren der Haare war ein Zeichen der Sklaverei ↩

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