• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundfünfzigste Homilie. Kap. XVI, V.24-27.

2.

"Und nehme sein Kreuz auf sich." Das ergibt sich aus der Selbstverleugnung. Damit man nämlich nicht meine, man brauche sich nur bei Worten, Schmähungen und Lästerungen zu verleugnen, so gibt der Herr auch an, wie weit die Selbstverleugnung gehen müsse, nämlich bis zum Tode, auch bis zum schimpflichsten Tode. Darum sprach er nicht: er verleugne sich bis zum Tode, sondern: "er nehme sein Kreuz auf sich"; damit deutet er den schimpflichsten Tod an und macht uns darauf aufmerksam, dass man nicht einmal oder zweimal, sondern das ganze Leben hindurch sich verleugnen müsse. Er will eben sagen: Unablässig trage diesen Tod mit dir herum, und täglich sei bereit, dich hinschlachten zu lassen. Viele haben zwar Geld, Wohlleben und Ansehen verachtet, allein die Angst vor dem Tode konnten sie nicht überwinden, vor Gefahren bebten sie zurück. Der Herr aber spricht: Ich will, dass mein Streiter bis zum Blutvergießen im Kampfe ausharre und dass das Ringen bis zum Tode dauere; und wenn er auch in den Tod, ja selbst in den schimpflichsten, vom allgemeinen Fluch begleiteten Tod gehen muss, sei es auch unter einem schmählichen Verdachte, dass er das alles hochherzig ertrage, ja sogar noch darüber frohlocke. "Und folge mir." Es kann nämlich ganz wohl geschehen, dass einer leidet, ohne dem Herrn nachzufolgen, wenn er nämlich nicht um Christi willen leidet. Denn auch die Räuber, Leichenschänder und Betrüger müssen oft viel Schlimmes leiden. Damit du nun nicht glaubest, es komme auf das Leiden als solches an, so S. d788 weist er auch auf den Beweggrund hin, weshalb man leiden müsse. Welches ist nun dieser Beweggrund? Dass du alles das tust und leidest, um ihm nachzufolgen; dass du um seinetwillen alles auf dich nehmest; dass du auch die übrigen Tugenden übest. Denn gerade das liegt in den Worten: "er folge mir"; dass man in den Widerwärtigkeiten nicht bloß Starkmut an den Tag lege, sondern auch Bescheidenheit, Gleichmut und alle anderen Tugenden. Denn darin besteht die wahre Nachfolge Christi, dass man auch der übrigen Tugenden sich befleißige und dass man alles um seinetwillen leide.

Gar mancher, der dem Teufel dient, hat ebenfalls dergleichen zu leiden und gibt dafür seine Seele preis; wir aber tun dies wegen Christus oder vielmehr um unseretwillen. Jene fügen sich selbst hier und dort Schaden zu, wir gewinnen das Leben im Jenseits. Ist es daher nicht äußerst töricht, wenn wir nicht die gleiche Mannhaftigkeit aufbringen, wie die Kinder des Verderbens, da wir doch eine so herrliche Krone gewinnen sollen? Uns steht ja auch Christus hilfreich zur Seite, während jenen niemand hilft. Als Jesus die Jünger aussandte, gab er ihnen den Auftrag: "Auf den Weg zu den Heiden gehet nicht; denn ich entsandte euch wie Schafe in Mitte von Wölfen. Vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden"1 . Hier redet er noch viel schärfer und strenger. Damals sprach er ja bloß vom Tode, jetzt erwähnt er auch das Kreuz und zwar ein andauerndes Kreuz. Denn die Worte: "er nehme sein Kreuz auf sich" bedeuten: er halte und trage es immer. Das war übrigens stets seine Gepflogenheit; nicht gleich von vornherein führt er die Jünger in die ganze Menge der Gebote ein, sondern erst nach und nach, damit die Zuhörer nicht abgeschreckt würden. Beachte sodann auch, wie er seine Rede, die hart schien, in den folgenden Worten mildert, indem er einen Lohn in Aussicht stellt, der die Mühen weit übersteigt; aber neben dem Lohne auch die Strafe für die Bösen. Ja bei letzteren hält er sich viel länger auf als bei ersteren, weil eben die Mehrzahl der Menschen gewöhnlich viel S. d789 eher durch die Androhung von Strafen, als durch die Aussicht auf Belohnung zur Tugend gebracht wird. Beachte also, wie er von den Strafen ausgeht und wieder damit schließt:

V.25: "Denn" sagt er, "wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.

V.26: Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, aber an seiner Seele Schaden litte? Oder was wird ein Mensch geben als Entgelt für seine Seele?"

Der Sinn dieser Worte ist der: Nicht aus Schonungslosigkeit gegen euch, sondern vielmehr aus großer Rücksicht gebe ich dieses Gebot. Wer nämlich sein Kind schonen will, gerade der richtet es zugrunde; wer es dagegen nicht schont, der rettet es. So sagte auch ein Meister: "So du deinen Sohn schlägst mit der Rute, wird er nicht sterben; seine Seele bewahrst du vor dem Tode"2 , und ein andermal: Wer seinen Sohn verzärtelt, der bindet dessen Wunden an"3 . So geht es auch bei einem Heere. Wenn der Feldherr die Soldaten schont, sie immer daheim sitzen lässt, so verdirbt er sie und die andern, die daheim sind. Christus sagt also: damit das nicht auch bei euch der Fall sei, müsstet ihr fortwährend zum Tode bereit sein. Denn auch jetzt soll bald ein wilder Krieg entbrennen. Bleibe darum nicht daheim sitzen, sondern ziehe aus in den Kampf; und wenn du in der Schlacht fällst, so gewinnst du das Leben. Schon im gewöhnlichen Kriege ist einer, der auf den Tod gefasst ist, ruhmreicher und unüberwindlicher und von den Heiden gefürchteter, wiewohl sein König, für den er die Waffen führt, ihn nicht wieder aufwecken kann, wenn er fällt; um wieviel mehr wird da bei unserem4 Kriege, wo die Hoffnung auf eine Auferstehung so groß ist, derjenige, der seine Seele dem Tode aussetzt, sie finden, indem er einerseits nicht so schnell gefangen genommen wird, andererseits, selbst wenn er fällt, sie in ein besseres Leben hinüberführt.


  1. Mt 10,5;16,18 ↩

  2. Spr 23,14 ↩

  3. Eccli 30,1 ↩

  4. geistigen ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy