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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundfünfzigste Homilie. Kap. XVI, V.24-27.

6.

Dann fahren sie in demselben Gebete fort, obgleich es den Anschein hat, als fingen sie ein neues an. Ähnlich geht auch Paulus in einem seiner Briefe gleich in der Einleitung auf eine Danksagung über und schreibt: "Nach dem Willen Gottes und unseres Vaters, welchem die Ehre ist in alle Ewigkeit. Amen1 , um sofort wieder zu seinem Thema zurückzukehren. Auch an einer anderen Stelle schreibt er: "Sie haben Ehre und Dienst erwiesen dem Geschöpfe viel mehr als dem Schöpfer, der da gebenedeit ist in Ewigkeit. Amen"2 ; damit schließt er nicht, sondern nimmt seinen Stoff von neuem auf. Wir dürfen also auch diesen Engeln3 keinen Vorwurf machen, als verstießen sie gegen die Ordnung, wenn sie mit der Doxologie schließen, und dann ihre hl. Hymnen von neuem beginnen. Sie treten damit nur in die Fußstapfen der Apostel, wenn sie mit einer Lobpreisung beginnen und schließen, um dann wieder auf den Eingang zurückzukommen. Darum beten sie: "Ehre sei Dir, o Herr, Ehre Dir, o Heiliger, Ehre Dir, o König, dass du uns mit Speise erquickt hast." Wir sollen ja nicht bloß für die großen Wohltaten danken, sondern auch für die kleinen. Durch ihren Dank beschämen sie auch die Irrlehre der Manichäer und alle, welche lehren, dass das Leben auf Erden böse sei. Du sollst nämlich nicht etwa glauben, dass sie bei ihrem Streben nach der höchsten Tugend und bei ihrer Geringschätzung der leiblichen Bedürfnisse etwa auch die Speise verabscheuen wie jene, welche sich selbst umbringen; gerade darum gaben sie dir durch ihre Gebete den Beweis, dass sie nicht aus Verachtung der Gaben Gottes sich so vieler Dinge enthalten, sondern einzig aus Tugendstreben.

Beachte ferner, wie sie nach der Danksagung für die bereits empfangenen Gaben um noch größere flehen, und dabei nicht bei den Bedürfnissen des Leibes stehen bleiben, sondern sich über die Himmel erheben und bitten; "Erfülle uns mit dem Heiligen Geiste." S. d798 Denn es ist nicht möglich, etwas Hervorragendes zu leisten, wenn man nicht mit dieser Gnade erfüllt ist, gleichwie man auch ohne den Beistand Christi nichts Ordentliches oder Großes verrichten kann. Vorher hatten sie zu den Worten: "damit wir reichlich gute Werke verrichten" hinzugefügt: "in Christo Jesu"; ähnlich beten sie auch jetzt: "Erfülle uns mit dem Heiligen Geiste, auf dass wir vor Deinem Angesichte wohlgefällig befunden werden." Siehe, um die Bedürfnisse des Lebens bitten sie nicht, sie danken nur dafür; für die geistlichen Güter aber danken sie und bitten auch darum. Denn Christus sagt: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dieses alles wird euch dazu gegeben werden"4 . Beachte sodann ein anderes Zeichen ihrer Tugend; sie beten: "Damit wir vor Deinem Angesichte wohlgefällig befunden und nicht zuschanden werden." Damit sagen sie: Es liegt uns nichts an der Beschämung bei den Menschen; ja mögen die Leute uns auslachen, uns schmähen, wir kehren uns nicht daran, unser ganzes Bemühen geht darauf aus, im Jenseits nicht zuschanden zu werden. Wenn sie daher so beten, so meinen sie damit auch den Feuerpfuhl der Hölle, sowie die Belohnung und den Siegespreis5 . Sie sagen aber nicht: auf dass wir nicht bestraft werden, sondern: "damit wir nicht zuschanden werden"; das wäre uns nämlich viel schrecklicher als die Hölle, denken zu müssen, dass wir den Herrn beleidigt haben. Weil das aber auf viele, besonders die stumpfsinnigeren, keinen Eindruck macht, fahren sie fort: "Wenn du einem jeglichen vergelten wirst nach seinen Werken." Siehst du, wieviel Nutzen uns diese Fremden und Ausländer bringen, diese Bürger der Wüste, richtig gesagt Bürger des Himmels? Wir sind Fremdlinge im Himmel und Bürger dieser Erde; bei jenen ist es gerade umgekehrt.

Nach diesem Hymnus gehen sie voll Zerknirschung und unter vielen heißen Tränen zur Ruhe, schlafen aber nur so lange, als gerade genug ist, um ein wenig zu rasten. Dann machen sie die Nacht wieder zum Tage, S. d799 und bringen sie zu mit Dankgebeten und Psalmengesang. Und nicht allein Männer, nein, auch Frauen gibt es, die ein solches Tugendleben führen und die Schwäche ihres Geschlechtes durch ihren glühenden Eifer überwinden. Wir Männer sollten also wahrhaftig durch ihre Energie beschämt werden, und sollten endlich aufhören, an den Dingen dieser Erde, am Schatten, an Traumgebilden und Rauch zu hängen. Der größte Teil unseres Lebens vergeht ja mit Torheiten. Die ersten Tage der Jugend sind voll von Unverstand; geht es dann dem Alter zu, wird unser ganzes Fühlen wieder abgestumpft; nur kurz ist aber der Zeitabschnitt, der dazwischen liegt, in dem wir die Lebensfreude mit Verstand genießen können; aber auch dieser Genuss wird uns nicht ungetrübt zuteil, da tausend Sorgen und Mühen ihn vergällen. Deshalb bitte ich euch, nach unvergänglichen und unsterblichen Gütern zu trachten und nach dem Leben, das kein Altern kennt. Denn, auch wenn man in einer Stadt wohnt, kann man das Tugendbeispiel der Mönche nachahmen; auch wenn man ein Weib hat und ein Haus bewohnt, kann man beten, fasten und Buße tun. Diejenigen, welche zuerst von den Aposteln unterrichtet wurden, wohnten ja auch in Städten und legten doch eine Frömmigkeit an den Tag, als lebten sie in der Wüste, und eben so andere, die Werkstätten zu leiten hatten, wie Priszilla und Aquila. Auch die Propheten hatten ohne Ausnahme Weiber und Häuser, wie Isaias, Ezechiel, der große Moses, und doch litt ihre Tugend keineswegs darunter.

Diese wollen also auch wir nachahmen, wollen allezeit Gott danksagen, allezeit ihm Hymnen singen, die Mäßigkeit und die anderen Tugenden üben, und die Weisheit der Wüste in die Städte einführen, damit wir auch vor Gott wohlgefällig und bei den Menschen angesehen erfunden werden und die ewigen Güter erlangen durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesus Christus, durch den und mit dem der Vater Ruhm, Ehre und Macht besitzt zugleich mit dem heiligen lebenspendenden Geiste, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Gal 1,45 ↩

  2. Röm 1,25 ↩

  3. den Mönchen ↩

  4. Mt 6,33 ↩

  5. des Himmels ↩

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