• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundfünfzigste Homilie. Kap. XVIII, V.7-14.

2.

Wenn wir aber die Sache so darlegen, macht man wieder eine andere Einwendung und sagt: Warum hat denn Gott den Menschen so erschaffen? Gott hat ihn nicht erschaffen, damit er so handle, beileibe nicht; denn da hätte er ihn ja auch nicht strafen dürfen. Wenn schon wir unseren Dienern für Handlungen, an denen wir selbst schuld sind, keine Vorwürfe machen, wieviel weniger wird dies Gott tun, der Herr der Schöpfung? Aber wie ist es dann gekommen, fragst du weiter, dass der Mensch so handelte? Der Grund lag an ihm selbst und in seinem Leichtsinn. Was soll das heißen: an ihm selbst? Frage doch dich selbst! Wenn die Schlechten nicht selber an ihrer Schlechtigkeit schuld sind, dann darfst du ja auch deinen Knecht nicht strafen und dein Weib nicht schelten, wenn sie einen Fehler begangen hat, darfst deinen Sohn nicht schlagen oder zurechtweisen, noch den Hund fassen, der sich gegen dich vergeht; denn wenn sie nicht aus eigener Schuld fehlen, so verdienen sie Mitleid, aber keine Strafe. Da sagst du: Ich kann aber1 nicht begreifen. Aber du verstehst es doch2 recht wohl, sobald du siehst, dass sie nicht selbst daran schuld sind, sondern andere zwingende Umstände. Wenn z.B. dein Diener seine Aufträge nicht ausführt, weil er krank ist, so wirst du ihm deshalb keine Vorwürfe machen, sondern nachsichtig gegen ihn sein. Damit gibst du aber zu, dass die Schuld bald in ihm, bald außer ihm gelegen sein kann. Folgerichtig müsstest du S. d853 auch nachsichtig gegen ihn sein und dürftest ihn nicht tadeln, wenn du wüsstest, dass er schlecht ist, weil er von Natur aus so veranlagt ist. Denn du wirst doch nicht nachsichtig sein wollen wegen einer Krankheit, während du wegen der fehlerhaften Natur, die doch Gottes Werk ist, es nicht sein wolltest, in dem Falle nämlich, dass jemand von Natur aus fehlerhaft wäre?

Indes, da die Wahrheit gar reich an Gründen ist, kann man solche Leute noch durch einen anderen Hinweis zum Schweigen bringen. Man frage sie: Warum hältst du es denn deinem Diener nicht vor, dass er kein schönes Gesicht, keinen hohen Wuchs hat, dass er nicht behend ist? Man erwidert: Ja, das sind eben Gaben der Natur. Damit ist aber allgemein zugegeben, dass man niemanden wegen eines Naturfehlers tadeln darf. Wenn du also einmal eine Zurechtweisung erteilst, gibst du damit zu, dass der getadelte Fehler nicht aus der Naturanlage, sondern aus dem Willen hervorgeht. Denn wenn wir in dem Falle, wo wir uns des Tadels enthalten, bezeugen, dass wir den Fehler der Naturanlage zuschreiben, so geben wir offenbar dann, wenn wir schelten, zu verstehen, dass der Verstoß freiwillig begangen wurde. Es komme mir also niemand mit Trugschlüssen oder mit Klügeleien und Kniffen, die durchsichtiger sind als Spinnengewebe. Man antworte mir vielmehr weiter auf folgende Frage: Hat Gott alle Menschen erschaffen? Ja, das weiß doch jedermann! Woher kommt es dann aber, dass nicht alle einander gleich sind in Bezug auf das Gute und Böse? Warum sind die einen gut, brav und ordentlich? Warum andere verkehrt und schlecht? Denn wenn alles das nicht vom Willen abhängt, sondern von Natur aus so ist, warum sind diese so, jene anders? Wenn alle von Natur aus schlecht sind, so kann gar niemand gut sein, und wenn alle von Natur gut sind, so kann niemand schlecht sein. Da nämlich alle Menschen dieselbe Natur haben, so müssen auch von Natur aus alle gleich sein, entweder gut oder böse. Behauptet aber jemand, der eine sei gut, der andere böse von Natur aus wie wir gezeigt haben, eine widersinnige Behauptung, so müssten sie auch darin unveränderlich sein, weil alles, was von Natur ist, unveränderlich ist.

S. d854 So sind alle Menschen sterblich und dem Leiden unterworfen, niemand ist des Leidens enthoben, wenn er auch noch so sehr darnach strebt. Nun beobachten wir aber, dass viele, die gut waren, schlecht, und viele, die schlecht waren, gut werden; jene durch Leichtsinn, diese durch ernstes Streben. Damit liefern sie den besten Beweis, dass diese Eigenschaften nicht mit der Natur gegeben sind. Was von Natur ist, lässt sich ja nicht ändern, auch nicht durch Anstrengung erwerben; wie es z.B. keine Anstrengung kostet, um zu sehen oder zu hören, so brauchte man sich auch nicht abzumühen, um sich Tugenden anzueignen, wenn sie uns mit der Natur gegeben worden wären. Warum hat aber Gott auch Menschen erschaffen, die schlecht sind, da er doch imstande war, lauter Gute zu erschaffen? Woher kommt denn also das Böse, fährst du zu fragen fort? Frage dich selbst! Meine Sache ist es nur, zu beweisen, dass das Böse weder von der Natur noch von Gott herrührt. Also rührt das Böse vom Zufall her? sagst du. Mit nichten! Ist es also gar unerschaffen? Versündige dich doch nicht, Mensch, und gib endlich einen solchen Wahnsinn auf, Gott und das Böse gleichzustellen, beiden die höchste Ehre zu erweisen. Wenn das Böse ohne Anfang ist, so ist es doch allmächtig und kann nicht ausgerottet oder aus der Welt geschafft werden. Das Unerschaffene ist ja, wie jedermann weiß, auch unvergänglich.


  1. das Geheimnis ↩

  2. bei den Menschen ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Comparer
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité