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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundsechzigste Homilie. Kap. XXI, V.12-32.

4.

Darum soll keiner, der ein Sündenleben führt, verzagen; keiner, der tugendhaft ist, die Hände in den Schoß legen. Dieser soll nicht vertrauensselig sein, denn leicht kann ihn eine Buhlerin überholen; jener hingegen darf nicht verzweifeln, denn er hat es in seiner Hand S. d974 auch die ersten zu überflügeln. Höre nur, was Gott zu Jerusalem spricht: "Ich sprach, nachdem sie all diese Unzucht getrieben hatte: Kehre zurück zu mir, und sie ist nicht zurückgekehrt"1 . Sobald wir voll Eifer zur Liebe Gottes zurückkehren, gedenkt Gott nicht mehr des Geschehenen. Er handelt eben nicht wie ein Mensch; er wirft uns, wenn wir uns bekehren, das Vergangene nicht vor und spricht nicht: Warum hast du dich solange ferngehalten? Er ist vielmehr glücklich, wenn wir zu ihm zurückkehren, wenn wir uns pflichtschuldig ihm zuwenden. Klammern wir uns nur recht fest an ihn und prägen wir die Furcht vor ihm tief in unser Herz ein. Derartige Bekehrungen finden sich indessen nicht bloß im Neuen Testamente, sondern auch schon im Alten Bunde. Gibt es wohl einen schlechteren Menschen, als Manasses war? Und doch vermochte er, Gott sich gnädig zu stimmen. Gab es je einen glücklicheren als Salomon? Und doch fiel er, weil er lau wurde. Ja ich kann euch sogar einen Mann als Beisspiel für beide Tatsachen anführen, nämlich Salomons Vater, der einmal gut und auch einmal böse war. Gibt es einen Menschen, der glücklicher hätte sein können, als Judas? Er wurde zum Verräter. Gibt es einen nichtswürdigeren als Matthäus? Er wurde ein Evangelist. Gibt es einen schlechteren als Paulus? Er wurde zum Apostel. Gibt es einen beneidenswerteren als Simon2 ? Er wurde der beklagenswerteste von allen. Wie viele Wandlungen dieser Art lassen sich so in Vergangenheit und Gegenwart beobachten!

Darum eben sage ich, der Schauspieler soll nicht verzagen, das Glied der Kirche nicht auf sich selbst vertrauen. Letzterem gelten die Worte: "Wer vermeint zu stehen, sehe zu, dass er nicht falle"3 , jenem: "Soll, wer fällt, nicht wieder aufstehen?"4 und: "Stärket die matten Hände und kräftigt die schwachen Knie"5 ; zu den letzeren wird gesagt: "Wachet", und zu jenen: S. d975 "Wache auf, der du schläfst und erstehe von den Toten"6 . Die Tugendhaften müssen nämlich hüten, was sie besitzen, die Verirrten sollen werden, was sie nicht sind; jene ihre Gesundheit bewahren, diese von ihrem Leiden sich befreien, denn sie sind krank. Aber, wie viele Kranke gesunden, und wie viele Gesunde erkranken, weil sie nicht acht haben! Zu jenem also sagt der Herr: "Siehe, du bist gesund geworden, sündige nicht mehr, damit nicht etwas Schlimmeres dir widerfahre", zu diesem: "Willst du gesund werden? Stehe auf, nimm dein Bett und wandle"7 . Ja fürwahr, die Sünde gleicht einer sehr schweren Wassersucht, und nicht bloß einer Wassersucht, sondern noch etwas viel Schlimmerem. Ein Sünder ist nicht bloß unfähig, gute Werke zu verrichten, er wird auch von vielen Übeln gequält. Aber nichts desto weniger, alle diese Übel lassen sich beseitigen, wenn du nur ein wenig guten Willen hast, dich aufzuraffen; und wärest du selbst schon achtunddreißig Jahre lang siech, niemand hindert dich zu gesunden, wenn du dir nur Mühe gibst. Auch jetzt noch steht Christus vor dir und spricht: "Nimm dein Bett"; du brauchst dich nur zum Aufstehen zu entschließen. Verzage also nicht! Du hast keinen Menschen? Nun, du hast doch Gott. Du hast niemanden, der dich in den Badeteich bringt? Aber du hast ihn, der ja bewirken kann, dass du den Teich gar nicht nötig hast. Du hast niemanden, der dich hineintaucht? Aber du hast ihn, der dir befiehlt, dein Bett zu nehmen. Du darfst nicht sagen: "Bis ich komme, steigt ein anderer vor mir hinab"8 , denn wenn du nur ernstlich willst, so hindert dich niemand, in den Brunnen hinabzusteigen. Die Gnade ist nicht eine Sache, die verausgabt und verbraucht wird, sie ist ein Quell, der unaufhörlich fließt; aus ihrer Fülle können wir alle an Leib und Seele geheilt werden.

Lasset uns also auch jetzt noch hinzutreten. Auch Rahab war ja eine Buhlerin und wurde gerettet; der Schächer war ein Mörder und wurde ein Bürger des Paradieses. Judas ging zugrunde, trotzdem er in der S. d976 Gesellschaft des Meisters war, der Schächer dagegen wurde ein Jünger, obschon er am Kreuze hing. Das sind die unerforschlichen Wege Gottes. Die Magier fanden Gnade, der Zöllner wurde ein Evangelist, der Lästerer ein Apostel.


  1. Jer 3,7 ↩

  2. Magus ↩

  3. 1 Kor 10,12 ↩

  4. Jer 8,4 ↩

  5. Jes 35,3 ↩

  6. Eph 5,14 ↩

  7. Joh 5,14 u. 6,8 ↩

  8. Joh 5,7 ↩

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