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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundsechzigste Homilie. Kap. XXI, V.33-46.

5.

Die Nahrung, die sie zu sich nehmen, ist ausgezeichnet. Sie essen nicht das gekochte Fleisch von Tieren, sondern genießen das Wort Gottes, das über Honig und Honigseim geht; ein wunderbarer Honig, weit besser als der, den Johannes in der Wüste verzehrte. Nicht von wilden Bienen, die auf die Blumen fliegen, wird dieser Honig gesammelt, nicht von Tau wird er bereitet und in die Waben gebaut, sondern die Gnade des Heiligen Geistes bereitet und baut ihn in der Seele der S. d991 Heiligen wie in Wachs, Waben und Zellen, so dass man ihn nach Belieben jederzeit ungehindert genießen kann. Wie die Bienen um die Stöcke schwärmen, so befassen sich die Mönche mit den hl. Büchern und ernten daraus große Freuden. Wenn du auch kennen lernen willst, wie es an ihrem Tische zugeht, so gehe hin und du wirst finden, dass sie sich von lauter erhabenen, angenehmen und süßen Speisen voll geistlichen Wohlgeruches nähren; ihr Mund vermag kein schädliches, kein zweideutiges, kein hartes Wort, sondern nur himmlische Reden hervorzubringen. Man würde nicht fehlgehen, wenn man den Mund der Menge, die sich auf dem Markte drängt und sich wie wahnsinnig in die weltlichen Geschäfte stürzt, mit Schmutzkanälen, den Mund dieser Männer aber mit Quellen vergliche, die Honig und reines Wasser ergießen. Wer es etwa übernehmen will, dass ich den Mund der großen Menge als Gosse bezeichne, der wisse, dass ich mich sehr schonend ausgedrückt habe. Die Hl. Schrift kennt diese Zurückhaltung nicht, sondern wendet einen viel schärferen Vergleich an. „Otterngift ist unter ihren Lippen, ein offenes Grab ist ihr Rachen“1 , sagt sie. Das trifft aber bei den Mönchen nicht zu, dort atmet alles nur Wohlgeruch.

Das alles betrifft nur das Diesseits. Wer aber fände Worte genug, um ihr Jenseits zu schildern? Welcher Verstand kann es fassen, das engelgleiche Los, die unbeschreibliche Seligkeit, die unausdenkbare Wonne? Vielleicht ist in manchem unter euch auch ein hl. Feuer und Verlangen nach einem solchen Leben erwacht. Was frommt es jedoch, wenn das Feuer nur solange anhält, als ihr hier seid, wenn aber die Flamme wieder erlischt und die Sehnsucht verraucht, kaum dass ihr euch entfernt habt? Was ist zu tun, um das zu verhüten? Du musst diese engelgleichen Männer besuchen, solange die Liebe noch in dir glüht, um sich noch mehr zu entfachen. Unsere Worte sind nicht imstande, dich so zu begeistern, wie die Wirklichkeit durch den Augenschein. Sag nicht, ich werde erst mit meinem Weibe reden und vorher meine Geschäfte ordnen. Ein solcher Aufschub ist der Anfang der Lauheit. Höre! Es war auch einmal einer, der erst S. d992 seine Familienangelegenheiten ordnen wollte, aber der Prophet ließ es nicht zu2 . Was sage ich, Geschäfte ordnen? Seinen Vater begraben wollte ein Jünger und nicht einmal das gestattete der Herr3 . Was kann noch wichtiger erscheinen als dieser Liebesdienst gegen den Vater? Und doch wurde er nicht bewilligt. Warum wohl? Weil der Teufel gar gewaltige Anstrengungen macht, um sich einschmuggeln zu können; wenn er nur ein wenig Lässigkeit und Aufschub erreicht, so bringt er es bald dahin, dass die Trägheit vollständig wird. Darum warnt jemand: „Schiebe nicht auf von Tag zu Tag“4 . Wenn du es nicht aufschiebst, kannst du das meiste gut machen, dann wird es auch um dein Hauswesen gut bestellt sein; heißt es ja: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles andere wird euch dareingegeben werden“5 . Wenn schon wir diejenigen, welche die Sorge um unsere Angelegenheiten ihren eigenen vorziehen, in eine sorgenfreie Lage bringen, wieviel mehr wird Gott so handeln, der sonst schon huldvoll waltet? Kümmere dich darum nicht um deine Angelegenheiten, stelle sie Gott anheim. Wenn du dich sorgst, so tust du es, soweit es ein Mensch vermag, wenn Gott sorgt, so tut es eben Gott. Gib also über dieser Sorge nicht das Wichtigere auf, du bist ja doch nicht imstande, mit deiner Sorge viel auszurichten. Um recht angelegentlich zu sorgen, lege nur alles in Gottes Hände. Wenn du dich aber selbst abmühst mit Hintansetzung der geistlichen Dinge, so wird Gott sich wenig um dich kümmern.

Um also deine Angelegenheiten wohl zu leiten und dich aller Sorgen zu entledigen, lass das Weltliche fahren, gib dich dem Geistlichen hin. Auf diese Weise wirst du die Erde und zugleich den Himmel besitzen und die ewigen Güter erlangen durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesu Christi, dem die Ehre und die Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Ps 13,3 ↩

  2. 3 Kön 19,20 ↩

  3. Lk 9,60 ↩

  4. Eccl.5,8 ↩

  5. Mt 6,33 ↩

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