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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V. 29-39.

1.

S. d1054

V.29: „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Gräber bauet und die Denkmäler der Gerechten schmücket,

V.30: und saget: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, wir wären nicht ihre Mitschuldigen geworden an dem Blute der Propheten.“

Das „Wehe“ sprach der Herr über die Pharisäer, nicht weil sie diese Grabbauten aufführten, oder weil sie die Handlungsweise ihrer Väter verurteilten, sondern weil sie sich den Anschein gaben, durch diese Taten und durch ihre Worte die Väter zu verurteilen, während sie selbst noch Schlimmeres taten. Dass aber ihre Verurteilung nur Verstellung war, sagt Lukas mit den Worten: „Wehe euch, die ihr den Propheten Denkmäler bauet, während eure Väter sie getötet haben. Somit bezeuget ihr, dass ihr zustimmt zu den Taten eurer Väter, weil jene sie zwar gemordet haben, ihr aber deren Gräber erbauet“1 . Er tadelt also die Gesinnung, in der sie bauten; nicht um die Gemordeten zu ehren, sondern um die Ermordung zu feiern, errichteten sie diese Bauten. Sie fürchteten, die Gräber könnten im Laufe der Zeit verschwinden und damit zugleich die Erinnerung und das Gedächtnis an diese Untat; denn sie bauten diese Gräber, als gelte es, ein Denkmal glänzender Siege aufzustellen und mit den Heldentaten ihrer Ahnen zu prahlen und zu prunken. Der Herr will sagen: Euer jetziges Verhalten zeigt, dass diese Absicht euch bei diesen Bauten leitet. Möget ihr auch reden, als verurteiltet ihr eure Väter, z. B.: „Wenn wir in ihren Tagen gelebt hätten, so hätten wir an ihren Taten nicht teilgenommen“, S. d1055 es liegt doch auf der Hand, in welcher Gesinnung ihr so redet. Deshalb enthüllt auch Jesus diese Gesinnung zwar nur andeutungsweise, aber immerhin tut er es. Nach den Worten: „Wären wir gewesen in den Tagen unserer Väter, wir würden nicht ihre Mitschuldigen geworden sein an dem Blute der Propheten“, fährt er fort:

V. 31: „Somit bezeuget ihr von euch selber, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid.“

Liegt wohl ein Tadel darin, Sohn eines Mörders zu sein, wenn man nicht teilnimmt an der Gesinnung des Vaters? Gewiss nicht. Wenn er also damit einen Vorwurf ausspricht, so folgt daraus, er wolle andeuten, sie seien ebenso schlecht. - Dasselbe ergibt sich aus seinen folgenden Worten: „Schlangen, Natternbrut“ Wie nämlich diese Tiere schädliches Gift besitzen gleich denen, die sie gezeugt, ebenso seid ihr wie eure Väter voll von Mordlust.

Da indes ihre Gesinnung dem Volke nicht so bekannt war, weist Jesus zur Bekräftigung seiner Vorwürfe auf die Taten hin, die sie in der Zukunft vor aller Welt verüben würden. Durch die Worte: „Ihr bezeuget euch selber, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid“ hatte er offen kundgetan, dass sie in der Bosheit mit ihren Ahnen verwandt waren und daher nur flunkerten, wenn sie sagten: „Wir hätten nicht daran teilgenommen“; darum fährt er fort:

V.32: „Und ihr machet das Maß eurer Väter voll.“

Damit trieb er sie nicht zu dem, was kommen würde, sondern sagte nur vorher, dass sie ihn selbst hinschlachten würden. Deshalb also fügte er diesen Tadel hinzu, und zeigt, dass sie nur etwas vorspiegelten, um sich rein zu waschen, wenn sie sagten: „Wir hätten nicht daran teilgenommen“; wie hätten sie auch die Knechte schonen sollen, da sie den Herrn nicht schonten? Daher bedient er sich auch schärferer Ausdrücke wie:

V.33: „Schlangen und Natterngezücht, wie wollet ihr entfliehen vor der Verdammnis zur Hölle“,

da ihr nämlich solche Mordtaten begehet und dabei noch eure Gesinnung in Abrede stellet und zu verdecken S. d1056 suchet? Zum Überfluss hält er ihnen dann noch einen anderen Frevel vor und spricht:

V.34: „Siehe, ich sende an euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; auch aus ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen und in euren Synagogen geißeln.“

Damit sie nicht einwenden könnten: Wenn wir auch den Herrn gekreuzigt haben, seine Knechte hätten wir geschont, wenn wir damals gelebt hätten, so sagte Jesus: „Siehe, auch ich sende zu euch Knechte und selbst Propheten, und ihr vergreifet euch auch an ihnen.“ Hiermit will er dartun, dass es gar nicht befremdlich sei, wenn er von den Söhnen ermordet werde, da sie blutgierig, heimtückisch und voll Hinterlist waren, wie ihre Väter, und sie an Schandtaten noch überboten. Nebst dem hebt der Herr noch ihren Hochmut hervor; denn Leute, die sagen: „Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, wir hätten an ihren Werken nicht teilgenommen“, tatsächlich aber das Gegenteil tun, sind hochmütig und nur mit dem Munde tugendhaft. „Schlangen, Natternbrut“, d. h. nichtswürdige Söhne, Kinder nichtswürdiger Eltern und noch schlechter als ihre Väter. Er zeigt, dass die Untaten, die sie begingen, noch mehr Bosheit verraten; denn sie begingen ihre Missetaten später als ihre Väter, begingen schlimmere als sie, und rühmten sich dabei aber doch, sie wären nicht in dieselben Frevel verfallen. So treiben sie die Bosheit auf die äußerste Spitze. Jene hatten nur die Boten, die in den Weinberg gekommen waren, getötet; sie mordeten sogar den Sohn und die Boten, welche die Leute zur Hochzeit einluden.

Das alles sagt der Herr, um die Juden davon abzubringen, sich auf die Abstammung von Abraham etwas einzubilden. Er will sie belehren, nicht auf dieselbe zu bauen, wenn sie nicht auch seine Werke nachahmten. Darum setzte er hinzu: „Wie sollet ihr entfliehen vor der Verdammnis zur Hölle“, wenn ihr diejenigen nachahmt, die solche Untaten begangen' haben? Es ist dies zugleich eine Erinnerung an die Strafpredigt des Johannes. Auch er hatte sie ja so genannt und vor dem bevorstehenden Gericht gewarnt. Weil sie indessen seinen Worten nicht glaubten, da die Strafe noch nicht S. d1057 unmittelbar bevorstand, so wurden sie auch durch das Gericht und die Hölle nicht in Schrecken versetzt. Deshalb demütigt sie der Herr durch den Hinweis auf die Gegenwart und sagt: „Siehe darum, ich sende zu euch Propheten und Schriftgelehrte; auch aus ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen und geißeln,

V.35: damit über euch alles gerechte Blut komme, welches vergossen ist auf der Erde, von dem Blute Abels des Gerechten bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes des Barachias, den ihr gemordet habt zwischen dem Tempel und dem Altare.

V.36: Wahrlich, ich sage euch: All das wird kommen über dieses Geschlecht.“


  1. Lk 11,47-48 ↩

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