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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.16-31.

4.

Wenn aber Christus so öffentlich kommt, wozu lässt er die Erwählten noch durch Engel rufen? Um sie S. d1092 auch dadurch zu ehren. Paulus berichtet an jener Stelle, wo er über die Auferstehung handelt, dass sie in die Wolken entrückt werden. „Der Herr selbst wird bei dem Zurufe und bei der Stimme eines Erzengels herabsteigen“1 . Die Engel werden also die Auferstandenen sammeln und werden sie dann in die Wolken entrücken; und das alles geschieht urplötzlich in einem Augenblick. Der Herr bleibt nicht in der Höhe, wenn er sie ruft, sondern steigt beim Posaunenschall in eigener Person herab. Was sollen aber die Posaunen und das Blasen? Sie geben das Zeichen zur Auferstehung, zur Wonne und drücken das Staunen über die Vorgänge und das Weh der Zurückgelassenen aus. O, wie schrecklich ist dieser Tag! Wir sollten uns eigentlich freuen über eine solche Kunde, und wir sind statt dessen voll Angst, Niedergeschlagenheit und Traurigkeit. Oder geht es nur mir so, während ihr es voll Freude höret? Mich überfällt Schrecken bei diesem Berichte, ich jammere, klage und seufze aus der Tiefe meines Herzens. Denn mein Los ist nicht die Glückseligkeit dieser, sondern das Geschick jener, von denen nachher die Rede ist, der Jungfrauen und des bösen Knechtes, der das empfangene Talent vergraben hatte.

Ich meine, dass wir eine solche Herrlichkeit, eine so schöne Hoffnung auf den Lohn verlieren sollen und zwar für immer und ewig, weil wir uns auch nicht im mindesten darum bemühen. Wäre die Anstrengung und das Gesetz schwer, so müssten wir dennoch alles tun, nur hätte dann mancher Saumselige eine scheinbare Ausrede, eine eitle zwar, aber immerhin eine scheinbare, nämlich die Schwere der Gebote, die Härte der Anstrengung, die Länge der Zeit, die Unerträglichkeit der Bürde. Nun aber kann man nichts dergleichen vorschützen, und das gerade wird uns dann nicht weniger als die Hölle peinigen, dass wir trotz der geringen Mühe und der unbedeutenden Anstrengung den Himmel und sein unaussprechliches Glück eingebüßt haben. Es dauert ja nur kurze Zeit, erforderte nur wenig Mühe und trotzdem sind wir träge und saumselig gewesen. S. d1093 Auf Erden hat man zu kämpfen, im Himmel kommt der Lohn; von den Menschen wird man geplagt, von Gott ausgezeichnet; zwei Tage dauert der Lauf, den Preis genießt man die ganze Ewigkeit hindurch; der Leib ist verweslich, solange das Ringen währt, unverweslich, wenn man die Ehre dafür genießt. Außerdem ist zu erwägen, dass derjenige, der nicht für Christus etwas Schmerz leiden will, diesem unbedingt auf andere Weise verfällt. Du bist doch, wenn du um Christi willen nicht stirbst, deshalb noch nicht unsterblich, und kannst, wenn du das Geld um Christi willen nicht weggibst, es beim Tode gleichwohl nicht mitnehmen. Er verlangt von dir nur, was du unaufgefordert hergeben wirst, weil du sterben musst; er wünscht nur, dass du aus freien Stücken tust, was du notgedrungen auch tun musst. Er stellt nur die eine Bedingung, dass seinetwegen geschehe, was von selbst in Folge der natürlichen Ordnung notwendig eintritt und geschieht.

Siehst du also, wie leicht der Kampf ist? Was dir unbedingt und notwendigerweise widerfahren muss, das nimm freiwillig auf sich um meinetwillen; wofern nur diese Willigkeit vorhanden ist, betrachte ich deinen Gehorsam für hinreichend. Das Gold, das du anderen leihen willst, leihe mir und es wird dir mehr und sicherer Zinsen tragen; den Leib, den du in den Dienst anderer stellen willst, stelle in meinen Dienst, und ich werde auf das reichlichste deine Mühen entlohnen. Sonst gibst du bei Geschäften demjenigen den Vorzug, der mehr bietet, so beim Geldausleihen, beim Handel, beim Kriegsdienste; nur bei Christus, der doch mehr, ja unendlich mehr als alle anderen bietet, willst du diesen Grundsatz nicht gelten lassen. Was ist das doch für ein abscheulicher Kampf? was für ein verderblicher Hass? Wie willst du Verzeihung und Entschuldigung finden, wenn du Gott nicht einmal den Menschen vorziehen magst in Dingen, wo du Menschen den Menschen vorziehst? Warum übergibst du deinen Schatz der Erde? Vertraue ihn meiner Hand an, sagt er. Erachtest du den Herrn der Erde nicht für verlässlicher als die Erde? Sie gibt dir wieder, was du auslegst, oft nicht einmal so viel; er zahlt dir auch noch Lohn dafür, dass er ihn behütet, so S. d1094 innig liebt er uns. Willst du also auf Zinsen ausleihen, er ist bereit dazu; willst du säen, er nimmt die Saat auf; willst du bauen, er lädt dich ein und sagt: Baue bei mir. Warum läufst du zu den Armen, zu den Bettlern, denn das sind die Menschen? Eile zu Gott, der dir für Kleinigkeiten großen Entgelt bietet. Allein, trotzdem wir dergleichen hören, wir kehren uns dennoch nicht darum, sondern jagen dorthin, wo Kampf, Krieg, Streit, Rechtshändel und Erpressung unser harrt.


  1. 1 Thess 4,17 ↩

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