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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.32-51.

2.

Ihr behauptet, seine Wesenheit zu kennen, und der Sohn, der im Schoße des Vaters ist, sollte jenen Tag S. d1100 nicht wissen? Und doch ist die Wesenheit weit erhabener, unendlich erhabener als die Tage. Euch selbst schreibet ihr das Größere zu, und dem Sohne wollt ihr nicht einmal das Geringere zugestehen, „in welchem doch alle Schätze der Weisheit und des Wissens verborgen sind“?1 . Aber so sicher ihr nichts von der Wesenheit Gottes wisset, wenn ihr es auch tausendmal voll Wahnwitz behauptet, so sicher kennt der Sohn jenen Tag und weiß ihn ganz bestimmt. Daher konnte er alles angeben, die Zeit, die Umstände und bis zur Türe selbst hinführen2 , den Tag aber offenbarte er nicht. Er sagt gleichsam: Fragst du mich nach Tag und Stunde, so wirst du von mir nichts erfahren; fragst du nach den Zeitverhältnissen und den Vorbereitungen dazu, so will ich dir alles genau erzählen, ohne etwas zu verheimlichen. Dass ich es wohl weiß, habe ich wiederholt bewiesen, durch Angabe der Zwischenräume und aller bevorstehenden Ereignisse und der Zeit, die zwischen heute und jenem Tage liegt3 , und ich habe dich sogar bis an die Türe geführt. Wenn ich dir die Türe nicht öffne, so geschieht es, weil es so für dich gut ist. Auf dass es dir auch anderweitig klar werde, dass dieses Schweigen nicht auf Unwissenheit beruhte, so beachte, wie er den schon erwähnten Anzeichen noch ein anderes beifügte:

V.38: „Wie sie in den Tagen Noes waren, aßen und tranken, zur Ehe nahmen und zur Ehe gaben,

V.39: bis zu dem Tage, an welchem die Sündflut hereinbrach, und alle hinwegraffte, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein.“

In diesen Worten tat der Herr kund, wie schnell und unerwartet er kommen werde, zu einer Zeit, wo die meisten in Schwelgerei leben. Das gleiche betont auch Paulus, wenn er schreibt: „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, alsdann entsteht ihnen urplötzlich Verderben“, und um auf das Unerwartete hinzuweisen, fügt er S. d1101 bei: „wie die Geburtswehen einer Schwangeren“4 . Wie kann nun Christus sagen: „Nach der Trübsal jener Tage“? Wenn nach Pauli Worten zu dieser Zeit Schwelgerei, Friede und Sicherheit herrscht, wie darf er sprechen: „Nach der Bedrängnis jener Tage“? Wenn man in Schwelgerei lebt, wie kann dann von Bedrängnis die Rede sein? Schwelgerei und Friede wird nur bei den Gleichgültigen herrschen. Daher sagte auch Paulus nicht: Wenn Friede herrscht, sondern: „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit“, um ihre Gleichgültigkeit anzudeuten, weil sie nämlich wie die Leute zur Zeit Noes bei so gewaltigem Elend schwelgen können. Die Gerechten waren nicht so, sie lebten in Bedrängnis und Trübsal. Damit weist er darauf hin, dass bei der Ankunft des Antichrists die Gottlosen und jene, die an ihrem eigenen Heile verzweifeln, ihre frevelhaften Lüste auf die Spitze treiben werden. Dann wird es Schwelgerei, Schmäuse und Zechgelage geben. Aus diesem Grunde hauptsächlich führt er ein für die Sachlage geeignetes Beispiel an. Wie nämlich während des Baues der Arche, so sagt er, die Menschen nicht glaubten, sondern ruhig sie ansahen und schwelgten, als sollte gar nichts Schlimmes eintreten, trotzdem sie vor ihren Augen entstand und auf das drohende Verderben hinwies, so wird es auch dann sein; der Antichrist wird erscheinen und dann wird das Weltende und darauf die Strafe und unerträgliche Pein folgen, die Menschen aber werden im Rausche ihrer Bosheit nicht einmal die nahenden Schrecken merken. Deshalb sagt Paulus: „Wie die Geburtswehen einer Schwangeren“, so wird jener Schreck und Schmerz über sie kommen. Warum beruft sich aber der Herr nicht auf den Untergang Sodomas? Er wollte ein Beispiel anführen, das alle anging und trotz der Vorhersagung keinen Glauben fand. Da nämlich die Menge nicht an die Zukunft glaubte, wollte er durch den Hinweis auf die Vergangenheit ihr Gemüt erschüttern; durch seine bisherigen Reden zeigt er aber, dass er auch der Urheber der Vergangenheit ist. S. d1102 Darauf erwähnt der Herr wieder ein anderes Zeichen, um auf alle mögliche Weise darzutun, dass ihm der Tag5 durchaus nicht unbekannt ist. Was für ein Zeichen ist das?

V.40: „Dann werden zwei sein auf dem Felde: einer wird aufgenommen und einer wird zurückgelassen.

V.41: Zwei Frauen mahlen in der Mühle, eine wird aufgenommen und eine wird zurückgelassen.

V.42: Wachet demnach, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommt.“

Mit all dem beweist er, dass er den Tag kennt, und hält doch die Jünger vom Fragen ab. Er sprach aber von den Tagen Noes und von den „zwei in einem Bette“6 , um anzuzeigen, dass er ganz unerwartet kommen wird, während man ganz sorglos dahinlebt. Ebenso ist das Beispiel von den zwei Frauen und der Mühle ein Hinweis auf die Sorglosigkeit der Menschen. Ferner sagt er, dass Knechte und Herren aufgenommen und zurückgelassen werden, Unbeschäftigte und Arbeiter, Menschen mit und ohne Rang, wie es im Alten Bunde heißt: „Von dem, der auf dem Throne sitzt, bis zu der Sklavin in der Mühle“7 .Da er nämlich gelehrt hatte, dass die Reichen nur schwer selig werden, zeigt er jetzt, dass auch sie nicht gänzlich zugrunde gehen, ebensowenig als alle Armen selig werden, sondern sowohl die einen wie die anderen werden teils gerettet werden, teils verloren gehen. Meines Ermessens gibt Christus auch zu verstehen, dass seine Wiederkunft bei Nacht stattfinden wird. Dasselbe sagt auch Lukas8 . Siehst du also, wie er alles genau weiß. Hierauf sucht er wieder einer Frage der Jünger vorzubeugen, indem er fortfährt: „Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr kommt.“ Er sagte nicht: Ich weiß nicht, sondern: „Ihr wisset nicht.“ Denn nachdem er sie fast vor die Stunde hingeführt und gestellt hat, schneidet er ihnen wieder die Frage ab, weil er will, dass sie jederzeit bereit sein S. d1103 sollen. Deshalb sagt er: „Wachet“, um anzudeuten, dass er die Zeit aus diesem Grunde nicht mitgeteilt hatte.

V.43: „Das aber bedenket; wenn der Hausvater wüsste, zu welcher Stunde der Dieb käme, so würde er wach bleiben und ließe nicht in sein Haus einbrechen.

V.44: Deswegen seid auch ihr bereit, weil der Menschensohn zu einer Stunde kommen wird, zu welcher ihr es nicht vermutet.“ Darum befiehlt Jesus seinen Jüngern zu wachen und stets bereit zu sein, deshalb sagt er, wenn ihr es nicht gewärtiget, wird er kommen, weil er will, dass sie allezeit kampfbereit und in der Tugend beflissen seien. Er will sagen: Wüßten die Leute, wann sie sterben müssen, dann würden sie sicher zu jener Stunde Eifer zeigen.


  1. Kol 2,3 ↩

  2. „er ist nahe vor der Türe“, sagte er ↩

  3. das gab er nämlich durch das Gleichnis vom Feigenbaume zu erkennen ↩

  4. 1 Thess 5,3 ↩

  5. des Weltendes ↩

  6. Lk 17,34 ↩

  7. Ex 11,5 ↩

  8. Lk 17,34 ↩

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