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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundsiebzigste Homilie. Kap.XXV, V.1-30.

1.

S. d1114

V.1: "Alsdann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, welche ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.

V.2: Fünf von ihnen waren aber töricht und fünf klug.

V.3: Diese nahmen, heißt es, kein Öl mit sich.

V.4: Die klugen jedoch nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt den Lampen.

V.5: Als aber der Bräutigam zögerte usw."

Die folgenden Gleichnisse sind dem vorhergehenden von dem treuen und dem undankbaren Knechte, der das Eigentum des Herrn vergeudete, ähnlich. Alle vier sollen uns nämlich auf verschiedene Weise zu demselben Ziele anspornen, nämlich zum Eifer im Almosengeben und zur möglichsten Unterstützung des Nächsten, da wir auf andere Weise nicht selig werden können. Früher hatte er nur im allgemeinen über die Hilfe gesprochen, die wir dem Nächsten bei jeder Gelegenheit spenden sollen; im Gleichnisse von den Jungfrauen redet er besonders von dem Geldalmosen und zwar mit größerem Nachdruck als früher. Doch straft er den Knecht, weil er andere schlug, weil er zechte und das Gut seines Herrn verprasste und zugrunde richtete; hier auch deshalb, weil er nicht hilft und sein Vermögen nicht freigebig an die Bedürftigen austeilt. Die Jungfrauen hatten zwar Öl, aber sie werden gestraft, weil sie es nicht in genügendem Maße hatten. Weshalb legt er aber dem Gleichnisse nicht einfach die erste beste Person zugrunde, sondern wählt gerade Jungfrauen dazu? Er hatte mit besonderer Auszeichnung von der Jungfräulichkeit geredet: "Es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen", und: S. d1115 "Wer es fassen kann, der fasse es"1 . Er wusste auch, dass die meisten Menschen eine hohe Meinung von dieser Tugend haben. Und die Sache ist auch von Natur aus groß. Das ergibt sich schon daraus, dass sie im Alten Testament von den heiligen Männern der Vorzeit nicht geübt wurde und im Neuen Bunde nicht unter die Verbindlichkeit des Gesetzes fällt. Die Jungfräulichkeit wurde nicht befohlen, sondern der freien Wahl der Zuhörer überlassen. Darum schreibt Paulus: "In Hinsicht der Jungfrauen habe ich keinen Befehl des Herrn"2 . Ich lobe es, wenn einer sie übt, zwinge aber keinen, der nicht will, und mache die Sache nicht zur Pflicht.

Da also diese Tugend erhaben ist und bei der Mehrzahl in hohem Ansehen steht, so erzählt der Herr dieses Gleichnis, damit man nicht etwa glaube, man habe genug getan, wenn man sie übt, und könne nun die anderen Tugenden vernachlässigen. Das Gleichnis soll nämlich dartun, dass die Jungfräulichen, wenn sie auch alle anderen Tugenden üben, aber die Mildtätigkeit vernachlässigen, doch mit den Buhlerinnen hinausgeworfen und zu den Hartherzigen und Unbarmherzigen gestellt werden. Und das ganz mit Recht; denn die einen ergeben sich dem Dienste des Fleisches, die anderen dem des Geldes. Die Liebe zum Fleisch ist aber anders als die Liebe zum Gelde; jene ist viel leidenschaftlicher und überwältigender. Je schwächer nun der Gegner, um so schmählicher ist die Niederlage. Daher nennt auch der Herr die Jungfrauen töricht, weil sie nach Überwindung des stärkeren Gegners dem geringeren gegenüber alles verloren haben. Mit den Lampen bezeichnet er hier die Gnade der Jungfräulichkeit, die makellose Reinheit, mit dem Öle die Nächstenliebe, das Almosen, die den Bedürftigen geleistete Hilfe.

V.5: "Während aber der Bräutigam zögerte, wurden sie alle müde und schliefen ein."

Jesus zeigt wiederum, dass eine geraume Zeit verstreichen wird bis zu seiner Wiederkunft, und will S. d1116 dadurch die Jünger von der Erwartung abbringen, sein Reich werde sehr bald erscheinen. Darauf war nämlich ihre Hoffnung gerichtet; und so sucht er ihnen immer wieder diese Hoffnung zu benehmen. Dabei flicht er auch die Lehre mit ein, dass der Tod nur ein Schlaf ist. "Sie schliefen ein", sagt er.

V.6: "Um Mitternacht aber erscholl der Ruf."

Entweder will er hier nur das Gleichnis entsprechend beibehalten, oder er will andeuten, dass die Auferstehung bei Nacht geschieht. Den Ruf erwähnt auch Paulus: "Bei dem Zurufe und bei der Stimme eines Erzengels und zuletzt bei der Posaune wird er herabsteigen vom Himmel!"3 . Was sollen die Posaunen? was bedeutet das Geschrei: "Der Bräutigam kommt"? Nachdem sie nun ihre Lampen zurecht gerichtet,

V.8: "da sagen die törichten zu den klugen; "Gebet uns von eurem Öle."

Wieder nennt er sie töricht, um uns begreiflich zu machen, dass es keine größere Torheit gibt, als sich jetzt hienieden zu bereichern und dann mit leeren Händen dorthin zu kommen. wo man besonders viel Öl der Nächstenliebe aufweisen sollte.

Aber nicht allein hierin zeigt sich ihre Torheit, sondern auch, dass sie erwarteten, von den anderen Öl zu erhalten, und dass sie zur unrechten Zeit darum baten. Denn sonst waren ja die klugen Jungfrauen überaus liebevoll und eben deshalb fanden sie Anerkennung. Auch baten die törichten nicht um das ganze Öl: "Gebet uns", sagen sie, "von eurem Öle", und sie offenbarten dazu auch, wie dringend ihr Bedürfnis ist. "Unsere Lampen erlöschen", sagen sie. Dennoch erhalten sie nichts. Weder die Liebe der Gebetenen, noch die Leichtigkeit der Erfüllung der Bitte, noch das dringende Bedürfnis konnte die Erhörung bewirken. Welche Lehren sollen wir daraus ziehen? Dass uns dort drüben, wenn uns unsere Werke im Stich lassen, niemand wird beistehen können, auch wenn er wollte, weil er eben nicht S. d1117 imstande ist. So war es eben auch eine Unmöglichkeit, wozu die törichten Jungfrauen ihre Zuflucht nahmen. Das gibt auch der selige Abraham zu erkennen, wenn er sagt: "Zwischen uns und euch ist eine große Kluft, so dass, wer hinübergehen möchte, es nicht kann"4 .

V.9: "Gehet aber zu den Krämern und kaufet es euch."

Wer sind die Krämer? Die Armen. Und wo finden sich diese? Hienieden; da hätten sie sich Öl erwerben sollen, nicht erst bei jener Gelegenheit.


  1. Mt 19,12 ↩

  2. 1 Kor 7,25 ↩

  3. 1 Thess 4,16 ↩

  4. Lk 16,26 ↩

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