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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundsiebzigste Homilie. Kap.XXV, V.1-30.

4.

S. d1123 Du darfst auch nicht glauben, meine Rede sei verwegen. Der Herr ist ja voll Liebe, seiner Güte verdankt man das Geschenk. Verwegen ist es, einen Mund zu haben, der dem des Teufels gleicht, eine Zunge, die der des bösen Geistes verwandt ist, besonders wenn man zu so großen Geheimnissen zugelassen wird, dass man das Fleisch des Herrn genießen darf. Das musst du beherzigen, um nach Kräften dem Herrn ähnlich zu werden. Wenn es dir gelingt, dann wird der Teufel dir gar nicht mehr ins Antlitz zu blicken wagen, weil er das Merkmal des Königs wahrnimmt und die Waffen Christi erkennt, mit denen er geschlagen worden ist. Welches sind denn diese Waffen? Milde und Sanftmut. Denn als der Teufel den Herrn auf dem Berge versuchte, wurde er geschlagen und niedergerungen, obschon er noch nicht wusste, dass es Christus war; aber durch diese Eigenschaften wurde er von ihm umgarnt. Milde nahm ihn gefangen, Sanftmut schlug ihn. So sollst auch du es machen. Wenn du einen Menschen findest, der zu einem Teufel geworden ist und dich angreift, mit diesen Waffen wirst du ihn auf diese Weise besiegen. Christus hat dir die Möglichkeit geboten, ihm nach Kräften ähnlich zu werden. Bange nicht bei dieser Kunde. Zu fürchten hast du nur, du könntest ihm nicht ähnlich werden. Rede also nur so wie er und du bist in dieser Hinsicht schon wie er geworden, soweit das einem Menschen möglich ist. Daher ist, wer also redet, auch größer als ein Prophet. Die Gabe der Weissagung ist ein reines Gnadengeschenk, während hier auch deine Mühe und Anstrengung in Rechnung kommt. Lehre deine Seele, wie sie deinen Mund dem Munde Christi gleich gestalten kann; sie vermag es, wenn sie will, ein solches Werk zu leisten; sie versteht diese Kunst, wenn sie sich Mühe gibt. Wie kann sie aber, fragst du, einen solchen Mund bilden? mit welchen Farben, aus welchen Stoffen? Nicht mit Farben und Stoffen, nein, durch die Tugend allein, durch Sanftmut und Demut.

Lasset uns auch zusehen wie der Mund des Teufels gebildet wird, um uns davor zu hüten. Wie wird er also gebildet? Durch Fluchen, Lästern, Scheelsucht, Meineid. Denn wer die Reden des Teufels führt, nimmt auch S. d1124 seine Zunge an. Wie werden wir also Verzeihung finden, oder vielmehr, welcher Strafe werden wir verfallen, wenn wir die Zunge, die gewürdigt wurde, das Fleisch des Herrn zu kosten, Reden des Teufels führen lassen? Lassen wir es nie dahinkommen, lassen wir es uns vielmehr recht angelegen sein, sie zur Nachahmung ihres Herrn zu erziehen. Wenn wir sie dazu heranbilden, wird sie einst vor dem Richterstuhle Christi mit großer Zuversicht für uns eintreten. Wer aber nicht in der Weise reden kann, den wird auch der Richter nicht hören. Wie nämlich ein Richter, der z.B. ein Römer ist, die Verteidigung eines Mannes, der der römischen Sprache unkundig ist, nicht hören wird, so wird auch Christus, wenn du nicht seine Sprache redest, dich weder hören noch beachten. Lernen wir demnach also reden, wie es unser König zu hören gewohnt ist, beeifern wir uns, seine Sprache nachzuahmen. Wenn du in Trübsal gerätst, siehe zu, dass die Wucht der Mutlosigkeit deinen Mund nicht entstelle, sondern rede wie Christus; auch er war ja voll Trauer über Lazarus und Judas. Wenn Furcht dich befällt, suche wiederum so wie er zu reden; auch ihn befiel zuerst Furcht um deinetwillen nach dem Ratschlusse der Erlösung. Sprich auch du: „Jedoch nicht wie ich will, sondern wie Du willst“1 . Wenn du Tränen vergießen musst, weine still wie er. Wenn man dich anfeindet und kränkt, benimm dich auch dann wie Christus. Auch er wurde angefeindet und gekränkt und sagte: „Traurig ist meine Seele bis zum Tode“2 . Und überhaupt für alle Lagen des Lebens hat er dir ein Beispiel gegeben, wie du Maß halten und die dir gezogenen Grenzen nicht überschreiten sollst. So wirst du imstande sein, deinen Mund seinem Munde gleichzugestalten, so wirst du, obwohl du auf Erden wandelst, doch durch Einhaltung des rechten Maßes in der Mutlosigkeit, im Zorne, im Leide, im Todeskampfe zeigen, dass du eine Zunge besitzest, als lebtest du dort drüben. Wie viele von euch sehnen sich darnach, ihn einst von Angesicht zu schauen? Siehe, es liegt in unserer Macht, nicht allein S. d1125 ihn zu schauen, sondern sogar ihm ähnlich zu werden, sofern wir uns nur Mühe geben. Schieben wir es also nicht auf. Christus findet kein so großes Gefallen am Munde des Propheten, wie am Munde der Milden und Sanftmütigen. „Viele werden zu mir sagen“, spricht der Herr: „Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Und ich werde ihnen erwidern: Ich kenne euch nicht“3. Der Mund des Moses, eines gar milden und sanften Mannes – „Moses“, heißt es nämlich, „war der sanfteste Mann unter allen Menschen auf der Erde“4 – , gefiel ihm so sehr, dass er von Angesicht zu Angesicht, von Mund zu Mund, wie ein Freund zum Freunde mit ihm redete. Du hast jetzt nicht die Macht, den Teufel zu befehlen, aber wenn dein Mund dem Munde Christi gleich ist, dann wirst du dem Höllenfeuer befehlen. Du wirst dem Feuerschlunde gebieten und sagen; „Schweige, verstumme“5 ; und mit vollem Vertrauen wirst du zum Himmel hinaufsteigen und das Reich in Besitz nehmen. Möge es uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ehre, Macht und Ruhm sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Mt 26,39 ↩

  2. Mt 26,38 ↩

  3. Mt 7,22-23 ↩

  4. Num 12,3 ↩

  5. Mk 4,39 ↩

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