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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundsiebzigste Homilie. Kap.XXV,V.31 - Kap.XXVI,V.5.

2.

Damit du ferner die Gerechtigkeit des Verdammungsurteils auch von einer anderen Seite erkennst, so lobt der Herr zuerst die Tugendhaften und spricht:

S. d1129

V.34: „Kommet, Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.

V.35: Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr gabt mir zu essen usw.“

Um ihnen die Ausrede zu nehmen: Wir hatten nichts, verurteilt er sie durch den Hinweis auf ihre Mitmenschen, ähnlich wie er die Jungfrauen durch das Beispiel der anderen Jungfrauen beschämt, den zechenden und schwelgerischen Knecht durch das Beisspiel des getreuen, den, der das Talent vergaben hatte, durch Hinweis auf jene, die das Doppelte brachten, und überhaupt die Sünder durch das Beispiel der Tugendhaften. Bald zieht er zum Vergleich Gleichwertiges heran wie hier und in dem Bilde von den Jungfrauen, als Größeres wie in der Stelle, wo er sagt: „Männer Ninives werden aufstehen in dem Gerichte gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen, weil sie Buße getan haben auf die Predigt des Jonas hin. Und sieh, hier ist mehr als Jonas. Eine Königin des Südens wird sich erheben in dem Gerichte mit diesem Geschlechte und wird es verurteilen, weil sie von den Grenzen der Erde kam, um zu hören die Weisheit Salomons. Und siehe, mehr als Salomon ist hier“1 . Bald zieht er Gleiches heran: „Eben sie werden eure Richter sein“2 , bald wieder Größeres: „Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Um wieviel mehr Irdisches“3 . An unserer Stelle geht er von Ebenbürtigem aus; er vergleicht Reiche mit Reichen und Arme mit Armen. Die Gerechtigkeit des Urteils beweist er aber nicht bloß durch die guten Werke, die ihre Mitknechte, die in der gleichen Lage waren, verrichteten, sondern auch durch Hinweis darauf, dass sie selbst nicht gehorcht hatten, wo doch die Armut gar kein Hindernis sein konnte, z.B. wo es sich darum handelte, einen Durstigen zu tränken, einen Gefangenen zu besuchen, einen Kranken zu pflegen.

Nachdem er also die Tugendhaften belobt, zeigt er auch, wie groß seine Liebe zu ihnen von Anfang an S. d1130 gewesen ist: „Kommet“, sagt er, „Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, welches euch bereitet wurde noch vor Grundlegung der Welt." Wieviel Glück liegt in diesen Worten: sie sind gesegnet, gesegnet vom Vater. Und woher kommt es, dass ihnen so viel Ehre erwiesen wird? Welches ist der Grund? „Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist, ich war durstig und ihr habt mich getränkt" usw. Wieviel Ehre, wieviel Seligkeit spricht aus diesen Worten! Er sagte nicht: empfanget, sondern: „nehmet zum Erbe", als etwas Eigenes, als Familiengut, als euch gehörig, als eine Schuldigkeit des Himmels. Noch ehe ihr selbst waret, sagt er, war es für euch hergerichtet und bereitet, denn ich sah, dass ihr es verdienen würdet. Und wofür empfangen sie so großen Lohn? Für ein Obdach, ein Kleid, ein Brot, einen Schluck frischen Wassers, für ein wenig Pflege, für einen Gang ins Gefängnis. Überall handelt es sich nur um das Notwendige, je gelegentlich nicht einmal um so viel. Denn die Kranken und Gefangenen brauchten ja eigentlich, wie schon erwähnt, nicht bloß Besuch, sondern Befreiung für den einen, und Heilung für den anderen. In seiner Milde fordert aber der Herr nur, was in unseren Kräften steht, ja sogar noch weniger und überlässt es unserem Eifer, mehr zu leisten. Zu den anderen dagegen spricht er:

V.41: „Weichet von mir, ihr Verfluchten",

nicht mehr vom Vater verflucht, denn nicht er hat sie verdammt, sondern ihre eigenen Werke, „in das ewige Feuer, das bereitet ist", nicht euch, sondern „dem Teufel und seinen Engeln". Als er vom Himmelreich redete, sprach er: „Kommet, Gesegnete nehmt zum Erbe das Reich", und dann fuhr er fort „das euch bereitet wurde noch vor Grundlegung der Welt“. Vom ewigen Feuer sagt er nicht so, sondern: „welches dem Teufel bereitet ist“. Euch habe ich das Himmelreich bereitet, das Feuer aber nicht euch, sondern „dem Teufel und seinen Engeln“; da ihr euch aber selbst hineinstürzt, so müsst ihr euch selbst die Schuld beimessen.

Indes nicht allein hierdurch, sondern auch durch das Folgende rechtfertigt er sich gewissermaßen vor S. d1131 ihnen, indem er die Gründe seiner Handlungsweise aufzählt.

V.42: „Ich war hungrig und ihr gabt mir nicht zu essen.“

Wäre der Bittende auch ein Feind gewesen, mussten nicht sein Elend, Hunger, Kälte, Fesseln, Blöße, Krankheit, Herumirren ohne Obdach auch ein hartes Herz rühren und erweichen? Solche Not vermag ja auch Feindschaften zu brechen. Ihr aber habt nicht einmal einem Freunde diese Hilfe geleistet, einem, der euer Freund, euer Wohltäter, euer Herr ist! Ja, wenn man einen Hund hungern sieht, hat man oft Mitleid; beim Anblicke eines notleidenden, wilden Tieres wird man gerührt, und du kannst deinen Herrn Not leiden sehen, ohne eine Regung des Mitleids zu empfinden? Darf eine solche Verkehrtheit auf Nachsicht rechnen? Läge nicht darin schon Lohn genug4 ? Ich will nicht davon sprechen, dass dir vor aller Welt die Anerkennung dessen zuteil wird, der auf dem väterlichen Throne sitzt, nicht vom Himmelreiche, das du gewinnst, sondern ich meine, das Werk an und für sich, wäre denn das nicht schon der reichste Lohn? Nun aber wird die ganze Welt gegenwärtig sein, Gottes unaussprechliche Herrlichkeit wird sich enthüllen, wenn er dich lobt, belohnt und dich seinen Ernährer und Gastgeber nennt; er nimmt keinen Anstand, so zu sagen, um deinen Lohn um so mehr leuchten zu lassen. Es ist sonach ganz gerecht, wenn die einen bestraft werden, und es ist eine Gnade, wenn die anderen Lohn empfangen. Denn wenn sie auch noch so viel getan haben, ihre Auszeichnung bleibt doch eine Gnade, weil sie für so kleine und unbedeutende Werke den weiten Himmel, das Reich Gottes und eine so überschwengliche Ehre erhalten.

Kapitel XXVI.

V.1: „Und es geschah, als Jesus alle diese Reden geendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:

V.2: Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern ist und der Sohn des Menschen überantwortet werden wird, um gekreuzigt zu werden.“

S. d1132 Nachdem Jesus vom Himmelreich, von der Vergeltung im Jenseits und von der ewigen Strafe gesprochen, nimmt er wiederum die Gelegenheit wahr, von seinem Leiden zu reden. Er sagt gleichsam: Was fürchtet ihr zeitliche Gefahren, wenn doch so ausgezeichnete Güter euer harren?


  1. Mt 12,41-42 ↩

  2. Mt 12,27 u. Lk 11,19 ↩

  3. 1 Kor 6,3 ↩

  4. dass man dem Herrn so etwas tun darf ↩

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