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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundsiebzigste Homilie. Kap.XXV,V.31 - Kap.XXVI,V.5.

5.

Wollen wir es denn den Wahnsinnigen gleichtun, die einander aufzehren, indem wir unser eigenes Fleisch anfeinden? Vernimm nur, was das Alte Testament hierüber sagt: „Die Wege der Rachgierigen führen zum Tode“1 ; „Der Mensch hegt Zorn gegen den Nächsten und erwartet doch Heilung bei Gott“2 . Ja, aber der Herr hat doch zugestanden: Aug um Auge und Zahn um Zahn; wie kann er es nun tadeln? Das hat er allerdings zugestanden, aber nicht, damit wir so gegeneinander handeln, sondern damit die Furcht, man könnte uns ebenso behandeln, uns abhalte, so etwas zu tun. Übrigens beziehen sich jene Worte auf einen vorübergehenden Groll, während das anhaltende Nachtragen verrät, dass die Seele voll Bosheit ist. Aber dir ist übel mitgespielt worden? Indessen nicht so sehr, als wenn du rachgierig bist. Im übrigen ist es nicht möglich, dass einem gottesfürchtigen Mann etwas Böses widerfahre. Denn setzen wir den Fall, ein Mann hat Weib und Kinder, ist tugendhaft, besitzt vieles, worin man ihm schaden kann, hat großen Reichtum, Macht und Herrschaft, zahlreiche Freunde und steht in Ansehen nur muss er tugendhaft sein, denn das ist eine unerlässliche Forderung. Nun, nehmen wir an, er werde von verschiedenen Schicksalsschlägen betroffen. Ein Bösewicht kommt und fügt ihm großen Schaden zu; was liegt dem Manne S. d1138 daran, da er Reichtum für nichts achtet? Die Kinder werden ihm umgebracht, was kann ihm das anhaben, da er an die Auferstehung glaubt? Das Weib wird ihm gemordet; was ficht ihn das an, da er weiß, man darf um die Entschlafenen nicht trauern?3 . Er gerät in Schande; was kümmert es ihn, der das Irdische wie die Blüten des Grases ansieht? Wenn du willst, so nimm an, er werde auch am Leibe gestraft und ins Gefängnis geworfen; was macht er sich daraus, da er weiß: „Wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, wird doch der inwendige erneuert“4 , und: „Bedrängnis erwirkt Standhaftigkeit“?5 . Hätte ich nun behauptet, ein solcher werde dabei nicht zu Schaden kommen, so hat der Verlauf meiner Rede gezeigt, dass er sogar noch gewinnt, weil er erneuert und standhaft wird. Wir wollen daher anderen gegenüber nicht empfindlich sein, nicht uns selbst Unrecht tun und unserer Seele die Kraft entziehen. Der Schmerz ist nicht so sehr Wirkung der Bosheit unserer Nebenmenschen, als vielmehr unserer Armseligkeit. Daher rühren unsere Tränen und unsere Niedergeschlagenheit, wenn jemand uns beleidigt, oder wenn jemand uns beraubt. Wir handeln wie die kleinen Kinder, die, von übermütigen Gespielen geneckt, sich wegen einer wertlosen Sache aus nichtigen Anlässen grämen. Wenn sie nun weinen, so hören die Necker doch nicht auf, sie zu reizen; dagegen lassen sie sofort ab, sobald diese lachen. Wir sind aber noch unverständiger als solche Kinder, wenn wir über Dinge klagen, zu denen man lachen sollte. Darum rufe ich, lassen wir diese kindische Gesinnung fahren, halten wir uns an den Himmel. Christus will ja auch, dass wir Männer seien, vollkommene Männer. So hat es auch Paulus geboten: „Brüder! Werdet nicht Kindlein der Einsicht nach, sondern in Sachen der Bosheit seid Kinder“6 .Lasset uns also unmündig sein in der Bosheit und die Gottlosigkeit fliehen, die S. d1139 Tugend hingegen üben, damit wir so ewigen Lohn erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre und Macht währt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Spr 12,28 ↩

  2. Eccl 28,3 ↩

  3. 1 Thess 4,13 ↩

  4. 2 Kor 4,16 ↩

  5. Röm 5,3 ↩

  6. 1 Kor 14,20 ↩

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