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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundachtzigste Homilie. Kap.XXVI,V.36-50.

1.

V.36: „Dann kam Jesus mit ihnen in einen Meierhof, welcher Gethsemane heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, indes ich dorthin gehe und bete.

V.37: Und nachdem er den Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus mit sich genommen, fing er an zu trauern und zu bangen,

V.38: und er sprach zu ihnen: Traurig ist meine Seele bis zum Tode, bleibet da und wachet mit mir.“

Weil die Apostel unzertrennlich an Jesus hingen, deshalb sagt er: „Bleibet hier, indes ich dorthin gehe und bete.“ Er pflegte nämlich abseits von ihnen zu beten, und er tat dies, um uns die Lehre zu geben, beim Gebet Ruhe und tiefe Einsamkeit zu suchen. Nur die drei Jünger nimmt er mit und spricht zu ihnen: „Meine Seele ist traurig bis zum Tode.“ Warum nimmt er nicht alle mit? Damit sie nicht niedergeschlagen würden; die drei konnte er beiziehen, weil sie Zeugen seiner Verklärung gewesen waren. Gleichwohl lässt er dann auch sie zurück.

V.39: „Und nachdem er ein wenig vorwärtsgegangen, betete er und sprach: Mein Vater! wenn es möglich ist, S. d1181 so gehe dieser Kelch an mir vorüber; jedoch nicht, wie ich will, sondern wie Du willst.

V.40: und er kam zu ihnen und fand sie schlafen; da sagte er zu Petrus: So vermochtet ihr nicht, eine Stunde mit mir zu wachen?

V.41: Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist schwach.“

Nicht ohne Grund wendet er sich namentlich an Petrus, obschon auch die anderen schliefen; er will ihn aus dem früher erwähnten Grunde besonders treffen. Weil aber auch die anderen eben so wie Petrus geredet hatten (als Petrus gesprochen hatte, heißt es: „Wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen, ebenso sprachen auch alle Jünger“1), deshalb wendet sich der Herr an alle und rügt ihre Schwäche. Sie, die sich anheischig gemacht hatten mitzusterben, waren nicht imstande zu wachen und an seiner Traurigkeit teilzunehmen; sie ließen sich vom Schlafe übermannen.

Der Herr betet inbrünstig, damit es nicht den Anschein gewinne, er stelle sich nur traurig. Aus demselben Grunde bricht ihm auch der Schweiß aus, damit die Irrlehrer nicht die Todesangst als Schein hinstellen könnten. Daher ist sein Schweiß wie Blutstropfen und es erscheint ein Engel, um ihn zu stärken, und zahllose andere Zeichen der Todesangst stellen sich ein, damit ja niemand behaupte, dieselbe sei nicht wirklich. Ebendarum betet er auch. Durch die Bitte: „Wenn es möglich ist, gehe der Kelch vorüber“, bekundet er, dass er ein Mensch ist; in dem Beisatze:„Aber nicht wie ich will, sondern wie Du willst“, offenbart er seine Tugend und Heiligkeit und gibt uns die Lehre, Gott zu folgen, auch wenn die Natur sich sträubt. Da es nicht genügt, den Unterständigen bloß sein Antlitz zu zeigen, fügt er auch Worte hinzu. Indes Worte genügten ebenfalls nicht, es bedurfte auch noch der Tatsachen. Auch sie verband er mit seinen Worten, um auch die Widerstrebendsten zur Überzeugung zu bringen, dass er Mensch geworden und S. d1182 gestorben ist. Wenn es trotz dieser Beweise noch Leute gibt, die nicht daran glauben, wieviel mehr wäre das ohne diese Beweise der Fall. Siehst du, wie sorgfältig er durch seine Reden, wie durch sein Leiden dartut, dass er wahrhaft Mensch geworden ist? Darauf kam er zu ihnen und „spricht zu Petrus: So vermochtest du nicht eine Stunde mit mir zu wachen?“ Alle waren eingeschlafen, den Petrus aber tadelt er, um auf seine Beteuerungen anzuspielen. Auch die Worte: „mit mir“ stehen nicht umsonst da. Der Herr wollte gleichsam sagen: Mit mir zu wachen warst du nicht imstande, und du willst dein Leben für mich geben? Auch das Folgende deutet auf dasselbe hin. „Wachet“, sagt er, „und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet.“ Siehst du, wie er sie wieder unterweist, ja nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern eine geringe Meinung von sich zu hegen, sich zu demütigen und Gott alles zuzuschreiben? Bald wendet er sich an Petrus, bald an alle zusammen. Zu jenem sagt er: „Simon, Simon, Satan hat verlangt, euch sieben zu dürfen, aber ich habe für dich gebetet“2, zu allen miteinander: „Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“; überall sucht er sie vom Selbstvertrauen zu heilen und sie so kampfgerüstet zu machen. Um indessen seinen Worten den Anschein der Strenge zu nehmen, fährt er fort: „Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Wenn du auch, sagt er, den Willen hast, den Tod zu verachten, so wirst du dazu nicht imstande sein, wenn dir Gott nicht die Hand reicht; das Fleisch zieht nun einmal den Geist nieder. V.42: „Wieder zum zweiten Male betete er ebenso: Vater, wenn dieser Kelch nicht vorübergehen kann ohne dass ich ihn trinke, so geschehe Dein Wille.“ Damit gibt er zu erkennen, dass er ganz in den Willen Gottes ergeben ist, und dass man jederzeit bestrebt sein müsse, ihm zu folgen.

V.43: „Und er kam wieder und fand sie schlafend,“

Abgesehen davon, dass es spät in der Nacht war, so waren ihre Augen auch durch die Traurigkeit beschwert. S. d1183 Und zum dritten Male ging er hin und sprach das Gleiche; ein neuer Beweis, dass er Mensch war. Wenn etwas zweimal und dreimal geschieht, ist das in der Schrift eine besondere Bestätigung der Wahrheit. So sagte auch Joseph zu Pharao: „Zweimal ist dir das Traumgesicht erschienen? Zum Beweise der Wahrheit und dass du glauben sollst, dass alles so eintreten wird, ist es geschehen“3. Daher betete der Herr einmal und noch einmal und dann ein drittes Mal dasselbe Gebet, um seine Menschwerdung zu beglaubigen. Warum geht er dann wieder zu den Jüngern? Er wollte sie schelten, dass sie sich so sehr der Niedergeschlagenheit hingeben, dass sie nicht einmal seine Ankunft bemerkten. Er rügte sie indessen nicht, sondern blieb in einiger Entfernung stehen; er gibt dadurch zu verstehen, wie unbeschreiblich ihre Schwachheit war, dass sie trotz der Zurechtweisung sich nicht zu überwinden vermochten. Er lässt sie also schlafen, ohne sie wieder zu schelten, um ihnen in ihrer Niedergeschlagenheit nicht noch mehr wehe zu tun; er geht vielmehr weg, um zu beten, und sagte erst, als er wieder kam: V.45: „Ihr schlaft jetzt und ruhet.“ Freilich hätten sie zu der Zeit wachen sollen; aber er will zeigen, dass. sie nicht einmal den Anblick des Entsetzlichen ertragen können, sondern vor Angst fliehen und davonlaufen werden, dass er ferner ihrer Hilfe nicht bedurfte, dass er unbedingt überliefert werden musste.

V.45: „Ihr schlafet jetzt und ruhet. Sehet, nahe ist die Stunde, da der Menschensohn wird überantwortet in Sünderhände.“

Er gibt damit wieder zu verstehen, dass es so im Rate der Vorsehung beschlossen war.


  1. Mk 14,31.  ↩

  2. Lk 22,31 ↩

  3. Gen 41,32. ↩

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