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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebte Homilie. Kap. II, V.4-9.

3.

So geht es den Böswilligen; sie fallen immer in die eigene Grube, während sie unmöglichen Dingen nachjagen. Siehe doch, wie töricht Herodes war! Entweder glaubte er an die Weissagung und hielt sie für unabänderlich, und dann musste er einsehen, dass er Unmögliches unternahm; oder er glaubte nicht und dachte nicht, dass sie in Erfüllung gehen werde, und dann hätte er sich nicht fürchten und nicht erschrecken S. 122und keine bösen Pläne schmieden sollen. Seine Hinterlist war also auf jeden Fall zwecklos. Auch das beweist, wie unglaublich töricht er war, dass er erwartete, die Magier würden mehr zu ihm halten als zu dem neugeborenen Kinde, um dessentwillen sie aus so weiter Ferne gekommen. Wenn sie schon von solcher Liebe entflammt waren, bevor sie das Kind gesehen, wie durfte er hoffen, er könne sie zum Verrat an demselben bereden, nachdem sie es geschaut hatten und durch das Prophetenwort in ihrem Glauben bestärkt worden waren?

Aber trotz all dieser Gründe, die ihn hätten abhalten sollen, bestand er auf seinem Vorhaben: „Und er rief die Magier heimlich zu sich und forschte sie aus.“ Er dachte, die Juden würden sich des Kindes sehr annehmen; er erwartete wohl kaum, sie würden in ihrem Wahnwitz so weit gehen, dass sie ihren Herrscher und Erlöser, der den Völkern die Freiheit bringen wollte, seinen Feinden zu überliefern gedächten. Darum rief er sie heimlich und fragte sie genau nach der Zeit, nicht wann der Knabe geboren, sondern wann der Stern erschienen sei, und suchte mit großer Meisterschaft sich seine Beute zu sichern. Ich glaube nämlich, dass der Stern schon lange zuvor erschienen war. Da die Magier geraume Zeit auf die Reise zu verwenden hatten, so zeigte sich ihnen der Stern viel früher, damit sie alsbald nach der Geburt an Ort und Stelle sein könnten; sie sollten ja das Kind noch in den Windeln anbeten, damit das Wunderbare und Außerordentliche der Sache um so deutlicher hervorträte. Wäre ihnen der Stern im Orient erst erschienen, als das Kind in Palästina bereits geboren war, so hätten sie bei der Länge der Zeit, die die Reise beanspruchte, das Kind nach ihrer Ankunft nicht mehr in Windeln vorgefunden. Wenn aber Herodes die Kinder von zwei Jahren und darunter töten ließ, so ist das nicht zu verwundern. In seiner Wut und Angst setzte er eben zur größeren Sicherheit eine weitere Zeitgrenze fest, damit das Kind ihm ja nicht entkomme.1

Er rief sie also und sprach:

S. 123

V.8: „Gehet und forschet eifrig nach dem Kinde. Wenn ihr es gefunden habt, so gebt mir Nachricht, damit auch ich kommen und es anbeten kann.“

Siehst du, wie unvernünftig er wieder ist? Wenn es dir ernst ist mit dem, was du sagst, warum fragst du dann heimlich? Wenn du aber böse Absichten hast, wie solltest du nicht einsehen, dass die Magier an der Heimlichkeit deiner Frage deine Bosheit merken können? Allein, wie ich schon gesagt, eine Seele, die vom Bösen eingenommen ist, wird vollständig blind. Herodes sagt auch nicht: Gehet und erkundigt euch nach dem König, sondern nur: nach dem Kinde; er vermochte nicht einmal den Namen auszusprechen, der an Herrschaft erinnerte. Indes, die Magier in ihrem frommen Sinn, merkten von all dem nichts. Sie hatten eben nicht erwartet, derselbe werde seine Schlechtigkeit so weit treiben, dass er es wagte, einer so wunderbaren Fügung Gottes in den Weg zu treten. Sie gehen, ohne von all dem eine Ahnung zu haben, weil sie alle anderen nur nach sich selbst beurteilen.

V.9: „Und siehe, den Stern, den sie im Orient gesehen, ging wiederum vor ihnen her.“

Nur deshalb hatte er sich ja verborgen, damit sie ihres Führers beraubt und gezwungen wären, die Juden zu befragen, und die Sache auf diese Weise allen bekannt zu machen. Denn nachdem sie die Juden gefragt und von ihren Feinden belehrt worden waren, erschien der Stern von neuem. Beachte auch, in welch vollkommener Reihenfolge alles vor sich geht. Vom Stern hinweg kommen sie zum jüdischen Volk und dem König und diese führen den Propheten ein, der über das Geschehene Aufschluss gibt. Nach dem Propheten empfängt sie wieder der Engel und belehrt sie über alles; zuvor aber gehen sie unter Führung des Sternes von Jerusalem nach Bethlehem; denn der Stern begleitet sie von dort an wieder, gerade S. 124damit du sehen könnest, dass es kein gewöhnlicher Stern war; denn solche Bahnen geht kein einziger anderer Stern. Und er ging nicht bloß einfach seinen Weg, sondern ging vor ihnen her, zog sie gleichsam und führte sie am hellen Tage.


  1. Das mädena gibt keinen rechten Sinn. ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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