• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundachtzigste Homilie. Kap.XXVI,V.67-Kap.XXVII,V.10.

4.

Weil ihr nun aber nach dem Irdischen wie rasend seid, nur sammelt, ohne zu verteilen, so hat sich eurer Väter die Besorgnis bemächtigt, es könnten die Scharen der Witwen, Waisen und Jungfrauen vor Hunger umkommen und so sahen sie sich gezwungen, alle diese Stiftungen zu machen. Sie hätten sich freilich lieber nicht in solche Unschicklichkeiten gestürzt, sondern gewünscht, dass euer Herz für deren Einkommen bürge, damit sie die Früchte der Güte ernten und allein dem Gebete obliegen könnten. Allein ihr nötigtet sie, es so zu machen, wie es in den Häusern der öffentlichen Beamten geschieht; daher kommt es, dass alles auf den Kopf gestellt ist. Wenn wir dieselben Geschäfte wie ihr verrichten müssen, wer ist dann noch da, um Gott zu versöhnen? Das ist der Grund, weshalb wir kein freies Wort zu sagen wagen, weil die Kirche um nichts besser daran ist, als die Weltleute. Habt ihr nicht gehört, dass die Apostel nicht einmal die Verteilung der ohne Mühe gesammelten Gelder übernehmen mochten? Jetzt sind unsere Bischöfe mit solchen Dingen noch mehr in Anspruch genommen als die Aufseher, Verwalter und Kaufleute; während ihre Sorgfalt und Mühe doch euren Seelen zugewendet sein sollte, müssen sie sich Tag für Tag ärgern mit Geschäften, wie sie nur Steuereintreibern, Zollbeamten, Renten- und Zahlmeistern zukommen. Damit will ich indessen nicht zwecklos klagen , sondern ich sage es, um eine Besserung und einen Wandel herbeizuführen, um euch zum Mitleid mit unserer jämmerlichen Knechtschaft zu bewegen, damit ihr selbst das Einkommen und der Schatz der Kirche werdet. Wenn ihr nicht wollt, dann sehet doch die Armen an, die vor euren Augen stehen, soweit es uns möglich ist, werden wir nicht ermangeln sie zu erhalten; die wir nicht ernähren können, fallen euch zu Last, damit ihr an jenem Tage des Schreckens nicht die Worte zu hören S. d1212 bekommt, die an die Unbarmherzigen und Lieblosen gerichtet sind: „Ihr habt mich hungrig gesehen und habt mich nicht gespeist“1 . Diese Unmenschlichkeit macht auch uns mit euch zum Gespött, dass wir das Gebet, die Predigt und die anderen Werke der Frömmigkeit beiseite setzen, und unsere ganze Zeit bald mit Weinwirten, bald mit Getreidehändlern, bald mit anderen Kaufleuten verlieren. Daher rühren die Streitigkeiten, die Gehässigkeiten, die täglichen Schmähungen, Beschimpfungen und Witzeleien, daher kommt es, dass jeder Priester2 einen besonderer Namen trägt, wie sie sich eher für Weltleute schickten; die Priester sollten ganz andere Titel führen, die sich wie bei den Aposteln nach ihren Beschäftigungen richten, nach der Speisung der Armen, der Verteidigung des Misshandelten, der Sorge für die Fremden, dem Beistande für Bedrängte, der Betreuung der Waisen, der Unterstützung der Witwen, dem Schutze der Jungfrauen. Das sind Beschäftigungen, die sie anstatt der Sorge um Ländereien und Gebäude ausüben sollten. Das sind die Juwelen der Kirche; das die Schätze, die ihr ziemen, die uns die Verwaltung leicht machen, euch großen Nutzen bringen, ja euch nur Vorteile, keine Mühen bereiten. Meines Erachtens leben hier durch Gottes Gnade gegen hunderttausend Menschen beisammen. Wenn jeder einem Armen nur ein Brot reichte, hätten alle genug; wenn jeder nur einen Heller schenkte, so gäbe es keinen Armen mehr, und wir brauchten uns nicht mehr so viel Schmach und Spott wegen unserer Sorge um Hab und Gut gefallen zu lassen.

Die Worte: „Verkaufe, was du hast, gib es den Armen und dann komme und folge mir nach“3 dürfte man jetzt füglich auch zu den Vorstehern der Kirche sprechen, weil die Kirche Vermögen besitzt. Man kann ja doch nicht in der gehörigen Weise dem Herrn folgen, wenn man nicht die grobe Sorge um das Weltliche aufgibt. Jetzt aber sitzen die Priester Gottes bei der S. d1213 Weinlese, bei der Ernte, beim Kauf und Verkauf der Fechsung. Die Männer, die nur dem Schatten dienten4 waren frei von allen derartigen Geschäften, obschon ihnen ein viel äußerlicherer Gottesdienst anvertraut war; wir, die wir ins Innerste des Himmels berufen sind und zum wahren Allerheiligsten Zutritt haben, wir müssen uns mit den Geschäften der Kaufleute und Krämer abgeben. So geschieht es, dass die Hl. Schrift vielfach vernachlässigt, das Gebet schlecht verrichtet, aber auch die anderen Obliegenheiten geringgeschätzt werden. Es ist eben nicht möglich, dass man bei solchem Zwiespalt auf beides den notwendigen Eifer verwende. Daher bitte und beschwöre ich euch, öffnet uns überall reichliche Quellen, lasset euren guten Willen unsere Tenne und Kelter sein. Dann werden die Armen leichter gespeist, die Ehre Gottes wird vermehrt werden, eure Nächstenliebe wachsam sein und euch den himmlischen Lohn eintragen. Möge er uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!


  1. Mt 25,42 ↩

  2. nach dem Gegenstand seiner Verwaltung ↩

  3. Mt 19,21 ↩

  4. die jüdischen Leviten ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy