• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebte Homilie. Kap. II, V.4-9.

4.

Aber, wendest du ein, warum brauchten sie überhaupt noch einen Stern, da ja jetzt der Ort bekannt war? Damit sie auch das Kind fänden. Es gab nämlich sonst keine Anhaltspunkte, dasselbe zu erkennen; es besaß ja keinen prächtigen Palast, noch war seine Mutter berühmt und bekannt. Der Stern war also gar wohl vonnöten, um sie an den richtigen Ort zu bringen. Darum erscheint er ihnen auch, als sie von Jerusalem aufbrechen, und bleibt nicht eher stehen, als bis er die Krippe erreicht hat. Und ein Wunder reiht sich an das andere; es war ja beides wunderbar, sowohl dass Magier kamen, um das Kind anzubeten, als auch dass der Stern sie führte: wahrlich Dinge, die auch steinerne Herzen bewegen könnten. Hätten die Magier gesagt, sie hätten von den Propheten solches verkünden hören, oder Engel haben es ihnen privatim geoffenbart, so hätte man ihnen wohl den Glauben versagen können; so aber mussten beim Anblick des Sternes, der am Himmel erschien, auch die Kecksten verstummen. Als dann der Stern über dem Kinde sich befand, blieb er abermals stehen. Auch das übersteigt die Natur eines Sternes, bald sich zu verbergen, bald zu erscheinen und dann wieder stille zu stehen. Dadurch wurden auch die Magier in ihrem Glauben bestärkt. Darum freuten sie sich, weil sie gefunden, was sie gesucht, weil sie Engelsboten der Wahrheit geworden, und weil sie den großen Weg nicht umsonst gemacht. Eine solche Liebe empfanden sie zu Christus. Denn als der Stern kam, blieb er gerade über dem Haupte des Kindes stehen und zeigte dadurch an, dass es göttlichen Ursprungs sei; und nachdem er Halt gemacht, leitet er sie zur Anbetung an, und zwar nicht bloß gewöhnliche Barbaren, sondern auch die, welche die weisesten unter ihnen waren. Siehst du also, wie angezeigt es war, S. 125dass ein Stern erschien? Denn auch nach der Weissagung und nach der Erklärung der Hohenpriester und Schriftgelehrten, halten sie sich noch an diesen.

Schämen soll sich daher Marcion1 , schämen soll sich auch Paul von Samosata2 , die beide nicht sehen wollten, was die Magier sahen, diese Erstgeborenen der Kirche; ich trage nämlich kein Bedenken, sie so zu nennen. Schämen soll sich Marcion, wenn er sieht, wie Gott im Fleische angebetet wird. Schämen soll sich Paul, wenn er sieht, dass Christus nicht als bloßer Mensch Anbetung empfängt. Dass er Fleisch angenommen, das beweisen die Windeln und die Krippe; dass ihnen aber die Magier ihre Ehrerbietung nicht als bloßem Menschen erzeigten, beweisen sie durch die Geschenke, die sie dem Herrn opferten, obwohl er noch ein Kind war, und die so groß waren, wie man sie sonst nur Gott darzubringen pflegt. Mit diesen beiden sollen aber auch die Juden beschämt werden, die da mit ansahen, wie Barbaren und dazu noch Magier ihnen zuvorkamen und die sich nicht einmal bewogen fühlten wenigstens nach ihnen zu kommen. Was damals geschah, war eben nur ein Vorbild dessen, was noch geschehen sollte, und vom ersten Anfang an wurde es offenbar, dass die Heiden jenem Volke den Rang ablaufen würden. Aber wie kommt es dann, dass der Herr nicht von Anfang an, sondern erst später sprach:„Gehet hin und lehret alle Völker“?3 . Weil, wie ich schon sagte, die damaligen Ereignisse ein Vorbild und eine Vorverkündigung der zukünftigen werden sollten. Das Richtige wäre ja gewesen, dass die Juden zuerst gekommen wären; nachdem sie aber freiwillig die ihnen angebotene Gnade zurückgewiesen hatten, da ward die Sache umgekehrt. Auch hier hätten eigentlich die Magier nicht vor den Juden kommen sollen, hätten diejenigen, die so S. 126ferne wohnten, jene nicht überflügeln sollen, die in der Nähe der Stadt selbst lebten, und hätten die, denen nie eine Botschaft zugegangen war, nicht denjenigen den Rang ablaufen sollen, die mit so herrlichen Prophetien von Kindheit an vertraut waren. Nachdem sie aber einmal in ganz unbegreiflicher Weise ihren eigenen Nutzen und Vorteil verkannt hatten, so kamen die Bewohner Persiens denen von Jerusalem zuvor. So hat auch Paulus gesagt: „Euch müsste das Wort des Herrn zuerst verkündet werden; da ihr euch aber selbst als Unwürdige erwiesen habt, wohlan, so wenden wir uns an die Heiden“4 . Wenn schon die Bewohner Jerusalems vorher nicht glaubten, so hätten sie sich wenigstens rühren sollen, nachdem sie die Magier gehört hatten. Allein, sie wollten eben nicht; darum kommen diese ans Ziel, während jene das Heil verschlafen.


  1. Marcion und seine Anhänger lehrten <seit ca 150 n.Chr.>, Christus sei der Sohn des höchsten und guten Gottes, sei aber nur dem äußeren Schein nach Mensch geworden. ↩

  2. in Syrien, seit ca 260 Bischof von Antiochien, lehrte, Christus sei bloßer Mensch und nicht Gott. Er wurde 269 auf einer Synode zu Antiochien abgesetzt ↩

  3. Mt 28,19 ↩

  4. Apg 13,46 ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy