2.
Beachte ferner, wie lächerlich ihre Böswilligkeit ist. „Wir haben uns erinnert“, sagen sie, „dass dieser Verführer, als er noch lebte, gesagt hat: Nach drei Tagen S. d1250 werde ich auferstehen.“ War er ein Betrüger und hatte er Lügen geschwätzt, warum seid ihr besorgt, laufet herum und gebet euch so viel Mühe? Wir besorgen, sagen sie, die Jünger könnten ihn stehlen und die Menge täuschen. Ich habe aber gezeigt, dass das gar nicht denkbar gewesen wäre. Indes, die Bosheit ist hartnäckig und unverschämt und greift auch zu unvernünftigen Mitteln. Drei Tage lang lassen sie das Grab bewachen, als ob sie für Glaubenssätze streiten müssten, und in der Absicht, ihn als Betrüger zu brandmarken; so schreckt ihre Bosheit selbst vor dem Grab nicht zurück. Das bewog nun den Herrn, früher aufzuerstehen, um ihnen die Ausrede abzuschneiden, er habe gelogen und sei gestohlen worden. Wenn er aber auferstand, konnte man nichts dagegen einwenden, während es sehr verdächtig sein musste, wenn es später geschehen wäre. Wäre er nicht auferstanden, so lange sie noch dort waren und Wache hielten, sondern erst nach Verlauf der drei Tage, wo sie schon das Grab verlassen hatten, so hätten sie Stoff zum Reden und Widersprechen gehabt, wenn es auch töricht gewesen wäre. Deshalb also beschleunigte Jesus die Auferstehung. Sie musste ja geschehen, während sie noch dort waren und Wache hielten. Sie musste also innerhalb der drei Tage stattfinden; denn wäre sie geschehen, als sie schon weggegangen und heimgekehrt waren, so konnte die Sache verdächtig erscheinen. Deshalb ließ er auch die Siegel anlegen, wie sie wünschten; auch Soldaten wurden aufgestellt. Es lag ihnen nichts daran, dass sie diese Arbeit am Sabbat verrichteten; sie hatten ja nur eines im Auge, ihrer Bosheit zu genügen, als ob sie dadurch die Oberhand gewinnen könnten. Hierin offenbart sich das Übermaß ihrer Torheit, wie auch die heftige Furcht, die sie gepackt hatte. Als er noch lebte, hatten sie ihn gefangen genommen; jetzt, da er tot war, fürchteten sie ihn. Wäre er ein bloßer Mensch gewesen, so durften sie unbesorgt sein. Sie sollten aber erkennen, dass er, was er in seinem Leben litt, freiwillig erduldete, daher das Siegel, der Stein, die Wache. Alles das war aber nicht imstande, ihn zurückzuhalten; es hatte nur die eine Wirkung, dass sein Begräbnis öffentlich bekannt und seine S. d1251 Auferstehung auf diese Weise beglaubigt wurde. Waren doch Soldaten als Wache aufgestellt und Juden auf der Lauer gestanden.
Kapitel XXVIII
V.1: „In der Späte des Sabbates aber, als es licht wurde für den ersten Tag der Woche, kam Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu sehen.
V.2: Und siehe, ein großes Erdbeben entstand. Denn ein Engel des Herrn stieg herab vom Himmel, trat hinzu, wälzte den Stein hinweg und setzte sich auf ihn.
V.3: Es war aber sein Aussehen wie der Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee.“
Der Engel erschien nach der Auferstehung. Weshalb kam er und hob den Stein weg? Wegen der Frauen, denn sie sahen ihn da im Grabe sitzen. Damit also sie glaubten, dass der Herr auferstanden sei, so sollten sie sehen, dass das Grab leer, die Leiche weg war. Deshalb hatte der Engel den Stein weggeschoben, deshalb war auch das Erdbeben erfolgt, damit sie sich aufraffen und munter werden sollten. Sie waren ja gekommen, um die Leiche zu salben, und das geschah in der Nacht; daher waren vielleicht einige schlaftrunken. Weshalb und aus welchem Grunde sagt der Engel:
V.5: „Ihr braucht euch nicht zu fürchten“?
Er will ihnen erst ihre Furcht benehmen, ehe er die Auferstehung ankündigt. Der Ausdruck: „Ihr“ ist ein Zeichen großer Ehrerbietung und lässt sogleich erkennen, dass die Missetäter eine strenge Strafe trifft, wofern sie ihre Frevel nicht bereuen. Ihr habt keinen Grund zur Furcht, sagt er, wohl aber jene, die den Herrn gekreuzigt haben. Als er nun ihre Furcht durch seine Worte, wie auch durch sein Aussehen beschwichtigt hatte1 , da fuhr er fort:
V.5: „Ich weiß, dass ihr Jesum suchet, den Gekreuzigten.,“
Der Engel nimmt keinen Anstand, den Kreuzestod zu erwähnen, denn er ist ja die Quelle des Heiles. „Er ist S. d1252 erstanden“, und der Beweis?: „wie er gesprochen hat“. Wollt ihr mir nicht glauben, sagt er, so erinnert euch an seine Worte und ihr werdet auch mir den Glauben nicht versagen. Sodann folgt ein anderer Beweis.
V.6: „Kommet und sehet den Ort, wo er lag.“
Deshalb hatte er ja den Stein entfernt, um ihnen diesen Beweis zu geben.
V.7: „Und saget seinen Jüngern: Ihr werdet ihn in Galiläa sehen.“
Er fordert sie auf, auch anderen die frohe Kunde zu melden, ein Umstand, der sie ganz besonders zum Glauben bewegen musste. Passend sagt er: „In Galiläa“ , um sie aus Verlegenheiten und Gefahren zu ziehen, damit die Furcht nicht etwa ihren Glauben beinträchtige.
V.8: „Und sie gingen aus dem Grabe unter Furcht und Freude.“
Wie so? Sie hatten etwas Schauererregendes und ungewöhnliches gesehen; das Grab war leer, wohin Jesus vor ihren Augen gelegt worden war. Deshalb hatte sie der Engel auch hineingeführt, dass sie mit eigenen Augen sich sowohl vom Grabe, als von der Auferstehung überzeugten. Sie begriffen ja auch, dass ihn niemand hätte fortschaffen können, da so viele Soldaten dort lagerten, er musste selbst auferstanden sein. Daher erklärte sich ihre Freude und Verwunderung. Zugleich empfangen sie aber auch den Lohn für ihre Ausdauer, indem sie zuerst die Tatsache inne werden und verkünden dürfen, nicht nur, was sie gehört, sondern auch, was sie gesehen hatten.
-
er erschien nämlich in glänzender Gestalt, wie es einer solchen Freudenbotschaft entsprach ↩