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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebte Homilie. Kap. II, V.4-9.

7.

Wenn „derjenige, welcher ein Weib aus Begierlichkeit ansieht, die Ehe schon gebrochen hat“, wie soll dann der, der gezwungen ist, ein entblößtes Weib zu sehen, nicht tausendmal eher in die Fesseln der Lust verstrickt werden? Die Sintflut hat zur Zeit Noe's das Menschengeschlecht nicht so schmachvoll zugrunde gerichtet, als wie diese schwimmenden Weiber alle ihre Zuschauer1 ersticken. Jener Regen, wenn er auch den leiblichen Tod brachte, hat wenigstens die Schlechtigkeit der Seelen abgewaschen; hier geschieht das Gegenteil, die Leiber bleiben, die Seelen aber gehen zugrunde. Wenn es sich um die Frage des Vorranges handelt, dann wollet ihr vor der ganzen Welt den Vortritt haben, weil diese unsere Stadt2 die erste war, in der die Gläubigen den Namen „Christen“ erhielten. Beim Wettstreit um die Keuschheit dagegen schämt ihr euch nicht, hinter den unzivilisiertesten Städten zurück zu stehen! Ja, fragt ihr, was willst du dann, dass wir jetzt tun sollen? Sollen wir etwa die Berge aufsuchen und Mönche werden? Aber gerade das schmerzt mich, dass ihr glaubet, Anstand und Ehrbarkeit schicke sich nur für sie; und doch hat Christus seine Gesetze gleichmäßig für alle gegeben, Wenn er sagt; „Wer ein Weib um der Begierde willen ansieht“3 , so gilt das nicht nur für den Mönch, sondern auch für den, der eine Frau hat; denn jener Berg4 war damals voll von verheirateten Leuten. Blicke darum auf jenes Schauspiel und hasse dieses, das vom Teufel kommt, S. 132und verkenne nicht den Ernst dieses Schriftwortes. Ich verbiete niemand zu heiraten und hindere keinen am Genuss der Ehe, aber ich will, dass es in Ehrbarkeit geschehe, nicht in jener schamlosen Weise, die Vorwürfe und tausendfachen Tadel verdient. Niemandem gebiete ich, die Berge und die Einöden aufzusuchen, aber man soll rechtschaffen, anständig und ehrbar sein, auch wenn man mitten in der Stadt wohnt. Denn alles, was Gebot ist, gilt uns so gut wie den Mönchen, ausgenommen die Ehe; oder vielmehr gebietet der hl. Paulus auch in diesem Punkte, allweg jenen5 gleich zu werden. Denn er sagt: „Es vergeht die Gestalt dieser Welt, auf dass auch diejenigen, die Frauen haben, doch so leben, als hätten sie keine“6 . Er will damit sagen: Ich befehle euch nicht, die Höhen der Berge aufzusuchen; allerdings sähe ich es gerne, denn die Städte ahmen die Laster von Sodoma nach; aber dennoch zwinge ich keinen dazu. Behalte ruhig dein Haus, deine Kinder, deine Frau; aber misshandle deine Frau nicht, beschimpfe nicht deine Kinder und trage den Schmutz der Theater nicht in deine Familie. Oder hörst du nicht, was Paulus sagt: „Der Mann hat nicht die Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau“7 ; und für beide hat er gemeinsame Gesetze gegeben. Und du? Wenn deine Frau fleißig in die Kirche geht, machst du ihr schwere Vorwürfe; wenn du selbst aber ganze Tage lang in den Theatern herumlungerst, glaubst du keinen Tadel verdient zu haben. Über die Ehrbarkeit deiner Frau wachst du mit solcher Strenge, dass du sogar das rechte Maß überschreitest, und ihr nicht einmal die notwendigen Ausgänge erlauben willst; dir selber dagegen, meinst du sei alles erlaubt. Das gesteht dir Paulus nicht zu; er gibt auch der Frau die gleichen Rechte, denn er sagt: „Der Mann soll seiner Frau die schuldige Ehre erweisen“8 .

Was ist also das für eine Ehre, wenn du deine Frau gerade in den wichtigsten Dingen entehrst, und den Leib, der ihr gehört, den Huren überlässest? Denn dein S. 133Leib ist ihr Eigentum.9 wenn du Zwietracht und Unfrieden ins Haus bringst? wenn du in der Öffentlichkeit Dinge tust, dass bei deren Erzählung zu Hause deine Frau schamrot wird, deine Tochter in Verlegenheit kommt, und du selber dich mehr schändest als sie! Denn sie müssen entweder schweige, oder sich durch Anhören von Dingen entehren lassen, für die man das Gesinde billigerweise mit Ruten züchtigen würde. Welche Entschuldigung hast du also, wenn du gierig das zu sehen trachtest, was man anständigerweise nicht einmal nennen kann? Wenn du allem anderen das vorziehst, was man nicht einmal erzählen darf? Damit will ich diesen Gegenstand fallen lassen, um nicht allzu beschwerlich zu werden. Wenn ihr aber in diesen Dingen verharrt, dann schärfet ihr nur selber das Eisen, mit dem ich euch noch tiefer verwunden werde; und ich werde nicht eher aufhören, als bis ich das Theater des Teufels geleert und die Versammlung der Kirche gereinigt habe. So werden wir von dieser gegenwärtigen Schande befreit und der Frucht des zukünftigen Lebens teilhaft werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!


  1. im Sumpfe der Lust ↩

  2. Antiochien ↩

  3. Mt 5,28 ↩

  4. der Ort der Bergpredigt ↩

  5. Mönchen ↩

  6. 1 Kor 7,29 ↩

  7. ebd 7,4 ↩

  8. ebd 7,3 ↩

  9. Was ist das für eine Ehre, ↩

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