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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achte Homilie. Kap. II, V.11-15.

4.

Sieh nur, wie auch der Evangelist eben dies andeutet mit den Worten: „Auf dass erfüllt werde“; er will damit anzeigen, dass die Weissagung nicht erfüllt worden wäre, wenn Christus nicht gekommen wäre. Diese Tatsache gereicht aber notwendigerweise auch der Jungfrau zu Ehre und Ruhm. Denn was das ganze Volk sich zum Ruhme anrechnete, dasselbe konnte auch sie für sich in Anspruch nehmen. Die Juden taten sich ja viel darauf zugute und rühmten sich, dass sie „aus Ägypten“ gekommen seien. Das hat auch der Prophet angedeutet mit den Worten: „Habe ich nicht auch die Philister aus Kappadozien herbeigeführt und die Assyrier aus ihren Höhlen?“1 Denselben Vorzug verleiht er also auch der Jungfrau. Ja man kann sogar mit Recht sagen, das ganze Volk und die Patriarchen, die nach Ägypten hinunter und wieder herauf zogen, haben nur als Ur und Vorbild dieser Wanderfahrt2 gedient. Jene reisten hinauf, um dem Hungertode zu entgehen; dieser, um dem Tode zu entfliehen, der durch des Herodes Nachstellungen drohte. Jene wurden damals durch ihre Reise vom Hunger befreit; wer hat durch sein Kommen das ganze Land geheiligt. Beachte darum, wie auch inmitten der Erniedrigung die Gottheit sich enthüllt. Als der Engel sagte: „Fliehe nach Ägypten“, da kündigte er ihnen nicht an, er wolle mit ihnen gehen, weder beim Hin noch beim Rückweg; er wollte ihnen damit andeuten, dass sie ohnehin einen mächtigen Reisebegleiter hätten: das neugeborene Kind. Denn kaum war dieses erschienen, da änderte es alle Dinge, und machte, dass selbst seine Feinde zu diesem seinem Heilsplan mitwirkten. So haben Magier und Barbaren ihren Aberglauben preisgegeben, und kamen, um das Kind anzubeten. Selbst Augustus hilft durch die Volkszählung, die er vorschrieb, dass die Geburt in S. 142Bethlehem ermöglicht werde. Ägypten nimmt den verfolgten Flüchtling auf und rettet ihn, und empfängt dafür den Keim einer gewissen Empfänglichkeit für ihn, so dass später, wenn die Apostel kämen, ihn zu verkündigen, es sich rühmen könnte, das erste Land gewesen zu sein, das ihn aufnahm.

Und doch hätte ursprünglich Palästina allein diesen Vorzug gehabt; aber Ägypten zeigte eben größeren Eifer. Ja, wenn du in die ägyptische Wüste gehst, so kannst du auch jetzt noch ein viel schöneres Schauspiel sehen, als je das Paradies geboten: tausende von Engelchören in Menschengestalt, Scharen von Märtyrern, Chöre von Jungfrauen; die Herrschaft des Teufels vollständig gebrochen, das Reich Christi in strahlender Herrlichkeit. Das Land der Poeten, der Weisen und Magier, das alle Arten von Zauberkünsten erfunden und den anderen Völkern übermittelt hat, dieses Land kannst du jetzt sich der Fischer rühmen hören, während es alles andere verachtet; den Zöllner und den Zeltmacher führt man dort allerorts im Munde und sucht Schutz und Schirm im Kreuze. Und solche erhebende Szenen finden sich nicht nur in den Städten, nein selbst in der Wüste, und da noch mehr als in den Städten. Denn dort kann man im ganzen Lande die Heerschar Christi finden, seine königliche Garde, die die Lebensweise der himmlischen Mächte nachahmt; und zwar kann man dies nicht bloß bei Männern beobachten, sondern auch bei Frauen; denn auch diese führen kein weniger aszetisches Leben als jene. Sie nehmen nicht den Schild zur Hand und steigen zu Pferde, wie es sogar die berühmtesten Gesetzgeber und Philosophen der Heiden vorgeschrieben. Dafür aber nehmen sie einen anderen, viel schwereren Kampf auf sich. Sie streiten gerade so wie die Männer gegen den Teufel und seine Mächte, und nirgends bildet bei ihnen die Schwäche der Natur ein Hindernis gegen solche Kämpfe; denn nicht durch die Stärke des Leibes, sondern durch die freie Bestimmung des Willens wird diese Art von Kämpfen entschieden. S. 143Darum haben auch oft Frauen besser gekämpft als Männer und haben schönere Siegespalmen errungen. Ja der Himmel strahlt nicht so schön im bunten Reigen seiner Sterne, als die ägyptische Wüste, die allerorts die Hütten ihrer Mönche zeigt.


  1. Am 9,7 ↩

  2. der Jungfrau mit dem Kinde ↩

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