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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zehnte Homilie. Kap. III, V.1-6.

5.

Wenn aber Johannes so rein war, und herrlicher erstrahlte, als der Himmel, wenn er alle Propheten übertraf, und größer war als irgendein anderer Mensch, wenn er, der überdies solchen Freimut besaß, sich dermaßen abhärtete, mit größter Standhaftigkeit alle Weichlichkeit und Schwelgerei verschmähte, und ein so hartes Leben führte, welche Entschuldigung werden wir da haben, die wir nach so vielen empfangenen Wohltaten und trotz tausendfacher Sündenlast auch nicht das geringste Maß seiner Bußgesinnung zeigen, wenn wir im, Gegenteil dem Trunk und Völlerei ergeben sind, von Salben duften, um nichts besser sind als die Schauspielerinnen, die auf dem Theater schamlose Rollen aufführen, uns jeder erdenklichen Weichlichkeit hingeben, und selber alles tun, um eine leichte Beute des Teufels zu werden!

V.5: „Da wanderten ganz Judäa und Jerusalem zu ihm hinaus und die Umwohner des Jordan,

V.6: und sie wurden von ihm getauft, nachdem sie ihre Sünden bekannt hatten.“

Siehst du, wieviel der Prophet durch sein bloßes Erscheinen vermochte? Wie er das ganze Volk erschütterte; wie er ihnen ihre eigenen Sünden zum Bewusstsein brachte? Ja, es war wohl des Staunens wert, zu sehen, wie er, der in menschlicher Gestalt einherging, solches zustande brachte; wie er so freimütig auftrat, alle tadelte wie Kinder, und wie dennoch sein Antlitz von soviel Anmut strahlte. Das Staunen ward aber noch um so größer, weil schon so lange kein Prophet mehr erschienen war. Es hatte ihnen eben das Charisma gefehlt, und erst nach langer Zeit kehrte es zu ihnen zurück. Auch die Art seiner Predigt war befremdend und neu. Da hörten sie nichts von den gewöhnlichen Dingen, wie z.B. von Kriegen und Schlachten und S. 173irdischen Siegen, von Hunger und Pest, von Babyloniern und Persern, von der Einnahme von Städten und den anderen gewöhnlichen Dingen; dafür bekamen sie vom Himmel zu hören und seinem Reich, und von der Strafe der Hölle. Obgleich also nicht lange zuvor die Aufrührer, die mit Judas und Theudas gehalten, alle in der Wüste niedergemacht worden waren, scheuten sie sich dennoch nicht, zu Johannes hinaus zu ziehen. Er rief sie ja nicht zum gleichen Zwecke, zu Gewalttätigkeit, Aufruhr und Neuerungen, sondern nur, um sie ins Himmelreich zu führen. Darum hielt er sie auch nicht in der Wüste zurück, und führte sie nicht mit sich herum, sondern taufte sie, unterrichtete sie in den Lehren der Religion und entließ sie dann. So leitete er sie an, auf jede Weise die irdischen Dinge zu verachten, nach dem Zukünftigen zu streben und jeden Tag den Eifer neu zu beleben. Ihn wollen also auch wir nachahmen, wollen von Schwelgerei und Trunkenheit lassen und einfach und bescheiden leben. Jetzt ist ja die Zeit der Buße für die Uneingeweihten, wie für die Getauften; für jene, damit sie nach vollbrachter Buße in die hl. Geheimnisse eingeweiht werden1 , für diese, damit sie die Makel der Sünde, die sie nach der Taufe begangen haben, abwaschen und so mit reinem Gewissen dem Tische des Herrn sich nahen. Lassen wir also ab von diesem weichlichen, ausgelassenen Leben. Es ist in der Tat nicht möglich, Buße zu tun und zu gleicher Zeit ein schwelgerisches Leben zu führen. Das möge Johannes uns lehren mit seiner Bekleidung, seiner Nahrung und seiner Behausung.

Aber wie? fragst du; du verlangst von uns, dass auch wir ein solches Bußleben führen? Nein, ich verlange es nicht, aber ich rate es euch und ermahne euch dazu. Wenn uns dies aber nicht möglich ist, so zeigen wir doch wenigstens Bußgesinnung, auch wenn wir in den Städten wohnen; denn das Gericht steht vor der Türe. Wenn er aber auch noch nicht sobald käme, so wäre dies doch kein Grund zur Vermessenheit; denn das Lebensende S. 174eines jeden einzelnen ist für den, der abberufen wird, soviel als das Ende der Welt. Dass aber auch dieses selbst vor der Türe steht, kannst du den Worten des hl. Paulus entnehmen: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe“2 . Und ein andermal sagt er: „Es wird kommen, der da kommen soll, und nicht wird er zögern“3 . Auch sind ja schon die Zeichen erfüllt, die jenen Tag herbeiführen werden; denn, so heißt es: „Es wird verkündet werden dieses Evangelium vom Reiche Gottes auf der ganzen Erde, allen Völkern zum Zeugnis; und dann wird das Ende nahen“4 .


  1. d.h. die hl. Taufe empfangen ↩

  2. Röm 13,12 ↩

  3. Hebr 10,37 ↩

  4. Mt 24,14 ↩

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