• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Elfte Homilie. Kap. III, V.7-12.

6.

Hätte also der Herr die Apostel und Tag für Tag alle jene, die es wünschen, nicht im Geiste getauft, so dürftest du wohl auch am Übrigen zweifeln; wenn aber das, was offenbar größer und schwieriger ist und allen Begriff übersteigt, wirklich geschehen ist, und noch jeden Tag geschieht, wie könntest du da behaupten, das, was ganz leicht und mit der Vernunft zu begreifen ist, sei nicht wahr? Zuerst hat Johannes gesagt: der Herr wird im Heiligen Geist und im Feuer taufen, und hat viele Gaben verheißen, damit du den Mut nicht verlierest und von allem Früheren ab lassest; erst dann kam er auf die Wurfschaufel zu sprechen, und auf die Scheidung, die durch sie versinnbildet werden soll. Er will damit sagen: Glaubet ja nicht, die Taufe allein sei genügend, wenn ihr nachher schlecht werden solltet; ihr müsst auch Tugend besitzen, und große Frömmigkeit. Deshalb lenkt er ihre Gedanken von der Axt hinweg auf die Gnade und die Taufe; und nachdem er von der Gnade geredet, schreckt er sie mit der Wurfschaufel und dem unauslöschlichen Feuer. Auch macht er unter denen, die die Taufe noch nicht empfangen, keinen Unterschied, sondern sagt einfach: „Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen“, womit er alle Ungläubigen derselben Strafe überantwortet. Unter den S. 191Getauften hingegen macht er einen Unterschied, weil er eben wusste, dass viele von denen, die den Glauben angenommen hatten, ein Leben führen würden, das ihres Glaubens unwürdig ist.

Es habe also ein jeder acht, dass er nicht unter die Spreu komme, keiner sei schwach und bösen Begierden ergeben, und lasse sich von ihnen nicht spielend nach allen Richtungen hin bewegen. Bleibst du nämlich unter dem1 Getreide, so mag immerhin die Versuchung dir zusetzen, du wirst keinen Schaden leiden; denn auch die sägeartigen Räder der Dreschmaschine in der Scheune schneiden das Getreide nicht durch. Gerätst du aber unter die wertlose Spreu, dann wird es dir schon hienieden gar schlimm ergehen, da du von allen Seiten Schläge erhalten wirst; und drüben wirst du nimmer endender Strafe unterworfen sein. Ja alle, die so sind, werden schon in diesem Leben, noch bevor das höllische Feuer sie aufnimmt, von ihren unvernünftigen Leidenschaften verzehrt, so wie die Spreu von den vernunftlosen Tieren; und im Jenseits werden sie ebenfalls wieder dem Feuer zum Stoff und zur Nahrung dienen. Hätte also Johannes gleich zu Anfang gesagt: Er wird euch richten nach euren Taten, so hätte man seine Worte nicht so gut aufgenommen; dadurch aber, dass er das Gleichnis einfügte und so das Ganze vorbereitete, konnte er viel leichter überzeugen und den Zuhörer mit viel mehr Sicherheit auf seine Seite ziehen. Deshalb verkehrte auch der Herr selber meistens durch solche Gleichnisse mit ihnen, sprach von Scheunen, Ernte, Weinstock, Kelter, Acker, Netz und Fischfang, und mischte alle die anderen Bilder unter seine Rede, an die sie von Jugend auf gewöhnt waren. So hat es denn auch Johannes hier gemacht, und wies, als größten Beweis für die Wahrheit seiner Worte, hin auf die Gabe des Heiligen Geistes. Denn, will er sagen, wer so große Macht besitzt, dass er sogar Sünden nachlässt, und den Heiligen Geist spendet, der wird noch viel eher dies zustande bringen. Bemerkst du, wie zweckmäßig er schon zum voraus hinweist auf das Geheimnis der Auferstehung und des Gerichts?

Weshalb aber, fragst du, hat er nicht die Zeichen S. 192und Wunder vorausgesagt, die bald durch den Herrn geschehen sollten? Weil dies das größte von allen war, und alle anderen nur seinetwegen gewirkt wurden. Nachdem er nämlich die Hauptsache gesagt, so hatte er auch alles andere dabei mit inbegriffen: den Sieg über den Tod, den Nachlass der Sünden, die Aufhebung des Fluches, Befreiung von den unaufhörlichen Kämpfen, den Eintritt ins Paradies, den Flug zum Himmel, den Verkehr mit den Engeln, die Gemeinschaft der himmlischen Güter; denn diese Gabe des Heiligen Geistes ist ja das Unterpfand für jene. Da er also diese genannt, nannte er damit auch die Auferstehung der Leiber, die Zeichen, die dabei geschehen sollten. die Gemeinschaft des Himmelreiches, und die Güter, „die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, und die in keines Menschen Herz gedrungen sind“2 . All dies ward uns nämlich durch jenes Charisma gewährleistet. Es war darum überflüssig, auch von den Wundern zu reden, die bald geschehen sollten, und mit den eigenen Augen beurteilt werden konnten. Dagegen musste er über die Dinge reden, über die sie Zweifel hegten, wie z.B. dass Christus der Sohn Gottes sei, dass er unvergleichlich höher stehe als Johannes, dass er die Sünde der Welt auf sich nehme, dass er für unsere Taten Rechenschaft fordern werde, dass unser Lebenszweck nicht auf diese Welt beschränkt sei, dass vielmehr drüben ein jeder die gebührende Strafe erhalten werde. Das alles konnte man eben vorläufig nicht mit eigenen Augen sehen.


  1. echten ↩

  2. 1 Kor 2,9 ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Übersetzungen dieses Werks
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu vergleichen
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung