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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zwölfte Homilie. Kap. III, V,13-17.

4.

Wenn du also dies alles erwägst, dann sollst du auch ein Leben führen, würdig der Liebe dessen, der dich gerufen, würdig des Lebens im Himmel, würdig der Ehre, die dir erwiesen worden. Der Welt sollst du gekreuzigt sein, sollst die Welt in dir selber kreuzigen und in vollkommener Unschuld leben, so wie man im Himmel lebt. Glaube nicht, du habest etwas mit der Erde gemein, weil du dem Leibe nach noch nicht in den Himmel entrückt bist; dein Haupt1 thront ja schon dort oben. Deshalb hat auch der Herr bei seinem früheren Erscheinen hienieden die Engel mit sich geführt und kehrte nach Annahme deiner Menschennatur in den Himmel zurück, damit du auch vor deinem Hinscheiden ins Jenseits wissest, dass du berufen und fähig bist, auf Erden zu leben, als wärest du schon im Himmel. Bewahren wir also standhaft den Adel der Geburt, den wir im Anfange2 erhielten; streben wir Tag für Tag nach dem himmlischen Reiche, und betrachten wir alles Irdische nur als Schatten und Traumbild. Wenn ein irdischer König dich aus einem armen Bettler plötzlich zu seinem Sohne machte, du würdest deine Hütte und deren Armseligkeit gar nicht mehr ansehen: und doch wäre der Unterschied dabei nicht sonderlich groß. So denke denn auch hier nicht an das, was du vorher besaßest; du bist ja zu weit Besserem auserwählt. Derjenige, der dich ruft, ist der Herr der Engel; die Gaben, die er dir bereitet, übersteigen jegliche Vorstellung und Fassungskraft. Er versetzt dich ja nicht von einem Fleck Erde auf einen anderen, wie ein König es macht, sondern aus dieser Welt hinein in den Himmel, gibt dir anstatt einer sterblichen Natur Unsterblichkeit und unaussprechliche Glorie, die wir erst dann in ihrer ganzen Herrlichkeit zu schauen vermögen, wenn wir sie einmal besitzen.

Während also so große Dinge dich erwarten, redest du mir von Geld, und klammerst dich an die Eitelkeit dieser Welt? Denkst nicht daran, dass alles, was man hienieden sieht, wertloser ist als die Lumpen, in die der S. 206Bettler gehüllt ist? Wie wirst du da so großer Ehre würdig erscheinen? welche Entschuldigung vorbringen können? oder, um es richtiger zu sagen, welche Strafe wird dich nicht ereilen, wenn du nach Empfang eines so erhabenen Geschenkes zu deinem früheren Auswurf zurückkehrst?3 . Da wirst du nicht mehr bloß als Mensch gestraft, sondern als sündiges Kind Gottes, und deine größere Würde wird dir nur um so größere Strafe eintragen. Auch wir strafen ja Diener, die sich Vergehen zuschulden kommen lassen, nicht in gleicher Weise, wie die eigenen Kinder, die denselben Fehler begehen; besonders dann, wenn diese von uns besonders viel Gutes erfahren haben. Wenn derjenige, dem das Paradies zur Wohnung angewiesen worden, wegen eines einzigen Fehlers des Ungehorsams so viel Ungemach auf sein Glück hin zu erdulden hatte, wie werden dann wir, die wir den Himmel zum Geschenk erhalten und Miterben des eingeborenen Sohnes Gottes geworden sind, wie werden wir Verzeihung erlangen, wenn wir die Taube verlassen und der Schlange folgen? Wir werden nicht mehr zu hören bekommen: „Du bist Erde und wirst zur Erde zurückkehren“4 , und: „Du wirst die Erde bebauen“5 ,und was sonst noch früher an Strafen verhängt wurde, sondern viel Schlimmeres als dies. Auf uns warten die Finsternis draußen und unauflösliche Ketten, der giftspeiende Drache und das Knirschen der Zähne; und das mit vollem Recht. Derjenige, der selbst auf solche Wohltaten hin nicht besser ward, der hat eben mit Recht die äußerste und schwerste Strafe verdient. Elias hat einst den Himmel geöffnet und verschlossen, aber nur um Regen zu bringen oder abzuhalten. Dir hingegen wird nicht darum der Himmel geöffnet, sondern damit du selber hineingehest, ja was noch mehr ist, damit du nicht bloß selber hineingehest, sondern auch andere dorthin führest, wenn du nur willst. So große Freiheit und Macht hat dir Gott in seinem eigenen Bereiche eingeräumt!

S. 207Da also dort oben unsere Heimat ist, so wollen wir auch all unser Eigentum dort hinterlegen und nicht zurücklassen, damit es uns nicht verloren gehe. Wenn du auch hienieden deinen Schatz mit Schlüsseln verwahrst, mit Türen und Balken, und tausend Wächter davorstellst, wenn du auch allen Nachstellungen der Missetäter entgehst und den Augen der Neider entrinnst, sowie den Motten und dem Zahn der Zeit, was ohnehin nicht möglich ist, dem Tode wirst du doch niemals entrinnen. Alles wird dir in einem einzigen Augenblick genommen werden, und nicht bloß genommen wird es dir, du musst es auch oft sogar den Händen deiner Feinde überlassen. Vertraust du aber deinen Schatz jenem himmlischen Hause an, so bist du über all diese Feinde erhaben. Da brauchst du ihn nicht zu verschließen und nicht mit Türen und Balken zu versperren; so mächtig ist jene Stadt, so uneinnehmbar dieser Ort, so unzugänglich dem Verderben und jeglichem Unheil.


  1. Christus ↩

  2. in der Taufe ↩

  3. 2 Petr 2,22 ↩

  4. Gen 3,19 ↩

  5. ebd 4,12 ↩

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