• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreizehnte Homilie. Kap. IV, V.1-11.

1.

V.1: „Damals wurde Jesus vom Geiste in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde.“

Wann „damals“? Als der Heilige Geist auf Jesus herabgestiegen und eine Stimme von oben gesprochen: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe“1. Das Merkwürdige dabei ist, dass er vom Heiligen Geist dahin geführt wurde; denn so steht es hier geschrieben. Der Herr hat eben alles, was er getan und geduldet hat, zu unserer Belehrung getan; deshalb willigte er auch ein, dass er dorthin geführt werde, zum Kampf gegen den Teufel. Es sollte keiner, der die Taufe empfangen und nach derselben schwereren Versuchungen ausgesetzt wäre, erschrecken, gerade als ob das etwas ganz Unerhörtes wäre, vielmehr soll er alles männlich tragen, da ihm ja nur das widerfährt, was dem Herrn auch geschah. Du hast ja zu dem Zweck Waffen erhalten, damit du kämpfest, nicht damit du müssig stehest. Deshalb verhindert es auch Gott nicht, dass Versuchungen über dich kommen, erstens damit du sehest, dass du viel stärker geworden bist; dann auch, damit du in allem maßvoll bleibst und dich nicht ob der Größe seiner Gaben überhebest, da ja die Versuchungen dich zu Fall bringen können; drittens, damit der Teufel, der immerfort an deinem Falle arbeitet, sich überzeuge, dass du ihn endgültig verlassen und dich von ihm abgewandt hast; viertens, damit du dadurch widerstandsfähiger und härter werdest als das härteste Eisen; S. 210fünftens, damit du darin einen deutlichen Beweis für die dir anvertrauten Gandenschätze erblickest. Der Teufel würde dich ja nicht angreifen wenn er nicht sähe, dass du größere Ehre genießest als er. Deshalb hat er such auch gleich im Anfang an Adam herangemacht, da er sah, welch große Würde ihm verliehen worden. Darum stritt er wider Job, weil er bemerkte, wie dieser von Gott, dem Herrn aller Dinge, belohnt und gelobt worden war.

Warum sagt aber da der Herr: „Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“?2 Gerade deshalb zeigt er dir Jesus, nicht wie er einfach hingeht, sondern wie er hingeführt wird gemäß dem besonderen göttlichen Ratschluss. Er will damit andeuten, dass man nicht selbst der Versuchung entgegengehen soll, dagegen fest standhalten, wenn man in Versuchung geführt wird. Dann beachte auch, wohin ihn der Heilige Geist führt? Nicht in eine Stadt oder auf einen offenen Marktplatz, sondern in die Wüste. Da er nämlich den Teufel anlocken wollte, so wollte er ihn nicht bloß durch den Hunger, sondern auch durch die Wahl des Ortes eine Handhabe bieten. Der Teufel greift uns nämlich am liebsten dann an, wenn er uns einsam und allein sieht. So stellte er zuerst dem Weibe nach, und nahm sie allein beiseite, solange er ihren Mann fern von ihr wusste. Wen er nämlich in Gesellschaft mit anderen vereint sieht, den wagt er nicht in gleicher Weise anzugreifen. Deshalb müssen wir hauptsächlich aus diesem Grunde jedesmal an den gemeinsamen Versammlungen teilnehmen, damit wir dem Teufel keine bequeme Handhabe bieten. Er fand also den Herrn in der Wüste, und zwar in einer unwirtlichen Wüste (denn dass sie so war, bezeugt Markus, der da sagt: „Er war unter wilden Tieren“3). Beachte, mit welcher Bosheit und Verschmitztheit der Teufel ans Werk geht, und wie sehr er den günstigen Augenblick abwartet. Er macht sich nicht an den Herrn, solange dieser fastet, sondern erst, als er schon Hunger empfand. Du sollst daraus lernen, wie erhaben S. 211das Fasten ist und welch gewaltige Waffe es bildet gegen den Teufel, und dass man nach empfangener Taufe nicht der Schwelgerei und Trunkenheit und üppiger Tafel, sondern dem Fasten sich hingeben soll. Darum hat der Herr auch selber gefastet, nicht als hätte er es nötig gehabt, sondern um uns ein Beispiel zu geben. Da nämlich die Sünden, die wir vor der Taufe begingen, uns zu Dienern des Bauches erniedrigten, so machte er es wie etwa einer, der einen Kranken gesund gemacht hat und ihm dann befiehlt, das nicht mehr zu tun, wovon er krank geworden ist. So hat er selber auch hier für die Zeit nach der Taufe das Fasten (als Heilmittel) eingeführt. Auch den Adam hat ja die Sünde des Bauches aus dem Paradiese vertrieben, sie hat die Sündflut zu Noe's Zeiten verursacht, sie hat die Blitze gegen Sodoma geschleudert. Denn wenn es sich auch da um die Sünde der Unzucht handelte, so war doch in beiden Fällen jene die Ursache des Strafgerichtes. Das deutet auch Ezechiel an mit den Worten: „Das aber war die Sünde Sodoma's, dass sie in Hochmut und Sättigung des Brotes und im Überfluss schwelgten“4. Ebenso haben auch die Juden die größten Missetaten begangen, nachdem sie durch Trunkenheit und Schwelgerei auf Abwege geraten waren.


  1. Mt 3,17. ↩

  2. Mt 26,41. ↩

  3. Mk 1,13. ↩

  4. Ez 16,49. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Compare
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy