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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreizehnte Homilie. Kap. IV, V.1-11.

3.

Wenn aber jemand sagt, der Herr hätte trotzdem das Wunder wirken sollen, so frage ich ihn: Weshalb denn, aus welchem Grunde? Jener sagte ja nicht, damit der Herr es glaube, sondern weil er zu finden hoffte, dass er es nicht glaube. Hat er ja doch auch unsere Stammeltern auf diese Weise betrogen und sie überführt, dass ihr Vertrauen auf Gott nicht sehr stark sei. Er versprach ihnen das Gegenteil von dem, was Gott gesagt hatte, blähte sie auf mit eitlen Hoffnungen, nahm ihnen den Glauben und brachte sie auf diese Weise auch um das Gute, das sie besaßen. Christus dagegen zeigt, wer er ist; er willfahrte weder jetzt dem Teufel, noch später den Juden, die ebenso gesinnt waren, wie jener und nach Zeichen verlangten. Er gibt uns dadurch jedesmal die Lehre, niemals etwas ohne vernünftigen Grund zu tun, auch wenn wir es tun könnten, und niemals dem Teufel nachzugeben, auch wenn die Not drängte. Was machte also jetzt dieser Unselige? Besiegt und nicht imstande, den Herrn, den doch so sehr hungerte, zur Ausführung seines Rates zu bewegen, geht er zu einem zweiten Angriff über und sagt:

V.6: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich da hinunter; denn es steht ja geschrieben: Gott befiehlt seinen Engeln deinetwegen, und sie werden dich auf ihren Händen tragen.“

Weshalb sagt denn der Teufel vor jeder Versuchung: „Wenn du der Sohn Gottes bist“? Er macht es eben hier geradeso, wie bei den Stammeltern. Damals klagte er Gott an mit den Worten: „An dem Tage, an dem ihr davon esset, werden euch die Augen aufgehen“1 ; er S. 215wollte nämlich damit zeigen, dass sie von Gott getäuscht und hintergangen worden seien, und von ihm keinerlei Wohltaten erfahren hätten. Eben darauf zielt er auch hier ab, wenn er gleichsam sagt: Umsonst hat Gott dich Sohn genannt; er hat dich mit diesem Geschenke nur getäuscht; oder wenn es nicht so ist, so gib uns einen Beweis deiner göttlichen Macht und Würde. Und weil ihm dann der Herr aus der Hl. Schrift antwortete, so bringt er jetzt das Zeugnis eines Propheten. Was tat nun Christus? Er ward nicht unwillig und geriet nicht in Zorn, sondern antwortet ihm nochmals mit aller Gelassenheit aus der Hl. Schrift und sagt:

V.7: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“

Damit will er uns zeigen, dass man den Teufel nicht mit Wunderzeichen, sondern durch Geduld im Leiden und durch Langmut besiegen müsse, und dass man nichts tun dürfe, bloß um sich zu zeigen und seinen Ehrgeiz zu befriedigen. Indes kannst du die Torheit des Teufels gerade aus dem Schrifttext erkennen, den er selber zitiert hat. Die zwei Stellen, die der Herr vorgebracht hat, stimmen beide sehr gut zueinander; diejenigen hingegen, die der Teufel anführte, sind ganz willkürlich gewählt und passen gar nicht zu dem, worum es sich handelte. Die Worte der Schrift: „Er befiehlt seinen Engeln deinetwegen“, wollen ja nicht sagen, man solle sich selber irgendwo hinabstürzen; außerdem bezieht sich die betreffende Stelle gar nicht auf den Herrn. Indessen hat der Herr dieses Zitat damals nicht widerlegt, obwohl der Teufel dasselbe frech missbrauchte, und ihm einen ganz falschen Sinn unterschob. Denn vom Sohne Gottes verlangt ja doch niemand derartiges; wohl aber ist es eine Einflüsterung des Teufels und der Dämonen, sich selbst irgendwo hinabzustürzen; Gottes Sache hingegen pflegt ja selbst die Gefallenen wieder aufzurichten. Hätte es also gegolten, seine Macht zu zeigen, so hätte er es nicht dadurch getan, dass er sich selbst zwecklos in den Abgrund stürzte, sondern dadurch, dass er andere davon bewahrte. Denn sich selbst in Untiefen stürzen, das pflegen nur diejenigen zu tun, die zum Heerbann des Teufels gehören.

S. 216So macht es also dieser Betrüger überall. Indes, trotz allem, was er vorgebracht, offenbart sich ihm Christus noch nicht, sondern redet weiter mit ihm wie ein bloßer Mensch. Seine Antworten: „Nicht vom Brote allein lebt der Mensch“, und: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“, waren nicht besonders geeignet, seine wahre Natur zu offenbaren; sie ließen ihn eher wie einen gewöhnlichen Menschen erscheinen. Jedoch brauchst du dich nicht zu wundern, dass der Teufel in seinem Gespräch mit Christus sich mehrmals gleichsam im Kreise dreht. Wenn die Faustkämpfer tödliche Wunden empfangen, dann taumeln sie blutüberströmt und vom Schwindel ergriffen im Kreise herum. So auch der Teufel; von dem ersten und zweiten Schlage betäubt, spricht er im Folgenden offen und ohne Umschweife und geht zum dritten Angriff vor.

V.8: „Und er führte ihn auf einen hohen Berg, zeigte ihm alle Königreiche der Welt

V.9: und sprach: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.

V.10: Da antwortete ihm der Herr: Weiche zurück, Satan! Denn es steht geschrieben; Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“

Da der Teufel jetzt gegen Gott den Vater gesündigt hatte, indem er alles das sein eigen nannte, was jenem gehörte, und sich im Ernst für Gott ausgab, als wäre er der Schöpfer des Weltalls, so weist Christus ihn zurecht, aber auch da nicht mit Heftigkeit, sondern ganz einfach und ruhig: Weiche zurück, Satan! Dieser Befehl war viel wirksamer, als Tadel; denn der Herr ihm sagen: Weiche zurück, und der Teufel die Flucht ergreifen, das war ein und dasselbe; er versuchte ihn nicht mehr länger.


  1. Gen 3,5 ↩

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