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Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
VIERZEHNTE HOMILIE: Kap. VII, V. 14—25 u. Kap. VIII, V. 1—11.

6.

Wirf darum ein so großes Geschenk nicht weg, sondern bewahre dir diesen so kostbaren Schatz. Der Apostel zeigt dir ja hier, daß die Taufe uns zum Heil nicht genügt, wenn wir nicht nach der Taufe ein Leben führen, das solchen Geschenkes würdig ist. So redet denn der Apostel auch damit wieder dem Gesetze das Wort. Nachdem wir einmal den Glauben an Christus angenommen haben, müssen wir alles tun und ins Werk setzen, damit jene rechtfertigende Wirkung, die Christus zur Erfüllung gebracht hat, in uns verbleibe und nicht verloren gehe.

V. 5: „Denn die, welche nach dem Fleische sind, sinnen auf das, was des Fleisches ist.“

— Darin liegt jedoch keine Verwerfung des Fleisches. Solange es sich an die ihm eigentümliche Bestimmung hält, geschieht nichts Unrechtes. Wenn wir aber das Unterste zu oberst kehren, wenn das Fleisch die ihm eigentümlichen Grenzen überschreitet und sich gegen die Seele empört, dann richtet es alles zugrunde und verdirbt es, und zwar nicht infolge der ihm eigentümlichen Natur, sondern infolge des Übermaßes und der daraus folgenden Unordnung.

„Die aber nach dem Geiste sind, sinnen auf das, was des Geistes ist.“

V. 6: „Denn das Sinnen des Fleisches ist Tod.“

— Der Apostel sagt nicht: die Natur des Fleisches, das Wesen des Leibes, sondern: „das Sinnen“; dieses kann in die rechte Richtung gebracht, es kann auch ganz ab- S. b256 getan werden. Das sagt er, nicht um dem Fleische ein eigenes Denken zuzuschreiben — nein —, sondern er bezeichnet damit nur den grobsinnlichen Zug unseres Denkens; er gibt ihm den Namen von dem weniger edlen Teil (unserer Natur), wie er auch öfter „Fleisch“ den ganzen Menschen, der doch auch eine Seele hat, zu nennen pflegt.

„Aber das Sinnen des Geistes“.

— Wieder spricht er hier von einer geistigen Sinnesart, wie er weiter unten sagt: „Der aber die Herzen durchforscht, weiß, was das Sinnen des Geistes ist“ 1, und weist auf den reichen Segen für Zeit und Ewigkeit hin, der daraus entspringt. Im Verhältnis zu dem Schlechten, welches das fleischliche Sinnen mit sich bringt, ist das Gute, welches dem geistigen Sinnen eigen ist, viel größer. Das bringt er zum Ausdruck, wenn er spricht:

„Leben und Frieden“.

Das Widerspiel des ersteren (des Lebens) hat der Apostel bereits genannt: „Denn das Sinnen des Fleisches ist Tod“; das Widerspiel des anderen (des Friedens) nennt er im folgenden. Nach dem Worte „Frieden“ fährt er nämlich fort:

V. 7: „Deswegen ist das Sinnen des Fleisches Feindschaft gegen Gott.“

Das ist aber noch schlimmer als der Tod. Dann zeigt er, wieso das Sinnen des Fleisches Tod und Feindschaft sei:

„Es ordnet sich dem Gesetze Gottes nicht unter und kann es gar nicht.“

— Erschrick nicht, wenn du hörst, daß es sich gar nicht unterordnen kann. Diese Schwierigkeit ist leicht zu lösen. „Das Sinnen des Fleisches“ nennt hier der Apostel das erdhafte, grobsinnliche Denken, das den Gütern dieses Lebens und bösen Taten zugeneigt ist. Dieses Denken könne sich, sagt er, unmöglich Gott unterordnen. — Wo bleibt aber da eine Hoffnung auf Heil, wenn es unmöglich ist, daß ein Böser gut werde? — Das letz- S. b257 tere sagt auch der Apostel gar nicht. Wie wäre denn sonst Paulus selbst zu einem solchen geworden? Wie hätte es einen (bekehrten) Räuber geben können? Wie einen Manasses? Wie Niniviten? Wie hätte sich David von seinem Fall erheben können? Wie hätte Petrus nach seiner Verleugnung des Herrn wieder in sich gehen können? Wie hätte der Blutschänder wieder der Gnade Christi eingereiht werden können? Wie hätten die Galater, „die aus der Gnade gefallen waren“, wieder zu ihrem früheren Adel kommen können? Der Apostel sagt ja auch nicht, daß der Schlechte unmöglich gut werden könne, sondern daß es ihm unmöglich sei, sich Gott unterzuordnen, solange er schlecht bleibe; daß er sich aber ändere, daß er gut werde, daß er sich dann Gott unterordne, das sei leicht möglich. Der Apostel sagt nicht, daß der Mensch sich Gott nicht unterordnen könne, sondern daß die schlechte Tat nicht zugleich gut sein könne, als würde er sagen: die Unkeuschheit kann nicht Enthaltsamkeit sein, das Laster nicht Tugend. So heißt es ja auch im Evangelium: „Ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen“ 2. Damit will aber Christus keineswegs die Umwandlung des Lasters in Tugend in Abrede stellen, sondern er meint nur, daß das Verbleiben im Laster keine guten Früchte bringen könne. Er sagt ja nicht: Ein schlechter Baum kann nicht ein guter Baum werden, sondern nur, daß er, solange er schlecht bleibt, keine guten Früchte bringen könne. Daß aber eine Umwandlung möglich sei, zeigt er sowohl hier wie in einer andern Parabel, wo er nämlich von Unkraut spricht, das Weizen wird. Eben darum verbietet er, es auszujäten, „damit ihr nicht etwa“, heißt es, „mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißet“ 3, d. h. den Weizen, der daraus erst werden soll. Unter dem „Sinnen des Fleisches“ versteht also Paulus das Böse; unter dem „Sinnen des Geistes“ die erhaltene Gnade und die aus freiem Willensentschluß hervorgegangene Mitarbeit zum Guten. Nirgends spricht er da von Natur und Wesen, sondern nur von Tugend und S. b258 Laster, Was du nicht imstande warst im Alten Bunde, will er sagen, das vermagst da jetzt, nämlich den rechten Weg zu gehen ohne Straucheln, wenn du nur den Beistand des Hl. Geistes annimmst. Es genügt aber nicht, bloß nicht nach dem Fleische zu wandeln, sondern man muß auch nach dem Geiste wandeln; denn zur Seligkeit reicht es nicht hin, bloß das Böse zu meiden, sondern man muß auch das Gute tun. Dies geschieht, wenn wir die Seele dem Hl. Geiste überlassen und das Fleisch dazu bringen, seine Bestimmung zu erkennen. Auf diese Weise vergeistigen wir es, wie wir andererseits, wenn wir träge dahinleben, auch die Seele verfleischlichen.


  1. Röm. 8, 27. ↩

  2. Matth. 7, 18. ↩

  3. Ebd. 13, 29. ↩

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