• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Zweite Homilie.

II.

So gibt der Apostel seiner Rede eine gar milde Wendung, wenn er sie Antheil nehmen läßt an seinen Verfol- S. 30 gungen und ihnen den Grund seines Trostes zuschreibt. So mögen sich denn, will er sagen, gegen uns Angriffe erheben, wie sie wollen, ihr dürft guten Muth haben; denn Das leiden wir zur Stärkung eueres Glaubens. Und wenn wir Trost empfangen, so dürft ihr auch dessen euch freudig rühmen; denn euch verdanken wir diese geistige Erhebung, so daß auch daher einige Linderung euch erwächst, indem ihr Theil nehmt an meiner Freude. Daß aber der Apostel gegenwärtig die Art des Trostes im Auge hat, welche ihm durch die liebevolle Theilnahme der Korinther und die Nachricht von ihrem eigenen glücklichen Zustande bereitet wurde, das zeigen uns klar die jetzt folgenden Worte: „Indem wir wissen, daß, wie ihr Theil nehmt an den Leiden, so auch an der Tröstung.“ Denn wie meine Verfolgungen, sagt er, euch nahe gehen, als würden sie euch selbst treffen, so bin ich überzeugt, daß ihr auch meinen Trost mitzufühlen glaubt. Was kann sich wohl einer solchen Demuth gleichstellen? Des Paulus Drangsale hatten nicht Maß noch Ende; die Korinther hatten nicht einmal den geringsten Theil davon auszustehen, und trotzdem nennt er sie Genossen seiner Leiden; und beim Troste rechnet er den ganzen Grund ihnen zu, nicht den eigenen Mühen.

8. Denn wir wollen nicht, daß euch unbekannt sei, Brüder, die Drangsal, die uns begegnet ist in Asien.

Dieses sagen wir, spricht er, damit euch meine üblen Erlebnisse nicht unbekannt bleiben; denn wir wünschen, daß ihr um all meine Sachen wißt, und legen darauf großen Werth. So spricht die Liebe des Herzens. Was aber den Gegenstand selbst betrifft, so hat der Apostel auf denselben schon hingedeutet im ersten Briefe, wenn er schreibt: „Eine Thüre ist nur geöffnet, groß und wirkungsreich, und der S. 31 Widersacher sind viele in Ephesus.“1 Jetzt erinnert er an diese Worte, und indem er berichten will, was ihm widerfahren, sagt er: „Wir wollen nicht, daß euch unbekannt sei die Drangsal, die uns begegnet ist in Asien.“ In der gleichen Absicht hatte er den Tychicus nach Ephesus gesendet und in dem Schreiben gesagt: „Damit auch ihr wißt, wie es um mich steht, wie ich mich befinde, so wird euch Alles kund machen Tychicus, der geliebte Bruder; Diesen habe ich gerade zu dem Zwecke geschickt, damit ihr inne würdet, wie es mir ergeht, und damit er tröste euere Herzen.“2 Und so finden wir es auch in anderen Briefen. Solche Mittheilungen sind aber gewiß nicht überflüssig, sondern sogar sehr nothwendig. Zu diesen drängte den Apostel theils die Innigkeit seiner Liebe und theils die endlose Kette der Bedrängnisse; da war es nun ein großer Trost, um die gegenseitigen Schicksale zu wissen; denn ging es dem einen Theile schlimm, so konnte der andere sich zu gleichem Kampf und zu größerer Vorsicht bereiten; ging es aber dem einen Theile wohl, so konnte der andere die Freude theilen. Hier nun berichtet der Apostel Beides zugleich, Gefahr und Rettung, indem er sagt: „Daß über die Maßen wir beschwert wurden, über Vermögen, so daß wir sogar am Leben verzagten.“ Es ist eine Beschwerniß wie bei einem Fahrzeuge, das unter seiner Last zu versinken droht. Anscheinend sagen die Worte: „über die Maßen“ und: „über Vermögen“ ganz das Gleiche; aber doch ist eine Verschiedenheit. Es könnte nämlich Jemand sagen: Groß mag die Gefahr wohl gewesen sein, aber nicht zu groß für dich. Darum setzt Paulus bei: Sie war nicht nur groß, sondern ging über unser Vermögen, und zwar in dem Grade, daß wir sogar am Leben verzagten, das heißt uns weiter keine Hoffnung mehr auf das Leben machten. Was David Pforten der Unterwelt nennt und Wehen und S. 32 Schatten des Todes, das hat hier Paulus im Auge, wenn er sagt: Eine Gefahr haben wir bestanden, die den unvermeidlichen Tod im Schooße trug.

9. Ja wir selbst hatten in uns die Verurtheilung zum Tode, damit wir nicht auf uns vertrauen, sondern auf Den, der die Todten auferweckt.

Was ist denn unter dieser „Verurtheilung zum Tode“ gemeint? Es ist, wie wenn die Richter abstimmen, verurtheilen, und der nahe Tod bevorsteht. Denn das war die Stimme, sagt er, welche die Lage der Dinge vernehmen ließ, so das Urtheil, welches der Gang der Ereignisse fällte: Es kostet uns jedenfalls das Leben. Aber zur Ausführung, auf die wir schon gefaßt waren, kam das Urtheil nicht. Die ganze Lage der Verhältnisse hatte das Urtheil wohl ausgesprochen, aber die Macht Gottes hinderte die Vollziehung, so daß es bei unserer Vorstellung und Erwartung sein Bewenden hatte. Denn in uns, sagt er, hatten wir die Verurtheilung zum Tode, nicht als wäre sie wirklich vollzogen worden. Und warum denn eine Gefahr, die uns alle Hoffnung benahm? „Damit wir nicht auf uns vertrauen, sondern auf Gott.“


  1. I. Kor. 16, 9. ↩

  2. Ephes. 6, 21. 22. ↩

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (357.48 kB)
  • epubEPUB (306.33 kB)
  • pdfPDF (1.21 MB)
  • rtfRTF (0.97 MB)
Übersetzungen dieses Werks
Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens vergleichen
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung