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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Fünfte Homilie.

IV.

Nimm dir Abraham zum Muster, der bei seinem Opfer weder Weib noch Diener noch sonst Jemand zugegen sein ließ. Weise darum auch du alle niedrigen und unedlen Regungen von dir; steige allein auf den Berg, auf den Abraham gestiegen, und auf den sonst Niemand folgen darf! Und versuchen es einige dieser irdischen Gedanken mitzugehen, so ertheile ihnen gemessenen Befehl und sprich: Setzet euch hier; ich aber und der Knabe werden oben anbeten und dann zurückkehren. Und die Eselin und die Knechte laß unten, und was sonst noch ohne Vernunft und Einsicht ist; was aber verständig ist, Das nimm mit dir, wie Abraham den Isaak! Und auch den Altar baue so wie Abraham, als wärest du frei von menschlicher Schwäche und über die Schranken der Natur getreten! Denn hätte Abraham sich nicht über die Natur erhoben, so hatte er nicht seinen Sohn geopfert. Nichts störe dich beim Gebete, sondern über den Höhen der Himmel soll dein Geist schweben; seufze bitter und bringe zum Opfer ein reuiges Bekenntniß! Denn „bekenne du zuerst deine Sünden,“ mahnt der Prophet, „damit du gerechtfertigt werdest!“1 Opfere Zerknirschung des Herzens! Ein solches Opfer endet nicht mit einem Häufchen Asche und zergeht nicht in Rauch; es bedarf zu demselben weder des Holzes noch des Feuers, sondern nur eines zerknirschten Geistes; das ist Holz, das Feuer, von welchem das Holz brennt, aber nicht verzehrt S. 110 wird. Denn wer mit Inbrunst betet, der brennt, ohne verzehrt zu werden, und wie beim Golde, das vom Feuer geläutert wird, vermehrt sich sein Glanz.

Ausserdem mußt du dich in Acht nehmen, daß du beim Gebete nicht Etwas sagst, was deinen Herrn erzürnen könnte, und daß du ja nicht um Strafe für deine Feinde betest. Es gereicht dir Das schon zu geringer Ehre, wenn du überhaupt Feinde hast; wie schlimm muß dann erst das Übel werden, wenn du gegen deine Feinde noch betest! Du solltest vielmehr darob um Vergebung bitten, weil du Feinde hast; statt dessen aber trittst du als ihr Ankläger auf. Was sollst du für eine Verzeihung finden, wenn du gegen Andere deine Stimme erhebst, und Das noch zu einer Zeit, wo du selbst so großes Erbarmen nöthig hast? Du bist vor Gott hingetreten, um für deine eigenen Sünden Abbitte zu leisten; darum denke nicht an die Sünden Anderer, sonst könntest du Gott auch an die deinen erinnern! Denn wenn du sagst: „Schlage, o Herr, den Feind!“ so hast du dir selbst den Mund geschlossen und die Zunge gebunden, für’s erste, weil du schon von vornherein den Richter erzürnt hast, für’s zweite, weil du um Etwas bittest, was sich mit dem Wesen des Gebetes durchaus nicht verträgt. Du trittst vor Gott hin, um Vergebung der Sünden zu erlangen; wie kommst du nun dazu, von Strafe zu reden? Ganz im Gegentheile sollten wir beten, es möge Gott unseren Feinden verzeihen, damit wir vertrauensvoll auch für uns um die gleiche Gnade bitten könnten. So aber greifst du durch dein Urtheil der Entscheidung des Richters vor, indem du verlangst, er solle die Schuldigen strafen; und Das raubt dir alle Aussicht auf Vergebung. Betest du aber für deine Feinde, so hast du Alles erreicht, selbst wenn du für dich kein Wort gesprochen hättest.

Erwäge, wie viele Opfer sich im alten Gesetze finden! Opfer des Lobes, der Sühne, des Dankes, der Reinigung S. 111 und unzählige andere; aber von einem Opfer wider die Feinde ist nirgends die Rede; es sind lauter Opfer der Sühne für die begangenen Sünden oder des Dankes für erlangte Gnaden. Ist denn nun der Gott, zu dem du betest, ein anderer? Trittst du nicht vor denselben Gott, der gesprochen hat: „Betet für euere Feinde?“2 Warum schreist du nun gegen sie? Warum verlangst du von Gott, daß er sein eigenes Gesetz umstoße? Das ist nicht die Weise, wie sie für einen Flehenden sich ziemt; Niemand fleht um das Verderben des Andern, sondern Jeder um sein eigenes Heil. Wie magst du dich nun mit dem Scheine eines Bittenden umgeben, wenn deine Worte den Ankläger verrathen? Und merkwürdig! Wenn wir für uns selbst beten, da krauen und gähnen wir und verfallen in tausenderlei Zerstreuungen; beten wir aber wider die Feinde, so thun wir es mit Aufmerksamkeit und Sammlung. Denn der Satan weiß, daß wir jetzt das Schwert gegen uns selbst richten; darum hütet er sich, uns zu stören und abzulenken, um uns desto gründlicher zu schädigen.

„Aber mir ist Unrecht geschehen, sagst du, und Das schmerzt mich.“ Warum betest du dann nicht gegen den Satan, der uns doch entschieden das meiste Unrecht thut? Und Das solltest du nach dem Gebote thun und sprechen: „Erlöse uns von dem Bösen!“3 Der Satan ist unser unversöhnlicher Feind; der Mensch aber bleibt Freund und Bruder, was er auch immer thut. Gegen den Satan sollen wir demnach alle unseren Zorn richten, gegen ihn zu Gott flehen und sprechen: Schmettere den Satan unter unsere Füße! Denn er ist es, der uns auch Andere zu Feinden macht. Betest du nun wider die Feinde, so verrichtest du das Gebet, das der Satan wünscht; betest du aber für die Feinde, so ist dein Gebet auch gegen ihn ge- S. 112 richtet. Warum läßt du also den wirklichen Feind gehen und zernagst deine eigenen Glieder und zeigst dich grausamer als ein reissendes Thier? „Aber er hat mich beschimpft, sagst du, und Hab und Gut mir geraubt.“ Wer, frage ich, ist denn mehr zu beklagen, Der, welcher Unrecht leidet, oder Der, welcher es thut? Wer Geld und Gut gewonnen, aber Gottes Wohlgefallen verloren hat, bei dem ist der Verlust größer als der Gewinn; er ist es daher, welcher zu Schaden gekommen ist. Darum solltest du offenbar statt gegen ihn, lieber für ihn beten, damit ihm Gott wieder gnädig werde.


  1. Is. 43, 26. ↩

  2. Matth. 5, 44. ↩

  3. Matth. 6, 13 (πονηροῦ Masul.). ↩

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Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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