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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Fünfzehnte Homilie.

V.

So groß nun der Unterschied zwischen Seele und Leib, so groß ist auch der Abstand zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt. Der weltliche Richter sitzt zu Gericht über offenbare Vergehen; ja nicht einmal über all diese, sondern nur so weit sie sich nachweisen lassen; und oftmals wird er sogar an diesen zum Verräther. Unser Richterstuhl dagegen belehrt Die, welche ihm nahen, daß der Richter bei uns Alles offen und enthüllt vorführen wird auf dem gemeinsamen Schauplatze der ganzen Welt, und daß verborgen zu bleiben unmöglich ist. Daher hält das Christenthum weit mehr als die weltlichen Gesetze unser sittliches Leben aufrecht. Denn wenn es den Menschen, sobald er auch über das Verborgene zittern muß, S. 267 achtsamer macht, als wenn er sich bloß wegen des Offenbaren zu fürchten hat, und wenn die Rechenschaft, die er auch über das Geringere geben muß, ihn wirksamer zur Tugend antreibt, als wenn nur das Größere bestraft wird, so ist es klar, daß vornehmlich diese Herrschaft unser Leben in Ordnung hält.

Und wenn es beliebt, so wollen wir auch die Wahlen der Herrscher in Betracht ziehen; und auch da wirst du einen großen Unterschied finden. Denn nicht um Geld kann man sich dieses unser Amt erkaufen, es muß vielmehr ein sehr tugendhaftes Leben vorausgehen; auch darf sich der Erwählte von dem Amte, in das er eingeführt wird, nicht etwa menschliche Ehre oder eigene Bequemlichkeit erwarten, sondern vielmehr Mühe und Anstrengung und Sorge für das Wohl des Volkes. Daher erfreut er sich auch so sehr der Hilfe von oben, vom heiligen Geiste. Und während die weltliche Herrschaft sich lediglich darauf beschränkt, zu verordnen, was zu geschehen hat, fügt die geistliche zu ihrer Verordnung auch noch die Hilfe des Gebetes hinzu und die Hilfe der Gnade. Ja noch mehr. Von Tugend und Weisheit ist dort niemals die Rede. Da sitzt Niemand, der uns belehren würde, was Seele und was Welt ist, was wir nach dem Tode sein werden, und was uns nach dem Scheiden von hier erwartet, und wie wir uns die Tugend zu eigen machen können. Von Verpflichtungen und Schuldforderungen, von Geld und Gut ist wohl viel die Rede, aber von diesen Dingen kein Gedanke. In der Kirche kann man sehen, wie sämmtliche Reden sich um diese Fragen drehen. Daher kann man sie mit Recht Alles nennen, Gerichtshaus und Heilanstalt, Lehrsaal der Weisheit und Bildungsschule der Seele und Übungsplatz für den Lauf, der zum Himmel führt.

Daß sie aber auch die mildeste von allen Herrschaften ist, obschon sie die größte Genauigkeit verlangt, ist aus Folgendem klar. Wenn der weltliche Herrscher einen Ehe- S. 268 brecher trifft, so zieht er ihn sofort zur Strafe. Doch was ist damit gewonnen? Das heißt nicht das Übel beseitigen, sondern die Seele mit ihrer Wunde aus der Welt schicken. Der Herrscher hier aber, der einen solchen trifft, steht nicht darauf, wie er ihn züchtige, sondern wie er das Gebrechen heile. Du machst es gerade so, als wenn man bei einer Erkrankung des Kopfes nicht dem Leiden ein Ziel setzte, sondern dem Kranken das Haupt abschlüge. Ich aber nicht so, sondern ich suche die Krankheit zu heben; und ich halte einen Solchen zwar ferne von den Geheimnissen und den Schwellen zum Heiligthum, bin ihm aber zugleich behilflich zum Aufstehen; und sowie er das Böse von sich gethan und sich durch die Buße geläutert hat, so nehme ich ihn wieder auf.

Aber wie ist Das möglich, frägst du, sich vom Flecken des Ehebruchs wieder zu reinigen? Es ist möglich, sage ich, ja leicht möglich, wenn man sich den Gesetzen der Kirche unterzieht. Denn ein geistiges Bad ist die Kirche, das zwar nicht den Schmutz des Leibes, wohl aber die Verunreinigung der Seele abwäscht durch die mancherlei Arten der Buße. Wenn du den Sünder ungestraft lässest, so machst du ihn dadurch noch schlimmer; und strafst du ihn, so ist er nicht mehr zu heilen. Ich aber lasse ihn weder ungestraft, noch züchtige ich ihn in der Weise wie du, sondern ich lege ihm eine Buße auf, wie sie mir angemessen dünkt, und mache das Geschehene wieder gut.

Willst du auch noch auf andere Weise lernen, wie du mit deinen entblößten Schwertern und deinem Hinweis auf die Flamme gar wenig für die Heilung thust, während ich ohne solche Mittel die Kranken zur vollen Gesundheit führe? Da bedarf es nicht langer Worte und Reden; da kann ich mich auf Land und Meer berufen und vor Allem auf die Natur des Menschen. Erwäge nur, wie vor Einsetzung dieses Gerichtshofes die menschlichen Dinge lagen, wie ehedem von den Tugenden, die wir jetzt üben sehen, S. 269 keine auch nur dem Namen nach bekannt war. Denn wer sah einst dem Tode kühn in’s Auge? Wer verachtete den Reichthum? Wer schätzte die Ehre gering? Wer floh den Lärm der Welt und begrüßte Berge und die Mutter der Weisheit, die Einöde? Wo war einst der Name der Jungfrauschaft? Dieses alles und noch mehr als Das sind die Erfolge dieses Richterstuhles, sind die Werke dieser Herrschaft.

Indem ihr nun Dieses wißt, indem ihr klar erkennet, wie von daher aller Segen des Lebens stammt und die Besserung der Welt, so kommet fleissig zum Anhören des göttlichen Wortes und zu den Versammlungen und Gebeten an dieser Stätte! Wenn ihr so euer Verhalten ordnet und einen Wandel zeiget, der des Himmels würdig ist, so werdet ihr einst der verheissenen Güter theilhaftig werden können durch die Gnade und Güte u. s. w.

S. 270

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Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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