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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Vierzehnte (Dreizehnte) Homilie. *Phil. III, 18 bis Phil. IV, 3.*

2.

Nichts ist beschämender, nichts niederschmetternder als des Apostels Wort. „Deren Gott“, sagt er, „der Bauch ist, und deren Ruhm in ihrer Schande besteht“. Welche sind das? „Die irdisch Gesinnten“, antwortet er. — Laßt uns Häuser bauen! Wo? Auf der Erde, lautet die Antwort. — Laßt uns Grundbesitz erwerben? Wiederum auf der Erde. — Laßt uns nach Herrschaft streben! Abermals auf der Erde. — Laßt uns nach Berühmtheit trachten! Wieder auf der Erde. — Laßt uns reich werden! Alles auf der Erde. Diese sind es, deren Gott der Bauch ist. Denn wer keinen Sinn für das Geistige hat, sondern seinen ganzen Schatz hienieden besitzt und nur auf Irdisches sinnt, der hat natürlich den Bauch zu seinem Gott und spricht: „Laßt uns essen und trinken; denn morgen müssen wir sterben1!“ Und du hältst dich darüber auf, sag an, daß der Leib nur von Erde ist; die Seele aber ziehst du zur Erde nieder, da du doch sogar jenen vergeistigen solltest? Denn möglich ist es, sofern du nur willst. Den Bauch hast du bekommen, daß du ihn nährest, nicht daß du ihn zum Platzen überfüllest; daß du ihn beherrschest, nicht daß du einen Tyrannen an ihm habest; daß er dir zur Ernährung der übrigen Glieder diene, nicht daß du ihm dienstbar werdest und die (gesetzten) Schranken überschreitest. Wenn das Meer aus seinen Schranken tritt, richtet es nicht so großes Unheil an, als der Bauch bei uns an Seele und Leib. Jenes überschwemmt das ganze Land, dieser den ganzen Leib. Setze ihm eine Schranke in der Genügsamkeit, gleichwie Gott dem Meere den Ufersand als Schranke gesetzt hat; und wenn er stürmisch und wild sich gebärdet, so weise zurecht durch die dir innewohnende Macht! Sieh, wie Gott dich (durch die Vernunft) ausgezeichnet hat, auf daß du ihn nachahmest! Du aber willst dich nicht dazu verstehen; sondern du siehst es S. 195 mit an, wie der Bauch alle Grenzen überschreitet und deine ganze Natur zugrunde richtet und in einen Sumpf verwandelt, und gewinnst es nicht über dich, ihm Halt zu gebieten und ihn zur Ordnung zu bringen. — „Deren Gott der Bauch ist“, heißt es. Betrachten wir, wie Paulus Gott gedient hat! Betrachten wir auf der anderen Seite, wie die Schlemmer dem Bauche dienen! Erleiden sie nicht tausendfach seinen Tod? Fürchten sie sich nicht, den Befehlen des Bauches ungehorsam zu sein? Leisten sie ihm nicht sogar unmögliche Dienste? Sind sie nicht schlimmer daran als Sklaven? „Unser Wandel aber“, sagt der Apostel, „ist im Himmel.“ Darum wollen wir nicht nach irdischer Behaglichkeit streben; dort oben wollen wir unsere Herrlichkeit suchen, wo auch unser Wandel ist. — „Woher wir auch“, fährt er fort, „als Heiland erwarten den Herrn Jesus Christus, der umgestalten wird den Leib unserer Erniedrigung, daß er gleichförmig sei dem Leibe seiner Herrlichkeit.“ Schrittweise führt er uns höher und höher hinauf. — „Vom Himmel“, sagt er, „kommt unser Heiland.“ Der Ort und die Person dienen ihm als Beweis für die Erhabenheit. — „Der umgestalten wird“, heißt es, „den Leib unserer Erniedrigung.“ Vieles muß unser Leib jetzt leiden: er wird in Ketten geschmiedet, gegeißelt, von zahllosem Ungemach betroffen; aber auch der Leib Christi hat das alles gelitten. Dieses nun wollte der Apostel andeuten mit den Worten: „daß er gleichförmig sei dem Leibe seiner Herrlichkeit.“ Der Körper bleibt also der nämliche, aber er zieht die Unverweslichkeit an2. — „Der umgestalten wird.“ Also wird auch die Gestalt eine andere; oder er wollte mit diesem Ausdruck in eigentlichem Sinne die Veränderung bezeichnen (die der Leib erfahren wird). — Den Leib nennt er „den Leib unserer Erniedrigung“, weil er jetzt wirklich in einem niedrigen Zustande sich befindet, der Verwesung, dem Schmerze unterworfen ist, weil er scheinbar unansehnlich ist und vor den übrigen Geschöpfen nichts voraus hat. — „Daß er gleichförmig sei“, heißt es, „dem Leibe seiner Herrlichkeit.“ O Wunder! Jenem Leibe, der zur S. 196 Rechten des Vaters sitzt, wird dieser (unser) Leib gleichförmig; jenem Leibe, der von den Engeln angebetet wird, jenem Leibe, den die körperlosen (himmlischen) Mächte dienend umgeben; jenem Leibe, der „hoch über jede Fürstenwürde und Gewalt und Macht3“ gesetzt ist, — jenem wird er gleichförmig. Wenn also die ganze Welt in Tränen zerflösse, um die zu beweinen, welche dieser Hoffnung verlustig gehen, könnte sie jemals Tränen genug darüber vergießen, daß dieser Leib trotz der uns gewordenen Verheißung, er werde jenem (Leibe) gleichförmig werden, in Gesellschaft der bösen Geister dahinfährt? Ich will von der Hölle gar nicht weiter reden; was immer man sagen mag — wenn ich einer solchen Herrlichkeit verlustig gegangen wäre, würde die Hölle nunmehr in meinen Augen nichts sein gegen diesen Verlust. — Was sagst du, Paulus? Unser Leib soll jenem gleichförmig werden? — Ja, antwortet er. Und damit du nicht ungläubig den Kopf schüttelst, so fügt er auch den Beweisgrund hinzu mit den Worten: „vermöge der Kraft, durch die er auch alles sich unterwerfen kann.“ Er besitzt die Macht, will er sagen, alles sich zu unterwerfen, also auch die Verwesung und den Tod; oder besser gesagt, es ist dieselbe Allmacht, Kraft, mittelst deren er auch dieses wirkt. Denn, sage mir, was erfordert größere Macht: Dämonen, Engel, Erzengel, Cherubim, Seraphim sich zu unterwerfen, oder den Leib unverweslich und unsterblich zu machen? Offenbar das erstere weit mehr als das letztere. Er hat stärkere Beweise seiner Macht geliefert, damit du auch diesen Glauben schenkest. — Wenn ihr daher auch sehet, daß jene Menschen ein lustiges Leben führen; wenn ihr auch sehet, daß sie Ehre und Ansehen genießen: steht fest, laßt euch durch sie nicht beirren, nicht aus der Fassung bringen! Die eben geschilderte Hoffnung ist hinreichend, selbst den Trägsten und Schläfrigsten aufzumuntern. Sodann heißt es weiter:

Kap. IV, V. 1: „Daher, meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und Krone, bleibet so fest stehen im Herrn, Geliebteste!“

S. 197 „So.“ — Wie denn? — Unerschütterlich. Beachte, wie auf die Ermahnungen die Lobsprüche folgen! „Meine Freude und Krone.“ Nicht einfach nur Freude, sondern auch Ruhm; nicht einfach nur Ruhm, sondern auch Krone. Ein unvergleichlicher Ruhm ist es für sie, des hl. Paulus Krone zu sein. — „Bleibet so fest stehen im Herrn, Geliebteste“, d. h. in der Hoffnung auf Gott.

V. 2: „Die Evodia bitte ich, und die Syntyche bitte ich, eines Sinnes zu sein im Herrn.“

V. 3: „Ja ich ersuche auch dich, mein echter Genosse, nimm dich ihrer an!“


  1. 1 Kor. 15, 32 (Is. 22, 18). ↩

  2. Vgl. 1 Kor. 15, 53. ↩

  3. Vgl. Eph. 1, 21. ↩

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